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HandbucH Littering - Littering Toolbox

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22<br />

Anwesenheit von Litter, dass <strong>Littering</strong> an diesem Standort<br />

ein durchaus übliches Verhalten ist. Es zeigt, dass dieses<br />

Verhalten hier ‚normal’ ist, was die Hemmschwelle zum<br />

<strong>Littering</strong> senkt [56-58] . Ähnliche Effekte werden bei schönen<br />

und kunstvollen Gestaltungselementen beobachtet,<br />

indem sie den umgebenden Raum aufwerten und zeigen,<br />

dass mit dem Raum sorgsam umgegangen werden<br />

soll (siehe Kap. 4.2.15). In Quartieren zeigt die Sichtbarkeit<br />

von persönlichem Engagement von Anwohnern (z.B.<br />

gepflegte Blumenbeete oder bemalte Abfallkübel), dass<br />

eine Raumaneignung stattgefunden hat: Es wird auf den<br />

Raum geachtet und Verschmutzungen oder Vandalismus<br />

werden nicht stillschweigend hingenommen. Schöne<br />

und gepflegte Räume lassen den Nutzer wissen, dass andere<br />

Menschen einen Wert darin sehen und eingreifen<br />

könnten, falls Verschmutzungen oder Beschädigungen<br />

verursacht werden [52, 59] .<br />

3.5.3. Broken-Window-Effekt<br />

Der Broken-Window-Effekt ist ein Konzept,<br />

das beschreibt, wie relativ harmlose Beschädigungen<br />

oder Verschmutzungen (z.B. ein zerbrochendes Fenster<br />

in einem leerstehenden Haus) die Wahrscheinlichkeit<br />

für weitere Verschmutzungen und Schäden erhöhen [60] .<br />

Die Theorie geht davon aus, dass dieser Effekt bis zur<br />

völligen Verwahrlosung von Stadtteilen führen kann.<br />

Es ist erwiesen, dass <strong>Littering</strong> auf verschmutzen<br />

Plätzen eher auftritt als auf sauberen Plätzen [56-58, 61] .<br />

Am Boden liegender Abfall senkt die Hemmschwelle für<br />

weiteres <strong>Littering</strong>. Ist ein gewisser Verschmutzungsgrad<br />

erreicht, littern auch Solche, die sich in der Regel korrekt<br />

verhalten. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind:<br />

• Am Boden liegender Abfall suggeriert, dass <strong>Littering</strong><br />

normal ist und man es tun darf.<br />

• Es ist keine Beschwerde von anderen Nutzern zu erwarten.<br />

Eine zentrale Vorbedingung für den Broken-Window-<br />

Effekt ist die Anonymität. Ist diese hoch (nachts oder in<br />

grossen Menschenmengen), genügen schon kleine Anzeichen<br />

von Verschmutzungen um den Broken-Window-<br />

Effekt eintreten zu lassen. Ist die Anonymität allerdings<br />

gering, braucht es eine weitaus stärkere Verwahrlosung<br />

als Anzeichen dafür, dass sich niemand darum kümmern<br />

würde, wenn man selbst littert [62] .<br />

3.5.4. Infrastrukturen für Aufenthalt und<br />

Entsorgung<br />

Aufenthaltsinfrastrukturen wie Bänke oder<br />

Sitznischen bestimmen, wo die Gelegenheit für ein Picknick<br />

besteht oder wo sich beispielsweise Jugendliche im<br />

nächtlichen Ausgang aufhalten, wenn sie draussen bleiben<br />

wollen. Damit haben sie eine Auswirkung auf Personenströme<br />

und somit auch auf Belebung, Anonymität,<br />

soziale Kontrolle und <strong>Littering</strong>. Besonders bei schlechten<br />

Beleuchtungsverhältnissen kann nachts bei günstigen<br />

Sitzgelegenheiten sehr viel Abfall auf dem Boden landen.<br />

Abfallkübel können einen grossen Einfluss auf <strong>Littering</strong><br />

ausüben. Kriterien für eine häufige Nutzung von<br />

Abfallkübeln sind<br />

• Häufigkeit<br />

• Position: Nähe zu Sitzgelegenheiten und Personenströmen<br />

• Auffälligkeit der Kübel<br />

• Sauberkeit und Grösse der Kübelöffnungen, Vorhandensein<br />

von Deckeln (wirkt sich in der Regel negativ<br />

aus).<br />

Doch auch optimal gestaltete und positionierte Abfallkübel<br />

sind keine Garantie gegen <strong>Littering</strong>. Studien haben<br />

ergeben, dass Personen mit zunehmendem Abstand<br />

zu Abfallkübeln zunehmend littern [5, 17] . Schon bei einem<br />

Abstand von 10 Metern nimmt die Bereitschaft, diese zu<br />

Abb. 12<br />

Unübersichtliche und qualitativ minderwertige<br />

Räume fördern <strong>Littering</strong>, Schmierereien, Vandalismus und<br />

Unsicherheitsgefühle in der Bevölkerung.<br />

Bild: Till Berger, seecon gmbh

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