Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
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82 EZFF Occasional Papers Nr. <strong>22</strong><br />
b) In einigen östlichen Grenzregionen Deutschlands, aber beispielsweise auch<br />
Österreichs, stellt sich die Situation bereits heute als durchaus kritisch dar. Ihnen<br />
ist vielleicht bekannt, dass die Gewerkschaften in den Grenzregionen versuchen,<br />
in sogenannten „interregionalen Gewerkschaftsräten“ grenzüberschreitend zu<br />
kooperieren und ihre Interessen gegenseitig abzustimmen. Im Zuge dieser interregionalen<br />
Kooperationen kommen wir insbeson<strong>der</strong>e an den Ostgrenzen<br />
Deutschlands zunehmend zu <strong>der</strong> Einschätzung, dass das Problem <strong>der</strong> Konkurrenz<br />
<strong>der</strong> Arbeitskräfte nicht in erster Linie ein Problem <strong>der</strong> legalen Beschäftigung,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr ein Problem <strong>der</strong> illegalen Beschäftigung ist.<br />
Deshalb ist es unserer Auffassung nach erfor<strong>der</strong>lich, dass die Lösung dieses<br />
Problems eine prominente Rolle bei <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> <strong>der</strong><br />
Europäischen <strong>Union</strong> einnimmt. Im Zuge <strong>der</strong> vollständigen Freizügigkeit von<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> mittel- und osteuropäischen<br />
Staaten in die Europäische <strong>Union</strong> muss es deshalb unserer Auffassung<br />
nach verbindliche Standards, tarifvertraglich abgesichert, für Wan<strong>der</strong>arbeiterinnen<br />
und -arbeiter geben. Denkbar wäre beispielsweise eine Formel<br />
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort“, um so die zu Recht bestehende<br />
Befürchtung, es könne zu Lohndumping kommen, zu zerstreuen.<br />
<strong>Die</strong> Gewerkschaften ignorieren selbstverständlich nicht, dass es bereits jetzt in<br />
den Grenzregionen ein hohes Wirtschaftsgefälle gibt, das allerdings nur durch<br />
eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit aufgefangen werden kann. Wir sind<br />
<strong>der</strong> Überzeugung, dass durch unsere interregionale Kooperation hier ein erhebliches<br />
Stück Arbeit geleistet werden kann, das aber unbedingt durch wirkungsvolle<br />
regionalpolitische Instrumente im Zuge <strong>der</strong> Integrationsmaßnahmen unterstützt<br />
werden muss. Deshalb lautet unsere Vorstellung, dass die bestehenden<br />
För<strong>der</strong>programme für beide Seiten <strong>der</strong> Grenze zu einem gemeinsamen wirkungsvollen<br />
Instrument zusammengeführt werden müssen, und damit muss bereits<br />
morgen und nicht erst nach dem Beitritt begonnen werden.<br />
Lassen Sie mich abschließend versuchen, die gewerkschaftlichen Positionen zusammenzufassen:<br />
Wir verkennen die Risiken <strong>der</strong> EU-<strong>Osterweiterung</strong> für den deutschen Arbeitsmarkt<br />
nicht. Wir sind allerdings <strong>der</strong> Auffassung, dass diese Risiken durch die<br />
Schaffung entsprechen<strong>der</strong> Rahmenbedingungen eingegrenzt werden können,<br />
dass diese Risiken schließlich zu Chancen werden können, wenn angemessene<br />
und richtige Weichenstellungen von Seiten <strong>der</strong> Politik erfolgen. <strong>Die</strong> deutschen<br />
Gewerkschaften und, gestatten Sie mir diese Bemerkung, insbeson<strong>der</strong>e die Gewerkschaft<br />
ÖTV versucht, im Rahmen ihrer Kooperation mit mittel- und osteuropäischen<br />
Partnergewerkschaften, bereits seit mehreren Jahren ihre Partnerorganisationen<br />
auf den EU-Beitritt vorzubereiten.