Ausgabe 05/2011 Wirtschaftsnachrichten Donauraum
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Happy Birthday, Moto Guzzi!<br />
Schon der Name lässt den Puls wahrer Motorradfreaks ansteigen:<br />
Moto Guzzi. <strong>2011</strong> wird die legendäre italienische Motorradschmiede<br />
90 Jahre alt. Anlass genug, die wechselhafte Geschichte<br />
einer der ältesten noch existierenden Zweiradmarken zu durchleuchten.<br />
Neben der zu erwartenden Menge Emotion und wunderschönen<br />
Formen steht Moto Guzzi auch für erstaunlich viele<br />
Mit der „Normale“ begann die lange, aber<br />
auch turbulente Erfolgsstory von Moto Guzzi.<br />
technische Innovationen.<br />
70<br />
Wie hinter den meisten großen Marken<br />
des 20. Jahrhunderts verbirgt sich<br />
auch hinter Moto Guzzi ein ganz besonderer<br />
Schlag Mensch. Menschen, denen<br />
die Liebe zu Technik und Form wichtiger<br />
war als schnödes Marketingblabla. Im Fall<br />
von Moto Guzzi waren es drei junge Männer,<br />
die sich während des Ersten Weltkrieges bei<br />
der italienischen Luftwaffe kennengelernt<br />
hatten und kurzerhand beschlossen, mit ihrer<br />
eigenen Motorradfabrik die Welt zu erobern:<br />
Carlo Guzzi, ein begnadeter Techniker aus<br />
Mandello del Lario, sollte für das Motorrad<br />
sorgen. Giorgio Parodi, der aus einer Genueser<br />
Reederfamilie stammte, für die Finanzen.<br />
Als Dritter im Bunde sollte der Rennfahrer<br />
Giovanni Ravelli für die zeitgemäße Publicity<br />
im Rennsport sorgen. Der engagierte<br />
Plan des Trios drohte jedoch früh zu scheitern,<br />
als Ravelli in den letzten Kriegswochen<br />
noch abgeschossen wurde. Doch auch als<br />
Duo wurden die Pläne in die Tat umgesetzt,<br />
und so ging 1920 der erste Prototyp einer<br />
Vierventiler-Maschine mit oben liegender<br />
und mittels Königswelle angetriebener Nockenwelle<br />
und Doppelzündung an den Start.<br />
Das erste Serienmodell namens „Normale“<br />
hatte zwar nur zwei Ventile und eine unten<br />
liegende Nockenwelle, gründete mit ihrem<br />
liegenden Einzylindermotor jedoch das technische<br />
Fundament, das noch bis in die Siebziger<br />
Jahre beibehalten werden sollte. Acht<br />
PS sorgten schon damals für beachtliche 100<br />
km/h Höchstgeschwindigkeit. Noch im ersten<br />
Jahr folgte der Premierensieg bei der berühmt-berüchtigten<br />
Targa Florio.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong><br />
Cafe Racer in Bestform: Die Moto Guzzi V7<br />
Racer ist eines der Aushängeschilder der aktuellen<br />
Modellpalette der Italiener.<br />
Weltmeister und Technik-Pionier<br />
Bereits 1923 wurde die „Normale“ von der<br />
„Sport“ ersetzt, deren Namen richtungsweisend<br />
für die große Rennsportära der Marke<br />
sein sollte. Zahlreiche Rennsiege und WM-<br />
Titel bis in die Fünfzigerjahre waren das Resultat<br />
eines unablässigen Strebens nach technischen<br />
Innovationen, darunter die erste Hinterradfederung,<br />
ein Vierzylinder-Kompressormotor<br />
mit 45 PS oder ein Halbliter-Aggregat,<br />
das aus zwei Viertelliter-Motoren zusammengefügt<br />
war und deren Zylinder in einem<br />
außergewöhnlichen Winkel von 120<br />
Grad standen. Der Lohn dieses mutigen Pioniergeists<br />
war der Sieg bei der Tourist Trophy<br />
im Jahr 1935.<br />
Moto Guzzi war mittlerweile zum größten<br />
italienischen Motorradhersteller gereift und<br />
daher auch für die Armee erste Wahl. Den<br />
Höhepunkt der zahlreichen, besonders robusten<br />
Militärmaschinen bildete die<br />
„Alce“ – als der Elch –, die auch als Gespann<br />
eingesetzt wurde. Nach dem Krieg war vorerst<br />
Schluss mit den aufwendigen Rennmaschinen.<br />
Nach einem spektakulären Versuch<br />
einer V8 mit acht Vergasern, die jedoch nur<br />
schwer beherrschbar war, zog sich die Marke<br />
1957 endgültig aus der Weltmeisterschaft zurück.<br />
Auf dem Programm stand die erste<br />
Zweitakter der Firmengeschichte. Nicht zuletzt<br />
dank des 1950 installierten Windkanals<br />
blieb Moto Guzzi technisch jedoch State<br />
of the Art, lange vor der Konkurrenz aus<br />
Deutschland und England beschäftigte man<br />
sich in Mandello del Lario mit strömungsgünstigen<br />
Verkleidungen.<br />
Ging 1950 in Betrieb: Der Windkanal der<br />
Moto-Guzzi-Fabrik in Mandello, technisch<br />
noch heute betriebsbereit. Fotos: Moto Guzzi<br />
Neuanfang unter Piaggio<br />
Die damals arbeitslos gewordene Rennabteilung<br />
beschäftigte sich fortan mit der Entwicklung<br />
eines V2-Zylinders, der für den<br />
Einbau in den Fiat 500 vorgesehen war. Nach<br />
einigen Prototypen wurde 1966 die V7 vorgestellt,<br />
die mit vorerst 750 Kubik und 40<br />
PS vor allem bei der Polizei gut ankam. So<br />
bestellte die kalifornische Polizei Hunderte<br />
Maschinen.<br />
1973 kaufte de Tomaso das Unternehmen<br />
und vereinte zahlreiche Modelle mit jenen<br />
der Marke Benelli. 1975 wurde die sportliche<br />
Le Mans vorgestellt, die als Klassiker in vier<br />
Versionen bis in die Achtzigerjahre erhältlich<br />
war. Dazwischen lag die Umrüstung aller<br />
Modelle auf elektronische Einspritzung.<br />
Nach großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />
kaufte 2000 der Besitzer von Aprilia<br />
Moto Guzzi, vier Jahre später wurde Aprilia<br />
wiederum von der Piaggio Gruppe übernommen.<br />
Danach ging es Schlag auf Schlag:<br />
20<strong>05</strong> wurde mit der Breva 1100 nach Langem<br />
wieder eine neue Guzzi vorgestellt,<br />
es folgten die Griso 1100 und die Breva mit<br />
kleinem 850 Kubik-Motor. 2006 folgte<br />
mit der neuen Norge 1200 GT ein Tourer,<br />
2007 mit der Stelvio eine neue Groß-Enduro.<br />
Ebenfalls 2007 kamen die California Vintage<br />
und die Stelvio 1200, die Classic Fans<br />
freuten sich über das klassische Retro-Bike<br />
V7, die 2009 von der V7 Cafe ergänzt wurde.<br />
Auch die Zukunft der großen italienischen<br />
Marke scheint dank eines Millionen-<br />
Investments von Piaggio auf Jahre hinaus gesichert.<br />
Ü