Mikromechanische Modellierung von Formgedächtnismaterialien
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103<br />
A. Mathematische Kriterien für die Existenz <strong>von</strong><br />
Energieminima<br />
In diesem Anhang sollen mathematische Konzepte eingeführt und insbesondere der Begriff<br />
der Quasikonvexität näher erläutert werden. Eine ausführlichere Darstellung der hier vorgestellten<br />
Betrachtungen ist beispielsweise in Heinen (2004b) zu finden. Die Quasikonvexität<br />
als stärkste notwendige Bedingung für die Existenz <strong>von</strong> Energieminima <strong>von</strong> Potentialen, wie<br />
sie in der Kontinuumsmechanik betrachtet werden, dient in Kap. 3 auch als Ausgangspunkt<br />
für die Herleitung der so genannten Mischenergie.<br />
In Abhängigkeit <strong>von</strong> den in einer verformten Konfiguration wirkenden Verschiebungen u<br />
und dem zugehörigen Deformationsgradiententensor F = ∇u+I kann das Gesamtpotential<br />
Π eines typischen Problems aus der Kontinuumsmechanik wie folgt formuliert werden:<br />
∫<br />
Π(u) = Ψ(F) dV − l (u)+k mit u = 0 auf Γ u , (A.1)<br />
Ω<br />
wobei l (u) ein linearer Term in u und Γ u derjenige Teil der Berandung des vom Körper<br />
eingenommenen Gebiets Ω ist, auf welchem die Verschiebung vorgeschrieben ist. Die Konstante<br />
k ist für die Minimierung des Gesamtpotentials nicht <strong>von</strong> Bedeutung und kann daher<br />
im Folgenden vernachlässigt werden.<br />
Die Herleitung <strong>von</strong> Gleichung (A.1) aus der bekannteren Form<br />
∫<br />
∫<br />
∫<br />
Π(φ) = Ψ(F) dV − q · φ dV − t · φ dA mit φ − x = u ∗ auf Γ u<br />
Ω<br />
Ω<br />
Γσ<br />
(A.2)<br />
ist in Heinen (2004b) dargestellt. In Gl. (A.2) ist φ die Abbildung der Koordinaten X der<br />
Ausgangskonfiguration auf die Koordinaten x der verformten Konfiguration, q ist die Volumenkraftdichte,<br />
die in Ω wirkt, und t steht für die Oberflächenkräfte, die auf dem Rand Γσ<br />
vorgeschrieben sind.<br />
Nach dem Prinzip des Minimums des Gesamtpotentials ist (A.1) für die tatsächliche Deformation<br />
minimal. Es stellt sich daher die Frage, unter welchen Bedingungen ein solches<br />
Potential überhaupt ein Minimum besitzt. Umfangreiche mathematische Beweise, wie sie<br />
unter anderem in Morrey (1952) und Dacorogna (1982) zu finden sind, zeigen, dass hierfür<br />
folgende drei Kriterien erfüllt sein müssen:<br />
• Beschränktheit: Ein Potential heißt beschränkt, wenn es ein a > 0 und ein p ≥ 1<br />
gibt, so dass gilt:<br />
√<br />
|Ψ(F)| ≤a (1 + ‖F‖ p ) mit ‖F‖ = (F ij F ij ) . (A.3)<br />
Diese Bedingung ist recht leicht zu überprüfen und für die meisten Potentiale erfüllt.<br />
Sie verhindert zu starke Anstiege oder Sprünge im Potential. Im Falle der in dieser