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Zentrale Kohärenz bei Menschen mit Autismus

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Interview <strong>mit</strong> Jörg Schlee<br />

annahmen. Denn sie haben einen doppelten Charakter. Einerseits<br />

beschreiben sie, wie <strong>Menschen</strong> sind. Andererseits enthalten sie zugleich<br />

auch Vorstellungen, wie <strong>Menschen</strong> sein sollten. Diese Soll-<br />

Vorstellungen sind letzten Endes für das pädagogische Planen und<br />

Handeln ausschlaggebend. Ob man sich dessen bewusst ist oder<br />

nicht, sie bestimmen in der Pädagogik die Ziele und die Kriterien<br />

für die methodischen Überlegungen.<br />

Ich wiederhole noch einmal, was ich bereits gesagt habe: Aus diagnostischen<br />

Daten lassen sich weder Ziele noch methodische Handlungshinweise<br />

ableiten. Diese ergeben sich jedoch aus den anthropologischen<br />

Kernannahmen, die man seiner pädagogischen Ar<strong>bei</strong>t<br />

explizit – also bewusst und reflektiert - oder implizit zugrunde legt.<br />

Da<strong>mit</strong> wird die Diagnostik für die (sonder-)pädagogische Ar<strong>bei</strong>t<br />

aber nicht überflüssig. Ganz im Gegenteil: Man darf auf sie keinesfalls<br />

verzichten. Doch muss sie eine völlig andere Funktion bekommen.<br />

Heilpädagogik online: Wie soll diese völlig andere Funktion der<br />

Diagnostik aussehen? Sollte in diesem Zusammenhang überhaupt<br />

noch von Förderdiagnostik gesprochen werden oder sollte von diesem<br />

Begriff wieder Abstand genommen werden, weil er inhaltlich<br />

nicht hinreichend geklärt wird? Welche Konsequenzen ergeben sich<br />

daraus für die sonderpädagogische Praxis?<br />

Jörg Schlee: Mit Hilfe der Diagnostik kann und muss man in der<br />

Sonderpädagogik die Nützlichkeit und die Praktikabilität von didaktischen<br />

oder therapeutischen Konzepten und Theorien überprüfen.<br />

Denn wenn sonderpädagogische Konzepte und Theorien nicht auf<br />

ihren empirischen Gehalt geprüft würden, wären sie dem Risiko<br />

ausgeliefert, zu realitätsfremden Phantasien zu verkommen. Da<strong>mit</strong><br />

wäre weder den Wissenschaftlern noch den Praktikern gedient. So-<br />

- 63 -<br />

Heilpädagogik online 02/ 07

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