Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
Die Osterweiterung der Euopaeischen Union (OcP 22) - Universität ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 EZFF Occasional Papers Nr. <strong>22</strong><br />
macht. Obwohl zwischen Ost und West ein erhebliches Wohlstandsgefälle besteht,<br />
weil <strong>der</strong> Osten wirtschaftlich weit weniger entwickelt ist als <strong>der</strong> Westen,<br />
findet kaum Migration nach Westen statt. <strong>Die</strong> Menschen möchten ihren Heimatort,<br />
ihre Familie, ihr Umfeld nicht für eine fremde Umgebung verlassen. <strong>Die</strong>ses<br />
Bedürfnis ist stärker als die Aussicht auf einen „besseren Lohn in <strong>der</strong> Fremde“.<br />
Mit <strong>der</strong> wirtschaftlichen Erholung <strong>der</strong> Beitrittslän<strong>der</strong> dürfte das Einkommensgefälle<br />
und damit auch die Migrationsbereitschaft wie<strong>der</strong> abnehmen und sogar eine<br />
Re-Migration erfolgen. So sind zwischen 1985 und 1994 20.000 Spanier wie<strong>der</strong><br />
in ihre Heimat zurückgekehrt.<br />
Insgesamt ist die volle Freizügigkeit erst dann sinnvoll, wenn sich die Lebensverhältnisse<br />
in den beitretenden Staaten deutlich an die <strong>der</strong> bisherigen Mitgliedstaaten<br />
angenähert haben und damit <strong>der</strong> Anreiz für Zuwan<strong>der</strong>ung gesunken ist.<br />
Auch die Integration <strong>der</strong> Land- und Ernährungswirtschaft <strong>der</strong> mittel- und osteuropäischen<br />
Staaten ist ein schwieriges Thema. Der landwirtschaftliche Bereich<br />
insgesamt ist in den Beitrittsstaaten wesentlich umfangreicher als in <strong>der</strong> Europäischen<br />
<strong>Union</strong>. In den Beitrittsstaaten sind im Durchschnitt 10 Mio. Menschen,<br />
das sind 23% <strong>der</strong> Beschäftigten, noch in <strong>der</strong> Landwirtschaft tätig. In <strong>der</strong> EU sind<br />
es mit 7,5 Mio. Beschäftigten unter 5%.<br />
Ich gehe davon aus, dass bei einigen Beitrittslän<strong>der</strong>n die sofortige, direkte und<br />
vollständige Einführung <strong>der</strong> Gemeinsamen Agrarpolitik <strong>der</strong> EU zu erheblichen<br />
strukturellen Anpassungsproblemen sowie zu sozialen Verwerfungen führen<br />
würde. Deshalb müssen hier flexible Lösungen gefunden werden.<br />
6. Schluss<br />
Wenn wir vor großen Aufgaben stehen, müssen wir Wissen, Erfahrung, Sichtweisen<br />
und Standpunkte von Beteiligten aus Wissenschaft und Politik zusammenführen<br />
und über Fachgrenzen hinaus Erkenntnisse sammeln. Nur dies wird<br />
<strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung gerecht und vermittelt neue Impulse, die<br />
in den gesellschaftlichen und politischen Prozess eingehen können. Deshalb<br />
diese Veranstaltung.<br />
Ich freue mich v.a., dass wir in den nächsten zwei Tagen nicht nur über die <strong>Osterweiterung</strong><br />
reden, son<strong>der</strong>n auch die Sicht eines Beitrittskandidaten erleben<br />
können.<br />
Ich möchte die ungarischen Gäste beson<strong>der</strong>s herzlich bei uns begrüßen. Ungarn<br />
ist ein Land, das in vielfältiger Weise zur gesamteuropäischen Kultur beigetragen<br />
hat. Es war dynastisch und durch Ansiedlung eng gerade mit dem südwestdeutschen<br />
Raum verbunden. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit zwischen Baden-Württem-