Mikromechanische Modellierung von Formgedächtnismaterialien
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2.2. Einführung in die Kristallographie 15<br />
schiedenen so genannten Kristallsystemen:<br />
• triklin: das allgemeinste Kristallsystem mit ungleichen Kantenlängen und nicht rechten<br />
Eckwinkeln der Elementarzelle.<br />
• monoklin: hierbei sind zwei der Eckwinkel 90 ◦ -Winkel, wobei die Kantenlängen unterschiedlich<br />
bleiben.<br />
• orthorhombisch: bei weiterhin ungleichen Kantenlängen schließen alle Kanten rechte<br />
Winkel ein.<br />
• tetragonal: zwei Kantenlängen sind gleich, alle Winkel messen 90 ◦ .<br />
• kubisch: alle Kanten sind gleich lang und schließen 90 ◦ -Winkel ein.<br />
• rhomboedrisch: 8 alle Kantenlängen sind gleich, die eingeschlossenen Winkel sind<br />
zwar untereinander gleich groß, aber keine rechten Winkel.<br />
• hexagonal: zwei gleich lange Kanten schließen einen 120 ◦ -Winkel ein, die beiden<br />
anderen Winkel messen 90 ◦ .<br />
Diese primitiven, also pro Elementarzelle nur ein Atom enthaltenden 9 , Kristallsysteme sind<br />
in Tab. 2.1 auf S. 16 dargestellt. Zusätzlich zu den Eckatomen können Elementarzellen noch<br />
weitere Atome enthalten. Die Anordnung dieser Atome in der Elementarzelle wird durch<br />
die so genannte Basis<br />
r = xa + yb + zc , 0 ≤ x, y, z < 1 (2.28)<br />
mit Hilfe der Kantenvektoren beschrieben. In Formgedächtnislegierungen spielen besonders<br />
raumzentrierte mit einem zusätzlichen Atom in der Zellenmitte ({x, y, z} =<br />
{1/2, 1/2, 1/2}) und allseitig flächenzentrierte Elementarzellen mit einem zusätzlichen<br />
Atom in der Mitte jeder Begrenzungsfläche ({x, y, z} = {0, 1/2, 1/2} , {1, 1/2, 1/2} und<br />
deren Permutationen) eine Rolle.<br />
Für die in dieser Arbeit betrachteten Formgedächtniswerkstoffe sind Transformationen <strong>von</strong><br />
der kubischen Austenitphase in tetragonalen, orthorhombischen oder monoklinen Martensit<br />
<strong>von</strong> besonderer Wichtigkeit. Im Folgenden soll daher eine kurze Übersicht über diese<br />
drei martensitischen Transformationen gegeben werden. Eine ausführlichere Beschreibung<br />
dieser Mechanismen in anderer Notation ist in Bhattacharya (2003) zu finden.<br />
Der geometrisch einfachste der drei genannten Transformationsmechanismen ist die Umwandlung<br />
vom kubischen Austenit zum tetragonalen Martensit. Beispiele dieses Materialverhaltens<br />
stellen unter anderem die <strong>von</strong> Guttman (1950) und Enami and Nenno (1971)<br />
beschriebenen Legierungen InTl und NiAl dar. Die Transformation der Einheitszelle ist in<br />
Abb. 2.5 skizziert. Wie in der Abbildung gezeigt, verkleinert sich die <strong>von</strong> den Kantenvektoren<br />
a und c aufgespannte quadratische Grundfläche gleichmäßig bei gleichzeitiger Verlängerung<br />
des dritten Kantenvektors.<br />
8 Die rhomboedrische Kristallstruktur geht durch die Definition einer alternativen Elementarzelle in eine trigonale<br />
Struktur über.<br />
9 Da in jeder Ecke acht Elementarzellen aneinanderstoßen, sind die acht Eckatome jeweils nur zu einem<br />
Achtel zu zählen.