HandbucH Littering - Littering Toolbox
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Anwesenheit von Litter, dass <strong>Littering</strong> an diesem Standort<br />
ein durchaus übliches Verhalten ist. Es zeigt, dass dieses<br />
Verhalten hier ‚normal’ ist, was die Hemmschwelle zum<br />
<strong>Littering</strong> senkt [56-58] . Ähnliche Effekte werden bei schönen<br />
und kunstvollen Gestaltungselementen beobachtet,<br />
indem sie den umgebenden Raum aufwerten und zeigen,<br />
dass mit dem Raum sorgsam umgegangen werden<br />
soll (siehe Kap. 4.2.15). In Quartieren zeigt die Sichtbarkeit<br />
von persönlichem Engagement von Anwohnern (z.B.<br />
gepflegte Blumenbeete oder bemalte Abfallkübel), dass<br />
eine Raumaneignung stattgefunden hat: Es wird auf den<br />
Raum geachtet und Verschmutzungen oder Vandalismus<br />
werden nicht stillschweigend hingenommen. Schöne<br />
und gepflegte Räume lassen den Nutzer wissen, dass andere<br />
Menschen einen Wert darin sehen und eingreifen<br />
könnten, falls Verschmutzungen oder Beschädigungen<br />
verursacht werden [52, 59] .<br />
3.5.3. Broken-Window-Effekt<br />
Der Broken-Window-Effekt ist ein Konzept,<br />
das beschreibt, wie relativ harmlose Beschädigungen<br />
oder Verschmutzungen (z.B. ein zerbrochendes Fenster<br />
in einem leerstehenden Haus) die Wahrscheinlichkeit<br />
für weitere Verschmutzungen und Schäden erhöhen [60] .<br />
Die Theorie geht davon aus, dass dieser Effekt bis zur<br />
völligen Verwahrlosung von Stadtteilen führen kann.<br />
Es ist erwiesen, dass <strong>Littering</strong> auf verschmutzen<br />
Plätzen eher auftritt als auf sauberen Plätzen [56-58, 61] .<br />
Am Boden liegender Abfall senkt die Hemmschwelle für<br />
weiteres <strong>Littering</strong>. Ist ein gewisser Verschmutzungsgrad<br />
erreicht, littern auch Solche, die sich in der Regel korrekt<br />
verhalten. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind:<br />
• Am Boden liegender Abfall suggeriert, dass <strong>Littering</strong><br />
normal ist und man es tun darf.<br />
• Es ist keine Beschwerde von anderen Nutzern zu erwarten.<br />
Eine zentrale Vorbedingung für den Broken-Window-<br />
Effekt ist die Anonymität. Ist diese hoch (nachts oder in<br />
grossen Menschenmengen), genügen schon kleine Anzeichen<br />
von Verschmutzungen um den Broken-Window-<br />
Effekt eintreten zu lassen. Ist die Anonymität allerdings<br />
gering, braucht es eine weitaus stärkere Verwahrlosung<br />
als Anzeichen dafür, dass sich niemand darum kümmern<br />
würde, wenn man selbst littert [62] .<br />
3.5.4. Infrastrukturen für Aufenthalt und<br />
Entsorgung<br />
Aufenthaltsinfrastrukturen wie Bänke oder<br />
Sitznischen bestimmen, wo die Gelegenheit für ein Picknick<br />
besteht oder wo sich beispielsweise Jugendliche im<br />
nächtlichen Ausgang aufhalten, wenn sie draussen bleiben<br />
wollen. Damit haben sie eine Auswirkung auf Personenströme<br />
und somit auch auf Belebung, Anonymität,<br />
soziale Kontrolle und <strong>Littering</strong>. Besonders bei schlechten<br />
Beleuchtungsverhältnissen kann nachts bei günstigen<br />
Sitzgelegenheiten sehr viel Abfall auf dem Boden landen.<br />
Abfallkübel können einen grossen Einfluss auf <strong>Littering</strong><br />
ausüben. Kriterien für eine häufige Nutzung von<br />
Abfallkübeln sind<br />
• Häufigkeit<br />
• Position: Nähe zu Sitzgelegenheiten und Personenströmen<br />
• Auffälligkeit der Kübel<br />
• Sauberkeit und Grösse der Kübelöffnungen, Vorhandensein<br />
von Deckeln (wirkt sich in der Regel negativ<br />
aus).<br />
Doch auch optimal gestaltete und positionierte Abfallkübel<br />
sind keine Garantie gegen <strong>Littering</strong>. Studien haben<br />
ergeben, dass Personen mit zunehmendem Abstand<br />
zu Abfallkübeln zunehmend littern [5, 17] . Schon bei einem<br />
Abstand von 10 Metern nimmt die Bereitschaft, diese zu<br />
Abb. 12<br />
Unübersichtliche und qualitativ minderwertige<br />
Räume fördern <strong>Littering</strong>, Schmierereien, Vandalismus und<br />
Unsicherheitsgefühle in der Bevölkerung.<br />
Bild: Till Berger, seecon gmbh