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Mikromechanische Modellierung von Formgedächtnismaterialien

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2.2. Einführung in die Kristallographie 13<br />

2.2. Einführung in die Kristallographie<br />

Mit dem Aufbau und den Eigenschaften kristalliner Materialien, zu denen auch alle Metalle<br />

gehören, beschäftigt sich die Kristallographie. Im Folgenden sollen die dieser Wissenschaft<br />

zuzuordneten Begriffe eingeführt und erläutert werden, die für diese Arbeit relevant sind.<br />

Umfassendere Darstellungen dieses Fachgebietes finden sich unter anderem in einführender<br />

Literatur zur Kristallographie wie Borchardt-Ott (1987), Buerger (1977) und Kleber et al.<br />

(1998) sowie in Standardwerken der Werkstoffwissenschaften wie Hornbogen (2006) oder<br />

Schatt and Worch (2003). Eine ausführliche Darstellung der für Formgedächtnismaterialien<br />

relevanten Transformationsmechanismen findet sich auch in Otsuka and Wayman (1999)<br />

und Bhattacharya (2003).<br />

Unter einem Kristall versteht man einen Festkörper mit regelmäßiger räumlicher Anordnung<br />

seiner Atome. Ein Festkörper zeichnet sich hierbei dadurch aus, dass seine Atome<br />

ihre Position im Körper in der Regel nicht verändern. Da die Regelmäßigkeit der Atomanordnung<br />

<strong>von</strong> weitaus höherer Größenordnung ist als beispielsweise der Abstand zweier benachbarter<br />

Atome zueinander, wird diese auch als Fernordnung bezeichnet. Die <strong>von</strong> den<br />

Atommittelpunkten angenommenen Positionen bilden das so genannte Kristallgitter.<br />

Um sich dem Aufbau kristalliner Strukturen systematisch zu nähern, ist es sinnvoll, zunächst<br />

eine einzelne Ebene des Kristallgitters zu betrachten. Derartige Ebenen heißen Netzebenen.<br />

Eine einfache allgemeine Netzebene ist in Abb. 2.3 abgebildet, wobei die Kreise für Atome<br />

stehen. Hierbei werden zur Beschreibung der Kristallgeometrie Achsen x und z in diejenigen<br />

Richtungen gelegt, in denen die meisten Atome pro Längenrichtung zu finden sind.<br />

Die Wahl des Atoms, in welches das Koordinatensystem gelegt wird, ist hierbei willkürlich.<br />

Parallel zu der x- und z-Achse werden Vektoren a und c eingeführt, welche die relative Lage<br />

benachbarter Atome zueinander beschreiben. Die Vektoren a und c werden im Folgenden<br />

Kantenvektoren genannt 6 . Der <strong>von</strong> beiden Vektoren eingeschlossene Winkel wird mit β bezeichnet.<br />

Im Allgemeinen besteht weder zwischen der Länge der Vektoren a und c eine<br />

feste Beziehung, noch muss β bestimmte Werte einnehmen. Das <strong>von</strong> a und c aufgespannte<br />

Parallelogramm wird Elementarmasche genannt.<br />

Da Kristalle dreidimensionale Strukturen sind, bestehen sie aus einer sehr großen Anzahl<br />

<strong>von</strong> Netzebenen. Eine Möglichkeit, sich die räumliche Struktur <strong>von</strong> Kristallen zu verdeutlichen<br />

besteht in deren Beschreibung als eine Aufeinanderschichtung <strong>von</strong> parallelen Netzebenen.<br />

Da aufgrund der Periodizität der Kristalle parallele Netzebenen die gleiche Struktur<br />

haben müssen, spricht man auch <strong>von</strong> Netzebenenscharen. Die Anordnung der Ebenen überund<br />

untereinander wird durch Einführung einer dritten Koordinate y sowie eines dritten Kantenvektors<br />

b beschrieben, wie in Abb. 2.4 dargestellt. Die Orientierung des neu eingeführten<br />

Vektors wird so gewählt, dass a, b und c ein Rechtssystem bilden. Die Winkel zwischen a<br />

bzw. c und b werden mit γ bzw. α bezeichnet. Das <strong>von</strong> a, b und c aufgespannte Parallelepiped<br />

7 bildet die Elementarzelle einer kristallinen Struktur, welche in der Skizze durch<br />

gestrichelte Linien dargestellt ist.<br />

Abhängig <strong>von</strong> der genauen Geometrie der Elementarzelle unterscheidet man zwischen ver-<br />

6 In der Literatur wird häufig auch ein x-y-Koordinatensystem mit Kantenvektoren a und b verwendet. Das<br />

hier gewählte Koordinatensystem dient der besseren Anschaulichkeit der folgenden Skizzen.<br />

7 Unter einem Parallelepiped oder Spat versteht man in der Geometrie einen <strong>von</strong> sechs ebenen, parallel<br />

angeordneten Flächen begrenzten Körper.

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