Mikromechanische Modellierung von Formgedächtnismaterialien
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96 4. Materialverhalten polykristalliner Formgedächtnismaterialien<br />
Um die experimentellen Daten mit dem vom mikromechanischen Modell vorhergesagten<br />
Materialverhalten vergleichen zu können, sind zunächst zwei vereinfachende Annahmen<br />
notwendig:<br />
1. Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass der Elastizitätstensor für alle Varianten und Orientierungen<br />
identisch ist: C j i = C ∀ i, j. Diese Annahme erfordert zusätzlich Isotropie<br />
<strong>von</strong> C.<br />
2. Weiterhin wird angenommen, dass die Transformation ausschließlich im Spannungsplateau<br />
stattfindet, was sowohl <strong>von</strong> experimentellen Vorhersagen als auch <strong>von</strong> Berechnungen<br />
wie in den oben gezeigten im Wesentlichen bestätigt wird.<br />
Durch diese Annahmen vereinfacht sich die zur Volumenanteilsevolution konjugierte Triebkraft<br />
nach Gl. (4.17) auf<br />
⎡<br />
⎤<br />
q j i = ξ j ⎣η j i : C :(ε − η eff ) −α<br />
} {{ } i<br />
⎦ . (4.33)<br />
σ=konst.<br />
Da der effektive Elastizitätstensor aufgrund der ersten Annahme nicht <strong>von</strong> den Volumenanteilen<br />
abhängt, entfällt hierbei der zweite Summand in Gl. (4.17). Bei dem Ausdruck<br />
C :(ε − η eff ) handelt es sich um die Plateauspannung σ, welche nach der zweiten Annahme<br />
konstant ist.<br />
Die Vortextur ξ (R) wurde im Rahmen der Experimente ermittelt und kann daher als Eingangsinformation<br />
für den Vergleich verwendet werden. Des Weiteren ist die Elementarzellengeometrie<br />
des kubischen Austenits (a 0 = 3.008582 · 10 −10 m) sowie des monoklinen<br />
Martensits (a =4.585065 · 10 −10 m, b =2.880011 · 10 −10 m und c =4.129873 · 10 −10 m,<br />
sowie γ =95.9939 ◦ ) für den verwendeten Werkstoff bekannt.<br />
Nach Gleichung 4.28 verläuft die Volumenanteilsevolution näherungsweise proportional zur<br />
Triebkraft q. Die qualitative Orientierungsdichteverteilung kann daher nach folgender Gleichung<br />
abgeschätzt werden:<br />
c j =max { 0, k 1<br />
(<br />
ξ<br />
(<br />
R<br />
j ) − k 2<br />
)(<br />
η j : σ − k 3<br />
)}<br />
, (4.34)<br />
wobei die Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen Martensitvarianten hier aufgrund<br />
der angenommenen Isotropie (erste Annahme) durch die verschiedenen Orientierungen als<br />
berücksichtigt angenommen werden kann. Die in Gleichung (4.34) eingeführten Parameter<br />
bedeuten hierbei:<br />
• k 1 ist ein Proportionalitätsfaktor. Dieser bleibt für den hier angestrebten qualitativen<br />
Vergleich der Orientierungsverteilung unbestimmt.<br />
• k 2 ist ein Parameter, mit dem das Rauschen aus den experimentellen Untersuchungen<br />
in der Ursprungsverteilung „abgeschnitten“ wird.<br />
• k 3 quantifiziert die energetische Barriere, die aufgrund unterschiedlicher chemischer<br />
Energien sowie dissipativer Effekte bei der Transformation <strong>von</strong> Austenit zu Martensit<br />
überwunden werden muss.