IMMOBILIEN - Fokus
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Vermieten muss<br />
leistbar bleiben<br />
Ungleichgewicht der Verträge<br />
Auf eine Presseaussendung der AK mit der aufgestellten Forderung, dass<br />
Wohnen leistbar sein muss, repliziert der ÖVI-Geschäftsführer Anton<br />
Holzapfel mit der Feststellung, dass auch „Vermieten leistbar bleiben muss“.<br />
KOSTENBELASTUNG. Schon seit der Wohnrechtsnovelle<br />
2006, mit der die Erhaltungspflichten<br />
des Vermieters im Vollanwendungsbereich<br />
ausgeweitet wurden,<br />
trifft den Vermieter eine immer höhere<br />
Kostenbelastung. Auf Grund der in den<br />
vergangenen Jahren veröffentlichten,<br />
teils widersprüchlichen Entscheidungen<br />
des OGH zur Erhaltungspflicht des Vermieters<br />
(Stichwort Therme, Ausmalen) ist<br />
zum einen eine Verunsicherung von Mietern<br />
und Vermietern entstanden, zum<br />
anderen steigt der Druck auf die Vermieter,<br />
zusätzliche Kosten zu tragen.<br />
MIETZINSREGULIERUNG. Eine jahrzehntelange<br />
restriktive Mietzinsregulierung hat<br />
zu einem deutlichen Ungleichgewicht auf<br />
dem Markt geführt: Junge Wohnungssuchende<br />
müssen deutlich mehr an<br />
Wohnkosten aufwenden und damit jenen<br />
Aufwand zum Teil tragen, der von Mietern<br />
mit Verträgen aus der Zeit vor 1994<br />
nicht geleistet wird. „Dieses Ungleichgewicht<br />
kann aber nur dadurch entschärft<br />
werden, dass der Preisschutz bei Altmietverträgen<br />
zum Beispiel im Wege einer<br />
Fünfzehntel-Anhebung relativiert wird“,<br />
fordert der Österreichische Verband der<br />
Immobilientreuhänder ÖVI. „Vor allem<br />
bei der Weitergabe von Mietrechten wäre<br />
Gelegenheit, die Fehler der Vergangenheit<br />
MÄRZ 2010<br />
allmählich auszumerzen und eine Richtwertmiete<br />
auch für diese Fälle einzuführen“,<br />
so Geschäftsführer Anton Holzapfel.<br />
MIETAUFWAND. Tatsächlich liegt der Mietaufwand<br />
von Wohnungsmietern privater<br />
und gewerblicher Vermieter im Vollanwendungsbereich<br />
des MRG in Wien<br />
unter dem Niveau von Genossenschaftswohnungen.<br />
Nach einer Auswertung des<br />
Mikrozensus 2008 beträgt der Mietaufwand<br />
(Hauptmietzins ohne BK) bei privaten<br />
und gewerblichen Vermietern – die<br />
immerhin zwischen 60 bis 70 Prozent<br />
aller Wohnungen im MRG-Altbau vermieten<br />
– im Durchschnitt bei den 2008 aufrechten<br />
Mietverträgen bei 3,8 €/m² und<br />
liegt damit nicht nur unter dem Mietniveau<br />
von Genossenschaftswohnungen<br />
und gemeinnütziger Bauträger (4,07 €/<br />
m²), sondern auch nur geringfügig höher<br />
als der Mietaufwand bei Gemeindewohnungen<br />
(3,31 €/m²).<br />
QUERFINANZIERUNG. Dieser Umstand geht<br />
überwiegend darauf zurück, dass Vermieter<br />
des MRG-Althauses das gewichtige<br />
Erbe der Altmietverträge tragen, wodurch<br />
es zwangsläufig zu einer massiven Querfinanzierung<br />
von „Neu auf Alt“ kommen<br />
muss. In Wien stellt nahezu die Hälfte<br />
aller aufrechten Mietverhältnisse im Voll-<br />
anwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes<br />
(42 Prozent) Altmietverträge dar, die<br />
vor 1994 geschlossen wurden, deren<br />
Mietzinsniveau weit unter 3 €/m² liegt.<br />
Neumietverträge liegen durchschnittlich<br />
bei 4,89 €/m². Damit lassen die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen im<br />
Vollanwendungsbereich des MRG kaum<br />
Spielraum für Modernisierungsmaßnahmen<br />
zu. Eine Studie der TU Wien im Auftrag<br />
der Fachgruppe für Immobilientreuhänder<br />
ermittelte, dass allein für die<br />
Umsetzung der mietrechtlich erforderlichen<br />
Erhaltungsmaßnahmen Kosten von<br />
1,36 €/m² kalkuliert werden müssen. �<br />
Der Geschäftsführer des ÖVI Anton Holzapfel<br />
kreidet das Ungleichgewicht von bestehenden<br />
Mietverträgen an.<br />
FOKUS I HOME & BUSINESS 17