Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
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132 EZFF Occasional Papers Nr. <strong>22</strong><br />
Das Nachfrageverhalten wird zu wenig berücksichtigt. Bisher wurde die<br />
Nachfrage nach Migranten in den meisten Län<strong>der</strong>n durch politisches Reglement<br />
beeinflusst. Es besteht insofern Zweifel, ob die Nachfrage nach zuwan<strong>der</strong>nden<br />
Arbeitskräften (mit einer bisher mehr einseitigen Qualifikationsstruktur)<br />
dem geschätzten Angebot entsprechen wird 24 . Das würde heißen,<br />
dass im Rahmen einer Arbeitskräftefreizügigkeit sich vorhandene Wan<strong>der</strong>ungspotentiale<br />
zunächst eher realisieren lassen, was zu Wan<strong>der</strong>ungsprozessen<br />
zum Zwecke <strong>der</strong> Suche nach Arbeit (Such-Migration), aber nur teilweise<br />
zu Beschäftigungsverhältnissen führt.<br />
Unterschiedliche Migrationsneigungen in den verschiedenen Beitrittslän<strong>der</strong>n<br />
werden nicht berücksichtigt (vgl. hierzu die in <strong>der</strong> Übersicht aufgeführten<br />
Befragungen).<br />
Erfahrungen mit Potentialschätzungen zur seinerzeitigen Sü<strong>der</strong>weiterung<br />
deuten im Falle <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> auf eine systematische Überschätzung<br />
<strong>der</strong> tatsächlichen Migration hin.<br />
Sie basieren auf recht unsicheren Prognosen über die Einkommens- bzw.<br />
BIP-Konvergenz zwischen den Beitrittslän<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> EU und beinhalten<br />
Erweiterungsszenarien, die dem heutigen Verhandlungsstand nicht mehr entsprechen.<br />
Sie sagen zum Teil wenig über den zeitlichen Verlauf <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung aus.<br />
Eine Trennung zwischen temporärer, dauerhafter und Pendelmigration wird<br />
in <strong>der</strong> Regel nicht getroffen. 25<br />
Und schließlich wird, und dies gilt auch für die neuesten ökonometrischen<br />
Schätzungen und die befragungsbasierten Ergebnisse, nicht unterschieden<br />
zwischen Arbeitskräftewan<strong>der</strong>ung und Gesamtwan<strong>der</strong>ung. Mit wenigen<br />
Ausnahmen beziehen sich die Ergebnisse auf die Gesamtwan<strong>der</strong>ung.<br />
Neuere ökonometrische Schätzungen 26 sind auf diese Kritik eingegangen und<br />
haben neuere Ergebnisse <strong>der</strong> Migrationstheorie stärker berücksichtigt und außerdem<br />
deutlich gemacht, auf welche historischen Migrationsmuster (im Rahmen<br />
<strong>der</strong> EU-Integration o<strong>der</strong> bisherige Gesamtmigration o<strong>der</strong> län<strong>der</strong>spezifische<br />
Entwicklung) sie sich beziehen. <strong>Die</strong> Ergebnisse dieser Schätzungen liegen deutlich<br />
unter denen <strong>der</strong> früheren Arbeiten (siehe Übersicht).<br />
Auch Befragungsergebnisse haben nur begrenzte Aussagekraft hinsichtlich eines<br />
Migrationspotentials. Zum einen sind es methodische Aspekte <strong>der</strong> Repräsentativität,<br />
zum an<strong>der</strong>en die Problematik, subjektive Momente o<strong>der</strong> Wünsche von<br />
konkreten Plänen zu trennen. Außerdem wären – unter Einbeziehung von Zu-<br />
24<br />
25<br />
26<br />
siehe auch Borjas (1999).<br />
Ausnahme etwa: Birner et al. (1998).<br />
u.a. Orlowski et al. (1999), European Integration Consortium (2000).