Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
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<strong>Die</strong> <strong>Osterweiterung</strong> <strong>der</strong> EU 161<br />
Als Ursachen für das vergleichsweise hohe Gewicht <strong>der</strong> Landwirtschaft in<br />
Mittel- und Osteuropa lassen sich u.a. folgende aufführen:<br />
<br />
<br />
<br />
Ein niedrigerer volkswirtschaftlicher Entwicklungsstand sowie die geringere<br />
Produktivität bewirken, dass ein relativ großer Anteil <strong>der</strong> Produktionsfaktoren<br />
in <strong>der</strong> Erzeugung von Agrargütern beschäftigt ist. <strong>Die</strong>s erklärt auch den<br />
vergleichsweise hohen Anteil von Nahrungsmitteln an den Verbraucherausgaben.<br />
<strong>Die</strong>ser beträgt in den Beitrittskandidaten je nach Land zwischen 30%<br />
und 60%, während er in <strong>der</strong> EU unter 20% liegt. 1<br />
Eine weitere Ursache ist in <strong>der</strong> Ausstattung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit Agrarfläche zu<br />
sehen. <strong>Die</strong>se ist bezogen auf die Gesamtzahl <strong>der</strong> Einwohner deutlich höher<br />
als in <strong>der</strong> EU.<br />
Auffällig ist, dass in den Beitrittskandidaten <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Landwirtschaft an<br />
<strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Beschäftigten im Vergleich zum Anteil am BIP relativ<br />
hoch ist. <strong>Die</strong>s ist zum einen auf die niedrige Arbeitsproduktivität im<br />
Agrarsektor zurückzuführen. Zum an<strong>der</strong>en ist es aber auch das Ergebnis <strong>der</strong><br />
Pufferrolle, welche die Landwirtschaft gegen Arbeitslosigkeit und zur<br />
Aufrechterhaltung sozialer Stabilität in ländlichen Gebieten hat. Bei einem<br />
Mangel an außerlandwirtschaftlichen Arbeitsplätzen werden relativ viele<br />
Arbeitskräfte im Agrarsektor verbleiben, auch wenn die dort zu erzielenden<br />
Einkommen niedrig sind. Der Umfang <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit wird dadurch<br />
maskiert. Eine gewisse Son<strong>der</strong>rolle nimmt Polen ein, dessen Landwirtschaft<br />
mehr als ein Viertel <strong>der</strong> insgesamt Beschäftigten absorbiert aber nur weniger<br />
als ein Zwanzigstel <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Produktion erwirtschaftet.<br />
Allerdings sind in den Zahlen für Polen auch Nebenerwerbslandwirte erfasst<br />
sowie Bodeneigentümer, die aus steuerlichen Gründen die<br />
Berufsbezeichnung Landwirt führen. 2<br />
Bei den vorgestellten Zahlen zur Bedeutung <strong>der</strong> Landwirtschaft darf aber nicht<br />
verkannt werden, dass <strong>der</strong> landwirtschaftliche Anteil an <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />
Aktivität seit 1989 in den meisten <strong>der</strong> zehn Beitrittskandidaten bereits um<br />
etwa die Hälfte gesunken ist.<br />
3. Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>Die</strong> einschneidenden Verän<strong>der</strong>ungen in den Gesellschaftssystemen Mittel- und<br />
Osteuropas verursachten nach Beginn <strong>der</strong> Transformation Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre<br />
einen deutlichen Einbruch <strong>der</strong> Agrarproduktion. Erst ab 1993 lässt sich eine<br />
1<br />
Europäische Kommission (1998), S. 16.<br />
2<br />
Meinlschmidt et.al.(2000), S. 15.