Novemberpogrom - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013<br />
Innenpolitik<br />
28<br />
Foto: Parlamentsdirektion/Bernhard Zofall<br />
Denkmal mit der Inschrift »Zur Erinnerung an die Errichtung der Republik am 12. November 1918« – Büsten von Jakob<br />
Reumann, Victor Adler und Ferdinand Hanusch, Schmerlingplatzseite.<br />
Schieder, Josef Ostermayer, Gerald Klug,<br />
die Bundesgeschäftsführer Laura Rudas und<br />
Norbert Darabos, Bürgermeister Michael<br />
Häupl, ÖGB-Präsident Erich Foglar sowie<br />
Vertreter der Wiener Stadtregierung u.a. –<br />
am Denkmal der Republik ein, um den Anfängen<br />
der parlamentarischen Demokratie in<br />
Österreich zu gedenken.<br />
Das Denkmal der Republik<br />
Das Denkmal der Republik steht zwischen<br />
Ring, Parlament und Palais Epstein. Es<br />
wurde am 12. November 1928, dem zehnten<br />
Jahrestag der Ausrufung der Republik, enthüllt.<br />
Drei schiefergraue Büsten erinnern an<br />
drei sozialdemokratische Politiker, die sich<br />
um die Erste Republik verdient gemacht haben:<br />
Victor Adler, Gründervater der Sozialdemokratie,<br />
Ferdinand Hanusch, Begründer<br />
des modernen Sozialstaats, und Jakob Reumann,<br />
Wiens erster „roter“ Bürgermeister.<br />
Die Büsten stammen von Anton Hanak<br />
(Adler), Mario Petrucci (Hanusch) und<br />
Franz Seifert (Reumann).<br />
Victor Adler, Gründervater<br />
der Sozialdemokratie<br />
Denkmal mit der Inschrift „Zur Erinnerung<br />
an die Errichtung der Republik am 12.<br />
November 1918“. In der Mitte sieht man den<br />
Gründervater der österreichischen Sozialdemokratie:<br />
Victor Adler. Er einte die Sozialdemokraten<br />
Östereichs und leistete wesentliche<br />
Vorarbeiten für die Gründung der Ersten<br />
Republik.<br />
Ferdinand Hanusch, Begründer<br />
des modernen Sozialstaats<br />
Die rechte Büste zeigt den Sozialpolitiker<br />
Ferdinand Hanusch. Als Staatssekretär für<br />
Soziales war er 1918 bis 1920 maßgeblich<br />
an der Ausarbeitung jener Gesetze beteiligt,<br />
die noch heute die Grundlagen des modernen<br />
Sozialstaates bilden. Diese Reformen<br />
(u.a. Achtstundentag, Urlaubsregelung, Sonnund<br />
Feiertagsruhe, Arbeitslosenversicherungsgesetz,<br />
Einrichtung von Betriebsräten,<br />
Kollektivvertragsgesetz) waren das bedeutendste<br />
soziale Maßnahmenbündel in der<br />
Geschichte Österreichs.<br />
Jakob Reumann, Wiens erster<br />
»roter« Bürgermeister<br />
Links ist Jakob Reumann zu sehen. Er war<br />
Wiens erster sozialdemokratischer Bürgermeister<br />
(1919 - 1923) und erwirkte während<br />
seiner Amtszeit die Aufwertung Wiens zum<br />
eigenen Bundesland. Der ehemalige Reichsratsabgeordnete<br />
wurde im Dezember 1920<br />
Mitglied des Bundesrates und auch dessen<br />
erster Vorsitzender.<br />
»Österreich <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
Adler stirbt einen Tag<br />
vor Ausrufung der Republik<br />
In den Jahren nach 1928 wurde das<br />
Denkmal zu einem wichtigen Ort für die Sozialdemokratie:<br />
Alljährlich traf man sich hier<br />
zu einer eigenen Feierstunde im Gedenken<br />
an die Ausrufung der Ersten Republik am 12.<br />
November 1918 und an Victor Adler, der<br />
dieses Ereignis nicht mehr erleben durfte: Er<br />
war genau einen Tag davor, am 11. November,<br />
gestorben.<br />
Verhaftungen, Ab- und Wiederaufbau<br />
Im Jahr 1932 kam es erstmals bei Feierlichkeiten<br />
am Denkmal zu Auseinandersetzungen<br />
zwischen Sozialdemokraten und der<br />
Staatsgewalt. Im Jahr darauf verhaftete die<br />
Polizei etliche Jungsozialdemokraten, die<br />
sich trotz Verbots dort versammelten hatten,<br />
um der Ausrufung der Republik zu gedenken.<br />
Nur Monate später wurde das Denkmal<br />
im Zuge der Errichtung der Dollfuß-Diktatur<br />
verdeckt und wenig später abgetragen. Die<br />
Einzelteile kamen ins Depot.<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
wurde das Denkmal wieder aufgestellt. Die<br />
SP-Parlamentsfraktion ehrt das Denkmal und<br />
die Dargestellten alljährlich im November<br />
mit einer Kranzniederlegung. •<br />
Quellen: Hofburg, SPÖ u. SPÖ Wien, Parlament