Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
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62 EZFF Occasional Papers Nr. <strong>22</strong><br />
Wirtschaftliche Aspekte <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> – Beispiel Ungarn<br />
Zoltán Cséfalvay<br />
1. Der Teufelskreis <strong>der</strong> Verteilungsfrage<br />
<strong>Die</strong> Diskussionen und die öffentliche Problemwahrnehmung hinsichtlich <strong>der</strong><br />
<strong>Osterweiterung</strong> <strong>der</strong> Europäischen <strong>Union</strong> sind gegenwärtig von Ängsten und Bedrohungsgefühlen<br />
beherrscht. Sogar im Verhandlungsprozess spielen Ängste,<br />
wie die Horrorvision des Zustroms von Hun<strong>der</strong>ttausenden von Migranten aus<br />
dem Osten, und damit verbundene Verteilungsfragen, wie die angeblich untragbar<br />
hohen (Folge-) Kosten <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong>, eine zentrale Rolle.<br />
<strong>Die</strong> ausschließliche Konzentration auf Verteilungsfragen ist aber ausgesprochen<br />
kontraproduktiv. Einerseits vernachlässigt sie jene gemeinsamen Chancen, welche<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> resultieren können. Es ist evident, dass ein Prozess<br />
wie die <strong>Osterweiterung</strong> nicht nur Risiken, son<strong>der</strong>n auch deutliche Gewinne mit<br />
sich bringen kann. Eine einseitige Betonung <strong>der</strong> Risiken entfaltet jedoch eine<br />
bremsende Wirkung und entspricht nicht einmal <strong>der</strong> Wirklichkeit.<br />
An<strong>der</strong>erseits münden die Verteilungsfragen in einen Teufelskreis und schüren<br />
nur weitere unbegründete Ängste. Das Paradoxon <strong>der</strong> Überbetonung <strong>der</strong> Verteilungsfrage<br />
besteht nämlich darin, dass die Län<strong>der</strong> Ostmitteleuropas sowohl im<br />
Falle bleiben<strong>der</strong> Entwicklungsrückstände als auch im Falle rascher Entwicklung<br />
Besorgnis auslösen. Gelingt es ihnen nicht, ihre Rückstände abzubauen, so wird<br />
ihr Beitritt als gefährlich erachtet, weil die nötige Mo<strong>der</strong>nisierung dieser Län<strong>der</strong><br />
zu hohe Kosten zulasten <strong>der</strong> Europäischen <strong>Union</strong> verursachen könnte. Da Entwicklungsrückstände<br />
in <strong>der</strong> Regel mit einem niedrigen Einkommensniveau einhergehen,<br />
geht – aus dieser Sicht – von den Län<strong>der</strong>n Ostmitteleuropas gleichzeitig<br />
ein hohes Migrationsrisiko aus. <strong>Die</strong> Ängste werden aber auch im Falle<br />
eines raschen wirtschaftlichen Aufholprozesses <strong>der</strong> ostmitteleuropäischen Beitrittslän<strong>der</strong><br />
nicht geringer. Falls sie sich dynamisch entwickeln sollten, werden<br />
sie wie<strong>der</strong>um als Bedrohung betrachtet, weil ihre künftige EU-Mitgliedschaft<br />
Arbeitsplätze im Westen gefährden könnte. Infolge <strong>der</strong> günstigen Produktionsbedingungen,<br />
wie des Vorhandenseins gut qualifizierter Arbeitskräfte zu relativ<br />
niedrigen Löhnen, würden immer mehr Produktionsstätten vom Westen Europas<br />
nach Ostmitteleuropa verlagert. In dieser vereinfachten Sichtweise werden die<br />
Beitrittslän<strong>der</strong> im Falle einer raschen ökonomischen Entwicklung als potentielle<br />
Arbeitsplatzvernichter betrachtet.<br />
An beiden Argumentationsmustern ist unschwer zu erkennen, dass die <strong>Osterweiterung</strong><br />
unter Verteilungsaspekten als ein Null-Summen-Spiel aufgefasst