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Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...

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<strong>Die</strong> <strong>Osterweiterung</strong> <strong>der</strong> EU 81<br />

ropa auswirken können: Zum einen geht es dabei um die immer wie<strong>der</strong><br />

geäußerten Absichten westeuropäischer Unternehmen, nach Osteuropa überzusiedeln.<br />

Zum an<strong>der</strong>en muss man sich die Situation in den Grenzregionen, wie sie<br />

sich bereits heute darstellt, und ihre mögliche Entwicklung etwas näher anschauen.<br />

a) In <strong>der</strong> öffentlichen Debatte um den Wirtschaftsstandort Deutschland wird,<br />

wenn es denn politisch opportun erscheint, immer wie<strong>der</strong> gerne auf die aus unternehmerischer<br />

Sicht vermeintlich paradiesischen Bedingungen in den Beitrittslän<strong>der</strong>n<br />

verwiesen. Zwar sei dort die Produktivität nicht so hoch wie in<br />

Westeuropa, dieser Mangel an Produktivität werde aber durch geringere Lohnund<br />

v.a. Lohnnebenkosten aufgefangen. Deswegen wird, beispielsweise bei<br />

schwierigen Tarifverhandlungen in Deutschland, immer wie<strong>der</strong> gerne darauf<br />

verwiesen, dass man ja das komplette Unternehmen nach Mittel- und Osteuropa<br />

verlagern könne.<br />

<strong>Die</strong> Erfahrung spricht dagegen, dass dies geschieht. <strong>Die</strong> Strategie von seriös arbeitenden<br />

und argumentierenden Unternehmen besteht vielmehr darin, in Mittelund<br />

Osteuropa im Rahmen von joint ventures o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kooperationsformen<br />

die endogenen Beschäftigungspotentiale und die Standortvorteile zu nutzen, sich<br />

aber dabei gleichzeitig darüber im klaren zu sein, dass es insbeson<strong>der</strong>e bezüglich<br />

<strong>der</strong> Qualifikation und <strong>der</strong> Qualitätsstandards erhebliche Defizite gibt.<br />

Wenn Sie sich die Strategie beispielsweise von Volkswagen in Tschechien anschauen,<br />

werden Sie feststellen, dass es dort seit Beginn <strong>der</strong> Investitionen dieses<br />

Unternehmens bei Skoda zu einem erheblichen Qualifikations- und Innovationsschub<br />

gekommen ist. Sie werden auch feststellen, dass Verantwortlichkeiten an<br />

Führungspositionen zunehmend an Beschäftigte aus Tschechien übertragen<br />

wurden, und Sie werden darüber hinaus feststellen, dass sich die Produktionskosten<br />

in diesen Län<strong>der</strong>n mittlerweile stetig in Richtung zumindest südeuropäischer<br />

Verhältnisse bewegen. Will sagen: mittel- und langfristig denkende Unternehmer<br />

werden kaum aufgrund möglicherweise kurzfristig erreichbarer Vorteile<br />

auf das vorhandene Know-how, auf die vorhandene Infrastruktur in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland verzichten und ganz einfach ihr komplettes Unternehmen<br />

nach Mittel- und Osteuropa verlagern, son<strong>der</strong>n vielmehr die jeweiligen Standortvorteile<br />

nutzen wollen.<br />

Unstrittig ist allerdings, dass eine neue Konkurrenzsituation entstehen kann.<br />

Aber auch hier sehen wir, sozusagen jenseits <strong>der</strong> tagespolitischen Polemik, die<br />

Chance, dass sich zum einen die Lebens-, Arbeits- und Produktionsbedingungen<br />

in West- und Osteuropa mittelfristig auf hohem Niveau einan<strong>der</strong> annähern. Zum<br />

an<strong>der</strong>en sehen wir die Möglichkeit, dass sich westeuropäische und insbeson<strong>der</strong>e<br />

westdeutsche Unternehmen im Rahmen einer gesamteuropäischen Strukturpolitik<br />

von ihren Aufgaben und Kompetenzbereichen her neu positionieren werden.

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