Ausgabe 05/2011 Wirtschaftsnachrichten Donauraum
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SERVICE<br />
Kaum im Amt, musste sich<br />
Finanzministerin Fekter (hier mit Staatssekretär<br />
Andreas Schieder während der<br />
Nationalratssitzung zum Thema<br />
„Finanzrahmen“ Ende April)<br />
auch schon der Kritik von<br />
Opposition – aber auch einiger<br />
Wirtschaftsvertreter – stellen.<br />
Foto: APA<br />
Finanzrahmen<br />
Wirtschaft reagiert verhalten<br />
Ö 8<br />
Alles schön, alles gut, sie sind<br />
die neuen Geheimwaffen gegen<br />
Politikverdrossenheit, Steuer -<br />
unzufriedenheit und Bewahrer<br />
der Rechtsstaatlichkeit. Das<br />
sagt die neue ÖVP-Garde in ihren<br />
ersten Stellungnahmen zumindest<br />
von sich selbst. Wirtschaftstreibende<br />
und Bildungsbeauftragte<br />
sehen die neue<br />
Garde trotzdem noch kritisch.<br />
Insbesondere die neue Finanzministerin<br />
Maria Fekter wird<br />
von Bildungsbeauftragten und<br />
Ökonomen für den neuen Finanzrahmen<br />
gerügt.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong><br />
Von Ute Dorau<br />
Inzwischen hat man sich an die „Neuen“<br />
rund um Pröll-Nachfolger Michael Spindelegger<br />
in der ÖVP, die ja eigentlich größtenteils<br />
die „Alten“ in neuen Ämtern sind,<br />
gewöhnt. Lassen wir an dieser Stelle die Aufregung<br />
um den 24 Jahre jungen Integrationsstaatssekretär<br />
Sebastian Kurz beiseite, hier<br />
wird die Zeit entscheiden, er kann ja nur älter<br />
werden.<br />
Nur wenige Tage nach ihrer offiziellen Benennung<br />
folgte auch prompt die erste Bewährungsprobe<br />
für die ÖVP-Garde – und das<br />
war keine einfache. Die Regierung hat den<br />
Finanzrahmen (siehe Kasten) bis 2015 beschlossen,<br />
und vor allem der neuen Finanzministerin<br />
Maria Fekter kam dabei eine<br />
wichtige Rolle zu. Sie macht sich stark für<br />
den schnellen Schuldenabbau, verspricht<br />
aber gleichzeitig „keine neuen Steuern“. Details<br />
werden erst später im Jahr bekannt gegeben.<br />
Kritik von Rechnungshof, IV und Rektoren<br />
Doch schon heute rührt sich Widerstand. Natürlich<br />
von Seiten der Opposition, aber auch<br />
aus ungewohnter Richtung: Rechnungshof-<br />
Chef Josef Moser, IV-Generalsekretär Christoph<br />
Neumayer sowie Bundes-ÖH-Vorsitzender<br />
Thomas Wallerberger äußerten gegenüber<br />
der Presse ihre Bedenken.<br />
Moser geht es vor allem um die Bonität des<br />
Landes. „Aus dem Finanzrahmen bis 2015<br />
sind die notwendigen Strukturreformen nicht<br />
ausreichend ableitbar“, sorgt sich der RH-<br />
Chef. Kopfschmerzen bereiten ihm vor allem<br />
die Staatsschulden des Landes, die bis zum<br />
Jahr 2015 auf 258 Milliarden Euro ansteigen<br />
werden (heute: rund 208 Milliarden Euro).<br />
„Es muss alles für den Erhalt des Triple-A-<br />
Ratings Österreichs getan werden“, fordert<br />
er gegenüber der Presse. Doch statt einen<br />
Kostenabbau zu forcieren, würden dem Finanzrahmen<br />
zufolge die Staatsausgaben<br />
kontinuierlich weiter steigen.<br />
„Zerfall der Unis“<br />
Ähnliche Bedenken formuliert Christoph<br />
Neumayr, Generalsekretär der Industriellenvereinigung<br />
(IV). Als Fekter und Spindelegger<br />
eine Steuerreform – und mögliche Steuersenkungen<br />
– in Aussicht stellten, meldete<br />
er sich umgehend, wenn auch vorsichtig, zu<br />
Wort: „Wir wären sehr vorsichtig bei der<br />
Frage, ob eine Steuerreform – bzw. Steuerentlastung<br />
– in dieser Legislaturperiode<br />
überhaupt möglich ist.“ Grundsätzlich begrüße<br />
er die Einrichtung eines Finanzrahmens,<br />
im konkreten Falle aber wäre die Industrie<br />
„weiter gegangen“, sagte er gegenüber<br />
der Nachrichtenagentur APA.<br />
Weitaus weniger diplomatisch kritisieren die<br />
Studentenvertreter den Finanzrahmen. „Die<br />
Regierung hat sich offenbar entschlossen,<br />
beim Zerfall der Unis nicht nur zuzuschauen,<br />
sondern ihn auch aktiv zu unterstützen“, formuliert<br />
mit einiger Bitterkeit Thomas Wallerberger,<br />
Vorsitzender der Bundes-ÖH<br />
(Österreichische Hochschülerschaft). Rektorenchef<br />
Hans Sünkel sieht das wohl ähnlich,<br />
denn er appelliert an „all jene Nationalratsabgeordneten,<br />
denen die Leistungsfähigkeit<br />
der Universitäten ein echtes Anliegen<br />
ist“, und ruft dazu auf, „im Zuge der parlamentarischen<br />
Behandlung des Finanzrahmens<br />
eine signifikante Verbesserung der<br />
budgetären Ausstattung für die kommenden<br />
vier Jahre zu erwirken“.<br />
Ü<br />
FINANZRAHMEN<br />
Für das heurige Jahr sieht der Finanzrahmen<br />
ein Defizit von 3,9 Prozent<br />
des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) vor. In den folgenden Jahren<br />
soll das Defizit kontinuierlich sinken<br />
und 2013 unter der Drei-Prozent-<br />
Maastrichtgrenze liegen. Die Staatsverschuldung<br />
wird weiter steigen<br />
und 2013 75,5 Prozent des BIP erreichen.<br />
Die Maastrichtgrenze liegt bei<br />
60 Prozent. Ein unerwarteter Anstieg<br />
ist bei den Zinszahlungen budgetiert,<br />
diese werden von 6,4 Milliarden<br />
im Vorjahr bis 2015 auf fast 10<br />
Milliarden Euro ansteigen. Quelle: APA