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Zentrale Kohärenz bei Menschen mit Autismus

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Interview <strong>mit</strong> Jörg Schlee<br />

schen Fehlschluss: Aus Ist-Daten lassen sich keine Soll-Werte ableiten,<br />

d.h. aus diagnostischen Daten kann man weder Förderziele<br />

noch Fördermethoden erschließen. Aber auch die empirischen Erfahrungen<br />

der letzten 30 Jahre weisen deutlich auf die theoretische<br />

wie praktische Nutzlosigkeit dieses Begriffs hin. Oder haben Sie von<br />

systematischen Untersuchungen gehört, die unter kontrollierten<br />

Bedingungen nachgewiesen haben, dass seit der Einführung der so<br />

genannten Förderdiagnostik Sonderschülern in signifikanter Weise<br />

besser geholfen werden konnte? Ist ihnen von gesicherten Erfahrungen<br />

berichtet worden, dass seither die Qualität und die Erfolgsquote<br />

in der Sonderpädagogik glaubhaft gestiegen seien? Nein - die<br />

Idee von der Förderdiagnostik basiert, auch wenn sie inzwischen<br />

auf vielfache Weise in offiziellen Verlautbarungen verankert ist, auf<br />

einem frommen, jedoch naiven Wunsch. Leider vernebelt dieser<br />

das klare Denken und erschwert für die Sonderpädagogik die Entwicklung<br />

produktiver Lösungsperspektiven. Deshalb habe ich in diesem<br />

Zusammenhang von einem verhängnisvollen Mythos gesprochen.<br />

Heilpädagogik online: Wenn man - wie Sie sagen - aus diagnostischen<br />

Daten keine Förderziele und Fördermethoden erschließen<br />

kann, wie kann dann ein erfolgversprechender Förderansatz aussehen?<br />

Können Sie die wesentlichen Kriterien dafür skizzieren?<br />

Jörg Schlee: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass Ihre<br />

Frage unterstellt, man wisse in der Sonderpädagogik, was man unter<br />

„Fördern“ zu verstehen habe. Tatsächlich ist das nicht der Fall.<br />

Denn es gibt keine speziellen Theorien oder Konzepte, <strong>mit</strong> deren<br />

Hilfe sich „Fördern“ angemessen und eindeutig beschreiben ließe.<br />

Es muss sich vermutlich um etwas Gutgemeintes handeln. Obwohl<br />

der Förderbegriff in der Sonderpädagogik geradezu inflationär ge-<br />

- 61 -<br />

Heilpädagogik online 02/ 07

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