Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
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64 EZFF Occasional Papers Nr. <strong>22</strong><br />
sierung öffnen müssen. Im Falle <strong>der</strong> Verlagerung von Produktionsstätten nach<br />
Ostmitteleuropa entsteht diese Konkurrenz aber nicht mehr in weit entfernten<br />
Regionen, wie z.B. in Südostasien, son<strong>der</strong>n unmittelbar vor den Türen <strong>der</strong> Europäischen<br />
<strong>Union</strong>. Dadurch wird die Arbeit in den gegenwärtigen Mitgliedstaaten<br />
jedoch nicht weniger, son<strong>der</strong>n nur an<strong>der</strong>s verteilt.<br />
<strong>Die</strong> überwiegend von <strong>der</strong> Kontroverse um Verteilungsfragen geprägte Diskussion<br />
verstellt den Blick für die grundlegende Tatsache, dass sich die anfallenden<br />
Kosten tatsächlich in engen Grenzen halten. <strong>Die</strong> EU-Eigenmittel, welche zum<br />
Teil als Transferzahlungen zugunsten <strong>der</strong> künftigen Mitglie<strong>der</strong> verteilt werden,<br />
sind auf 1,27% des Bruttoinlandsproduktes <strong>der</strong> gegenwärtigen Mitgliedstaaten<br />
begrenzt. Bei <strong>der</strong> Bereitstellung von EU-Strukturfondsmitteln gilt das Prinzip<br />
<strong>der</strong> Zusätzlichkeit auch für die künftigen Empfängerlän<strong>der</strong>, wodurch die Ausgaben<br />
in diesem Bereich erheblich gedrosselt werden. Der Agenda 2000 zufolge,<br />
welche die künftigen För<strong>der</strong>summen für die Beitrittsstaaten festlegt, könnte Ungarn<br />
bei einem Beitritt im Jahre 2003 mit einem För<strong>der</strong>betrag rechnen, welcher<br />
etwa 2,6% des Bruttoinlandsproduktes des Landes entspricht. <strong>Die</strong>s liegt aber<br />
deutlich unter <strong>der</strong> 4%-Marke, welche die Agenda 2000 als Obergrenze für För<strong>der</strong>ungen<br />
aus den Strukturfonds festlegt hat. In diesem Zusammenhang muss<br />
außerdem auf die begrenzte Absorptionsfähigkeit <strong>der</strong> Ökonomien Ostmitteleuropas<br />
hingewiesen werden. Schätzungen zufolge liegt sie in den ostmitteleuropäischen<br />
Län<strong>der</strong>n zwischen 3% und 4% des Bruttoinlandsproduktes. För<strong>der</strong>mittel<br />
in einem größeren Umfang können die Ökonomien dieser Län<strong>der</strong> gegenwärtig<br />
einfach nicht effektiv einsetzen.<br />
Der Hauptfehler <strong>der</strong> Verteilungsperspektive liegt aber v.a. darin, dass sie sehr<br />
einseitig nur auf die Höhe <strong>der</strong> künftigen För<strong>der</strong>ungen bzw. auf die anfallenden<br />
Kosten für die einzelnen Mitgliedstaaten abzielt. Da diese Kosten bei den Mitgliedstaaten<br />
auf 1,27% des Bruttoinlandsproduktes begrenzt sind, wird in <strong>der</strong><br />
Praxis immer nur über einen Bruchteil <strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungskraft diskutiert.<br />
Damit wird einfach ausgeklammert, dass <strong>der</strong> Beitritt <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> Ostmitteleuropas<br />
weitaus größere und positive Auswirkungen auf die übrigen, knapp<br />
99% des Bruttoinlandsproduktes zeitigen wird. <strong>Die</strong> eigentlich entscheidende<br />
Frage muss nämlich letzten Endes lauten, inwieweit die Volkswirtschaften <strong>der</strong><br />
Mitgliedstaaten durch die <strong>Osterweiterung</strong> Wachstumsimpulse erhalten werden?<br />
Im Teufelskreis <strong>der</strong> Verteilungsfrage, welche sich nicht auf die Ökonomie als<br />
Ganzes, son<strong>der</strong>n nur auf den geringen, über das EU-Budget verteilbaren BIP-<br />
Anteil bezieht, wird diese Frage aber völlig ausgeklammert.<br />
Sobald wir jedoch diesen Teufelskreis verlassen, werden die Chancen eines gemeinsamen<br />
Wachstums sofort offensichtlich. Ostmitteleuropa ist gegenwärtig<br />
einer <strong>der</strong> bedeutendsten Wachstumsmärkte in ganz Europa. <strong>Die</strong> Län<strong>der</strong> Ostmitteleuropas<br />
weisen im Schnitt jährliche Wachstumsraten zwischen 4 und 6% auf,<br />
die die durchschnittliche Wachstumsrate <strong>der</strong> EU-Län<strong>der</strong> deutlich überflügeln.