Ausgabe 05/2011 Wirtschaftsnachrichten Donauraum
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Klärungsbedarf<br />
Stroh zu Gold spinnen – das kann die VTA<br />
noch nicht. Doch Gründer Ing. Ulrich Kubinger<br />
ist überzeugt, dass sich Kläranlagen in<br />
Zukunft zu Goldminen für rare Ressourcen<br />
entwickeln könnten.<br />
Fotos: VTA<br />
Stroh zu Gold zu spinnen, das<br />
ging nur im Märchen. Dass man<br />
aber aus Abwasser Ressourcen<br />
gewinnen könnte, die schon<br />
bald Gold wert sind, ist dank<br />
VTA Realität.<br />
Es könnte einem schlechten Science-<br />
Fiction-Film entsprungen sein – männliche<br />
Fische mit weiblichen Geschlechtsorganen.<br />
Doch Regie führte nicht Hollywood,<br />
sondern die ganz normale Realität.<br />
Schuld daran sind Mikroverunreinigungen<br />
im Abwasser. Mikroverunreinigungen stammen<br />
aus Arzneimitteln und Kosmetika, die<br />
über menschliche Ausscheidungen in die<br />
Kläranlage geraten, und von dort wieder ins<br />
Oberflächengewässer. Am Beispiel des<br />
„weiblichen Fischmännchens“ liegt der Verdacht<br />
nahe, dass Rückstände der Anti-Babypille<br />
den Östrogenspiegel der Tiere ansteigen<br />
ließen. VTA aus Rottenbach im Bezirk Grieskirchen<br />
(Hausruckviertel) hat dieses Problem<br />
schon lange erkannt. Der Abwasserspezialist<br />
brachte mit Nanofloc ein Produkt auf den<br />
Markt, das diese noch so kleinen Stoffe aus<br />
dem Abwasser filtert. Derzeit setzt das Unternehmen<br />
rund sieben Prozent seines Umsatzes<br />
mit Nanofloc um. In Zukunft sollen es<br />
35 Prozent sein. Rund 40 Millionen Euro<br />
setzt die VTA um, Tendenz stark steigend.<br />
„Wir wachsen umsatzseitig pro Jahr rund<br />
zehn bis 15 Prozent“, erzählt Firmengründer<br />
Ing. Ulrich Kubinger. Dass etwa die Schweiz<br />
begann, das Filtern von Mikroverunreinigungen<br />
verpflichtend vorzuschreiben, ist Wasser<br />
auf die Filter des Unternehmens.<br />
Ressourcen im Abwasser<br />
Doch die Jagd nach den kleinsten messbaren<br />
Teilchen ist nicht die einzige Stoßrichtung<br />
der VTA. Immer mehr wird der Stellenwert<br />
der Kläranlage als Ressourcenpool gesehen,<br />
etwa als Phosphor-Ressource. Die weltweiten<br />
natürlichen Ressourcen dieses Elements<br />
gehen langsam zur Neige. Als wichtiger<br />
Stoff für die Düngemittelindustrie steigt die<br />
Bedeutung des Elements aber weiter, da die<br />
steigende Weltbevölkerung ernährt werden<br />
will. Wie bedeutsam die Quelle „Kläranlage“<br />
hier sein kann, zeigt ein Wert. „Alleine in<br />
Deutschland landen 78.000 Tonnen Phosphor<br />
in der Kläranlage. Das ist mehr als der<br />
jährliche Gesamtverbrauch“, so Kubinger.<br />
Doch auch zahlreiche andere wichtige und<br />
rare Stoffe landen in der Kläranlage. VTA<br />
liefert zur Hebung dieser Schätze die passende<br />
Technik.<br />
„Klärung“ der Energiefrage<br />
Eine weitere „Umwegrentabilität“ ist die<br />
Energiegewinnung in der Kläranlage. Zwar<br />
werden heute bereits standardmäßig die Anlagen<br />
durch die Verstromung von Klärgas<br />
klimaneutral betrieben, es ist aber noch mehr<br />
möglich. Kubinger kann sich die Kläranlage<br />
als Minikraftwerk vorstellen, die Strom und<br />
Energie in das öffentliche Netz speist. Natürlich<br />
kostet die Hebung dieser Ressourcen<br />
Geld, das schlussendlich der Bürger bezahlen<br />
muss.<br />
Der Rektor der TU Graz, Prof. DDipl-Ing.<br />
Dr. Harald Kainz, rechnet vor, dass die Kosten<br />
absolut im Rahmen bleiben: „40 Euro<br />
pro Einwohner und Jahr“, und Kainz ist<br />
überzeugt, dass „die Leute bereit sind, dafür<br />
mehr zu bezahlen, wenn man es ihnen klar<br />
und nachhaltig kommuniziert“.<br />
Es wird also noch einiges auf die Branche<br />
zukommen. Die VTA scheint dafür gerüstet<br />
zu sein.<br />
Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong><br />
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