Ausgabe 05/2011 Wirtschaftsnachrichten Donauraum
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WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
n Leader“<br />
Staat muss mehr tun<br />
Wenn auch Wirtschaftskammer oder Industriellenvereinigung<br />
als Interessenverbände<br />
sowie Förderorganisationen, Wissenschaftseinrichtungen<br />
und der Rat für Forschung und<br />
Technologieentwicklung (RFT) die Forschungsstrategie<br />
grundsätzlich begrüßen,<br />
hört man dennoch konstruktive Kritik von<br />
kompetenter Seite. Die Strategie selbst bezeichnet<br />
der RFT-Vorsitzende Hannes Androsch<br />
zwar als „Meilenstein“ und „verdienstvoll“,<br />
allerdings werde der Forschungsrat<br />
empfehlen, dass nicht nur ein Umsetzungsplan<br />
für die Strategie festgelegt wird,<br />
sondern auch einer für die Finanzierung sowie<br />
dass die konkreten Verantwortlichkeiten<br />
in der Durchführung der einzelnen Maßnahmen<br />
aufgelistet werden. So ortet Androsch<br />
„offene Flanken“ im FTI-Papier und vermisst<br />
„eine klare Roadmap für die Umsetzung“ sowie<br />
einen „klaren Finanzplan“. Außerdem<br />
bemängelt er den Rückzug des Staates aus<br />
der Finanzierungsverantwortung. In dieses<br />
Horn stößt auch IV-Chef Veit Sorger, der<br />
„konkrete Maßnahmen, klare Verantwortlichkeiten<br />
sowie Umsetzungsmeilensteine“ einmahnt.<br />
Mit einer unmissverständlichen Forderung<br />
nach mehr finanziellem Engagement<br />
des Staates hat Androsch auch zugleich mit<br />
ein paar Einsparungsvorschlägen zur Realisierung<br />
aufhorchen lassen: Die Mittel dafür<br />
könnten aus einer Pensionsreform kommen.<br />
„Ein Jahr länger im Berufsleben bringt dem<br />
Staat 1,7 Milliarden Euro.“<br />
Ü<br />
„Mehr privat, weniger Staat” ist die zukünftige Devise in der österreichischen Forschungslandschaft.<br />
Die zuständigen Minister Doris Bures, Beatrix Karl, Reinhold Mitterlehner und<br />
Claudia Schmied präsentieren mit Verspätung die FTI-Strategie 2020.<br />
Foto: HBF Pusch<br />
Bildung und Grundlagenforschung<br />
miteinbezogen<br />
Da auch das Bildungssystem sein Potenzial<br />
„bei Weitem nicht ausschöpft“, soll es „in<br />
seiner Gesamtheit optimiert werden“. Der<br />
Anstieg der Maturantenquote auf 55 Prozent<br />
pro Altersjahrgang (derzeit 39 Prozent) und<br />
die Erhöhung des Akademikeranteils der 30-<br />
bis 34-Jährigen auf 38 Prozent (derzeit 35<br />
Prozent) werden als konkrete Ziele bis 2020<br />
genannt. Auch das verpflichtende kostenfreie<br />
Kindergartenjahr oder die Einführung von<br />
Bildungsstandards mögen bei der Umsetzung<br />
zum Erfolg führen. Zusätzlich sollen<br />
etwa „Qualitätsindikatoren für den Lehrbetrieb<br />
im Hochschulbereich“ sowie der Uni-<br />
Kollektivvertrag und das Universitätsgesetz<br />
zur Realisierung eines „Tenure-Track-Systems“<br />
weiterentwickelt werden.<br />
Auch in der Grundlagenforschung setzt man<br />
verstärkt auf eingeworbene Drittmittel, die<br />
vom Wissenschaftsfonds finanziert werden<br />
sollen, sowie auf die Profilbildung von Unis,<br />
was durch die Einrichtung von „Exzellenzclustern“<br />
erreicht werden soll. Die Entwicklung<br />
eines „österreichischen Modells“ für<br />
eine künftige Teilung der Uni-Finanzierung<br />
nach Lehre und Forschung sieht die Strategie<br />
vor. Außerdem setzt man auf eine Exzellenz-<br />
Initiative mit bis zu zehn Exzellenzclustern,<br />
die bis 2020 geschaffen werden.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong> 15