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Zentrale Kohärenz bei Menschen mit Autismus

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<strong>Zentrale</strong> Kohärenz <strong>bei</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Autismus</strong><br />

bleibt unklar, ob die Befunde durch <strong>Autismus</strong> oder durch eine geistige<br />

Behinderung zu erklären sind. Meistens scheint eine übermäßige<br />

Reizselektion eher <strong>mit</strong> entwicklungsbezogenen Schwierigkeiten als<br />

ursächlich <strong>mit</strong> <strong>Autismus</strong> einherzugehen. So konnten in einer neueren<br />

Studie von MINSHEW et al. (1997) <strong>mit</strong> durchschnittlich intelligenten<br />

autistischen <strong>Menschen</strong> keine Probleme in der Aufmerksamkeitsleistung<br />

festgestellt werden. FRITH & BARON-COHEN (1987) vermuten,<br />

dass <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Autismus</strong> weniger eine verminderte, als eine veränderte<br />

Aufmerksamkeit zeigen, <strong>bei</strong> der sie sich an anderen Hinweisreizen<br />

als üblicherweise orientieren. Sie gehen also nicht von einer<br />

Störung früher Aufmerksamkeitsprozesse aus, sondern von einem<br />

höher gelegenen Problem der zentralen Steuerung.<br />

Neben einer Einschränkung der Aufmerksamkeitskapazität könnte<br />

<strong>bei</strong> <strong>Autismus</strong> auch ein veränderter visueller Aufmerksamkeitsfokus<br />

vorliegen. Einige Studien zeigen, dass <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Autismus</strong> sich<br />

langsamer von einem einmal fokussierten Reiz lösen, die Aufmerksamkeit<br />

wechseln und neu ausrichten als nicht autistische Personen<br />

(Übersicht LANDRY & BRYSON 2004). Andere Untersuchungen sehen<br />

Hinweise auf eine Art „Tunnelblick“ (Übersicht MANN & WALKER<br />

2003), <strong>bei</strong> dem autistische <strong>Menschen</strong> Schwierigkeiten <strong>mit</strong> der Ausweitung<br />

des Aufmerksamkeitsfokus („zoom-out“) haben und nur auf<br />

Teilausschnitte eines Gesamtbildes fixiert bleiben.<br />

Dieser enge Aufmerksamkeitsfokus könnte auch eine Ursache für die<br />

Besonderheiten der Wahrnehmung von Details <strong>bei</strong> autistischen <strong>Menschen</strong><br />

sein. So berichten viele Eltern, dass ihre autistischen Kinder<br />

sofort geringe Veränderungen in der Umgebung wahrnehmen oder<br />

kleinste Dinge entdecken. Dies deutet darauf hin, dass Gesamtbilder<br />

sehr detailliert wahrgenommen werden. Hierzu liegen einige Untersuchungen<br />

vor, <strong>bei</strong> denen Probanden kleine Elemente in einem<br />

großen Muster entdecken sollten (z.B. ein X zwischen vielen L’s). Ty-<br />

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Heilpädagogik online 02/ 07

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