Novemberpogrom - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013<br />
Sie sind in der Armbanduhr und im Autofahrwerk<br />
genauso wichtig wie bei Meßgeräten<br />
oder Raumfahrzeugen: Federn sind<br />
allgegenwärtig und werden auf den ersten<br />
Blick manchmal als technische Trivialität<br />
betrachtet. Zu Unrecht, wie Richard Zemann<br />
von der TU Wien weiß. Bei ihrer Herstellung<br />
gibt es viel zu verbessern. Sein Team fand<br />
einen Weg, kompliziert geformte Federn aus<br />
Faser-Kunststoff statt aus Stahl zu erzeugen.<br />
Das spart Gewicht und bringt ein hervorragendes<br />
Materialverhalten.<br />
Kohlenstoff und Harz<br />
Karbonfasern sind extrem belastbar. Nur<br />
einige Mikrometer dick sind die Filamente,<br />
die das Forschungsteam von Richard Zemann<br />
am Institut für Fertigungstechnik und<br />
Hochleistungslasertechnik der TU Wien verwendet,<br />
doch ihre Länge kann in die Kilometer<br />
gehen. Bündelt man diese dünnen Fasern,<br />
erhält man eine leichte aber extrem<br />
steife Struktur. Damit die Fasern in Form<br />
bleiben, bettet man sie in einer Matrix ein,<br />
zum Beispiel in Epoxidharz. „Das Harz<br />
selbst nimmt im optimalen Fall keine Kräfte<br />
auf, aber es bindet die Kohlenstofffasern aneinander<br />
und sorgt so für die nötige<br />
Stabilität“, erklärt Richard Zemann.<br />
Daß die Eigenschaften dieser Fasermaterialien<br />
für ihren Einsatz bei der Herstellung<br />
von Federn sprechen, ist recht offensichtlich:<br />
Ihre Dichte ist extrem gering – sie beträgt<br />
weniger als ein Viertel der Dichte von<br />
Stahl – und gleichzeitig übertreffen Faser-<br />
Kunststoff-Verbunde Stahl teilweise in ihrer<br />
Steifigkeit.<br />
Trotzdem wurden Faserverbundwerkstoffe<br />
bisher nur für vergleichsweise einfache<br />
Blattfedern eingesetzt, weil die Herstellungsverfahren<br />
für kompliziertere spiralförmige<br />
oder schraubenförmige Formen fehlten.<br />
Das Team der TU Wien konnte allerdings<br />
mit dem Projektpartner, der Federnfabrik<br />
Tmej, einen Prozeß entwickelt, der<br />
die Herstellung aller wichtigen Federgestalten<br />
erlaubt. Wie das genau funktioniert, will<br />
Richard Zemann derzeit noch nicht verraten:<br />
„Wir stellen jedenfalls zuerst einen dicken<br />
Draht her, der danach zu einer schraubenförmigen<br />
Feder umgeformt werden kann.“<br />
Wissenschaft & Technik<br />
Federleicht<br />
Weg mit überflüssigen Kilos: In der Industrie ist Masseeinsparung ein<br />
wichtiges Thema. An der TU Wien ersetzt man daher bei der<br />
Federherstellung massiven Stahl durch leichte Faserwerkstoffe.<br />
Fotos:TU Wien<br />
100.000 Belastungen<br />
und kein bißchen müde<br />
Die Resultate können sich jedenfalls jetzt<br />
schon sehen lassen: Erste Spiralfedern konnten<br />
100.000 Belastungszyklen unbeschadet<br />
oben: Schraubendruckfeder<br />
unten: Spiralfeder<br />
»Österreich <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
überstehen. „Wir haben den Versuch dann<br />
einfach abgebrochen – die Federn zeigten<br />
überhaupt keine Ermüdung und hätten sicher<br />
noch eine viel größere Zahl von Belastungen<br />
ausgehalten“, sagt Richard Zemann.<br />
Der Herstellungsprozeß wird nun noch<br />
für die Serienanwendung verbessert. Forschungsbedarf<br />
gibt es noch hinsichtlich der<br />
Harz- bzw. Kunststoffkomponente: Die<br />
Kohlenstofffasern halten die oftmalige Belastung<br />
zwar problemlos aus, aber die Matrix<br />
rundherum könnte irgendwann doch<br />
geringfügig ihre Form ändern. An der TU<br />
Wien werden derzeit noch Ideen zur Verbesserung<br />
der Kunststoffkomponente untersucht.<br />
Die neuartigen Federn sind äußerst korrosions-<br />
und chemikalienbeständig. Der entscheidende<br />
Vorteil ist allerdings die Gewichtsersparnis.<br />
Bei gleicher Steifigkeit<br />
reduziert sich die Masse um 70 bis 80 Prozent<br />
verglichen mit herkömmlichen Stahlfedern.<br />
Gerade in der Automobilindustrie ist<br />
man sehr auf Gewichtseinsparungen bedacht<br />
– eine geringere Masse bedeutet letztlich<br />
auch weniger Treibstoffverbrauch. Ganz<br />
entscheidend ist das Thema Gewicht natürlich<br />
im Luft- und Raumfahrtbereich.<br />
„Zunächst werden sich Karbon-Faser-<br />
Verbund-Federn sicher im gehobenen Marktsegment<br />
durchsetzen“, prognostiziert Richard<br />
Zemann, „doch langfristig soll die<br />
neue Technologie auch in Massenprodukten<br />
verwendet werden – das ist unser erklärtes<br />
Ziel.“<br />
•<br />
http://www.tuwien.ac.at<br />
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