Mikromechanische Modellierung von Formgedächtnismaterialien
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4.5. Experimentelle Validierung 97<br />
Zur Berücksichtigung der Rücktransformation müsste k 3 für den Entlastungspfad verändert<br />
werden. Da die Experimente, mit denen das Modell in diesem Abschnitt verglichen werden<br />
soll, jedoch ausschließlich im Be- und nicht im Entlastungspfad durchgeführt wurden, kann<br />
dieser Aspekt im Folgenden vernachlässigt werden.<br />
Durch die genannten Vereinfachungen konnte eine Abschätzung der lastinduzierten Martensitreorientierung<br />
getroffen werden, die nur noch <strong>von</strong> der Art der im Versuch anliegenden<br />
Spannung (hier: einachsiger Zug), aber nicht mehr <strong>von</strong> der dadurch verursachten Dehnung<br />
abhängen. Dies vereinfacht den Vergleich zwischen experimentellen und analytischen Ergebnissen,<br />
da eine genaue Messung aller sechs Dehnungskomponenten mit einem hohen<br />
experimentellen Aufwand verbunden wäre.<br />
In Abb. 4.24 ist der Vergleich zwischen der experimentell gemessenen Orientierungsdichte<br />
in der Prüfkörperebene und den entsprechenden mikromechanischen Triebkräften für drei<br />
verschiedene Netzebenen dargestellt. Offensichtlich weisen die Ergebnisse große Ähnlichkeit<br />
zueinander auf. Lediglich im Falle des 002-Rings sagt das mikromechanische Modell<br />
einfache Peaks bei 90 und 270 ◦ voraus, während experimentell Doppelpeaks beobachtet wurden.<br />
Ein möglicher Grund hierfür liegt darin, dass durch die vereinfachenden Annahmen zu<br />
Beginn dieses Abschnittes die Anisotropie im Materialverhalten des monoklinen Martensits<br />
im mikromechanischen Modell keine Berücksichtigung mehr findet.<br />
Für die hier beschriebenen Experimente wurden flache Probenkörper verwendet (1, 8 mm<br />
dick, 6 mm breit, 10 mm lang), welche durch Kaltwalzen hergestellt wurden. Durch diesen<br />
Herstellungsvorgang bildet sich im Inneren des bearbeiteten Bleches eine starke Textur aus.<br />
Indem nun ein Probenkörper entlang der oder senkrecht zur Walzrichtung aus dem Blech<br />
herausgeschnitten wird, lassen sich Experimente mit unterschiedlichen Vortexturen durchführen.<br />
Während für die Diagramme in Abb. 4.24 eine entlang der Walzrichtung orientierte Probe<br />
verwendet wurde, zeigt Abb. 4.25 entsprechende Kurven für einen senkrecht zur Walzrichtung<br />
orientierten Testkörper. Es zeigt sich hierbei, dass sowohl die experimentellen als auch<br />
die analytischen Daten eine Verbreiterung des Peaks für den 020-Ring voraussagen. Für den<br />
002-Ring ergeben sich nun auch experimentell einfache Peaks bei 90 und 270 ◦ , deren Breite<br />
allerdings vom Modell noch nicht korrekt erfasst wird.<br />
Die größte Abweichung zwischen experimentellen und analytischen Ergebnissen weist der<br />
-111-Ring auf. Da dieser Plot auch die geringsten Werte der thermodynamischen Triebkraft<br />
aufweist, kann angenommen werden, dass hier vom mikromechanischen Modell noch nicht<br />
berücksichtigte Aspekte des Materialverhaltens, wie beispielsweise Oberflächenenergieanteile,<br />
dominieren.