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HandbucH Littering - Littering Toolbox

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3.2. <strong>Littering</strong> ist logisch<br />

<strong>Littering</strong> ist eine Form der ‚tragedy of the<br />

commons’, der Tragödie des Gemeindeguts. Denn plakativ<br />

gesagt hat das Liegenlassen des eigenen Abfalls<br />

für den Einzelnen nur Vorteile - das lästige Zusammensammeln<br />

oder Herumtragen fällt weg und man begegnet<br />

dem zurückgelassenen Abfall nicht mehr, weil man<br />

den Standort verlässt. Die Nachteile hingegen trägt die<br />

Gesellschaft, die sich über die Verschmutzung ärgert<br />

und die erhöhten Reinigungskosten zu tragen hat. Der<br />

Schaden wird auf die Allgemeinheit abgewälzt. Wer seine<br />

Abfälle hingegen korrekt entsorgt, verliert, denn er<br />

trägt dafür den Aufwand, ohne dass dies eine spürbare<br />

Auswirkung auf die allgemeine <strong>Littering</strong>situation hat.<br />

Der öffentliche Effekt des eigenen korrekten Verhaltens<br />

ist zu geringfügig und bleibt unsichtbar.<br />

Das Gemeindegut ‚öffentlicher Raum’ wird folglich<br />

übernutzt - sprich verschmutzt - obwohl dies eigentlich<br />

niemand will. Denn <strong>Littering</strong> ist ein logisches Verhalten<br />

des Einzelnen, vergleichbar mit der Problematik unseres<br />

Mobilitätsverhaltens: Jeder der Auto fährt, weiss, dass<br />

er dadurch die Luft verschmutzt. Dennoch tut er es, da<br />

es ihm einen direkten Nutzen bringt und der persönliche<br />

Schaden durch die Luftverschmutzung verschwindend<br />

gering ist, da er sich auf alle verteilt.<br />

3.3. Schwache Werte gegen <strong>Littering</strong>?<br />

Bei Bevölkerungsbefragungen zu den Beweggründen<br />

für <strong>Littering</strong> werden am häufigsten Faulheit<br />

[4, 5, 11,<br />

und Bequemlichkeit als Hauptursachen genannt<br />

21, 28, 29]<br />

. Bei genauerer Betrachtung dieser Begründung<br />

rückt allerdings die Wertediskussion in den Vordergrund.<br />

Dinge, die einen Wert haben, werden nicht zurückgelassen<br />

und Orte, zu denen eine persönliche Verbindung besteht,<br />

werden weniger verschmutzt.<br />

Als weitere Gründe werden auch Gleichgültigkeit<br />

und schlechte Erziehung erachtet [4, 5, 11, 17, 21, 29] . Bedeutet<br />

dies, dass unsere Gesellschaft und insbesondere die Jugendlichen<br />

an einem Wertemangel leiden?<br />

Ganz im Gegenteil. Ähnliche Studien zeigen, dass<br />

auf dem Boden liegende Abfälle höchst störend sind<br />

und <strong>Littering</strong> als unangemessenes Fehlverhalten gewertet<br />

wird [4, 5, 30-32] . Befragungen bei Jugendlichen haben<br />

zudem gezeigt, dass sich diese nicht nur selbst an<br />

Litter stören, sondern ihnen auch bewusst ist, dass er<br />

die anderen Jugendlichen und die Erwachsenen stört [30] .<br />

Auch bei Gesprächen mit auffälligen Gruppen wie beispielsweise<br />

Punks wird klar, dass ihnen die Sauberkeit im<br />

öffentlichen Raum keineswegs immer gleichgültig ist [33] .<br />

Auch sie möchten in einer angenehmen Umgebung leben,<br />

ohne schlechte Gerüche durch wildes Urinieren<br />

und ohne Abfälle an ihren Treffpunkten. Im Gespräch<br />

mit einem Polizisten hat ein Luzerner Punk auch schon<br />

mal seinem Ärger Luft gemacht und sich für das härtere<br />

Durchgreifen bei den Abfallsündern ausgesprochen.<br />

Diese und andere Erfahrungen zeigen, dass in unserer<br />

Gesellschaft eine breit abgestützte Norm gegen <strong>Littering</strong><br />

besteht.<br />

Die Auswirkung von Normen auf das Verhalten von<br />

Einzelnen hängt davon ab, ob diese die der Norm zugrunde<br />

liegenden Werte vertreten und ob von den Mitmenschen<br />

eine soziale Kontrolle ausgeht, die das Fehlverhalten<br />

bestraft. Bei der Zusammenarbeit mit Kindern<br />

und Jugendlichen sticht immer hervor, wie interessiert<br />

und sensibel diese auf Umweltthemen reagieren und<br />

sich für ein Engagement motivieren lassen [34, 35] (siehe<br />

Box Seite 68 und 70). Auch Studien heben die positiven<br />

Werte Jugendlicher gegenüber Mit- und Umwelt hervor.<br />

Die Jugendlichen sehen sich selbst zu grossen Teilen als<br />

sozial und umweltbewusst und sind positiv gegenüber<br />

ihrer Mit- und Umwelt eingestellt [21] . Dies zeigt, dass<br />

beim grössten Teil der Bevölkerung durchaus Werte ge-<br />

Abb. 9<br />

Bewusstes <strong>Littering</strong>.<br />

Bild: Domenico Sposato, Anti-<strong>Littering</strong>-Kampagne „LitterIch?“, Programm<br />

Mensch, Gesellschaft und Umwelt (MGU) Universität Basel

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