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HandbucH Littering - Littering Toolbox

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Gegenständen: Zigaretten und Kaugummis werden nur<br />

von wenigen als besonders störend erachtet [29] .<br />

Aber auch bei grossen Gegenständen wie Esswarenverpackungen<br />

und Getränkeflaschen ist das Problembewusstsein<br />

durch die häufigen Reinigungszyklen im<br />

öffentlichen Raum eher niedrig [30] . Dies führt zu einem<br />

fehlenden Ursache-Wirkungs-Verständnis, sodass die<br />

störende Wirkung des eigenen Litters auf Andere unterschätzt<br />

wird.<br />

3.3.3. Institutionen übernehmen die<br />

vErantwortung<br />

Da die Verantwortung für die Qualität des<br />

öffentlichen Raums in der Hand öffentlicher Institutionen<br />

wie Straßenreinigungen und der Polizei liegt, wird<br />

<strong>Littering</strong> von ertappten Sündern gelegentlich damit gerechtfertigt,<br />

dass ohnehin alles weggewischt würde [4, 17] .<br />

Diese Begründung wird eher selten vorgebracht und es<br />

ist zu erwarten, dass im Normalfall nur ein kleiner Teil<br />

der <strong>Littering</strong>-Sünder deshalb diese Entsorgungsform<br />

wählt. An grösseren Events kann sich dies aber ganz anders<br />

verhalten. Befragungen von <strong>Littering</strong>-Sündern am<br />

Jugendkulturfestival Basel haben beispielsweise gezeigt,<br />

dass gut ein Viertel gelittert hat, weil danach ohnehin<br />

gereinigt wurde [31] (siehe Kaptiel 5).<br />

Die Übernahme der Verantwortung für den öffentlichen<br />

Raum durch die öffentliche Hand hat jedoch<br />

nicht nur Auswirkungen auf das individuelle Verhalten,<br />

sondern auch auf die Bereitschaft des Einzelnen, Engagement<br />

für den öffentlichen Raum zu zeigen. Die Verantwortung<br />

ist an den Staat delegiert und Zivilcourage<br />

und Eigenengagement werden nur von wenigen gezeigt.<br />

Dass ein <strong>Littering</strong>-Sünder für sein Verhalten angesprochen<br />

wird, ist deshalb eine Seltenheit. Besonders in der<br />

Kritik steht in diesem Zusammenhang auch der Einsatz<br />

von Überwachungskameras, welche die persönliche Verantwortung<br />

in sozial unerwünschten Situationen noch<br />

direkter reduzieren [43, 44] (siehe Kapitel 4.2.11).<br />

3.3.4. <strong>Littering</strong> als Ausdrucksmittel<br />

Unter gewissen Umständen wird <strong>Littering</strong><br />

mit positiven Assoziationen verbunden [21, 28] . Dies trifft<br />

meistens dann zu, wenn <strong>Littering</strong> unter Jugendlichen<br />

als Ausdrucksmittel für Unkonformität, Coolness oder<br />

Protest gegenüber der Gesellschaft gebraucht wird.<br />

Im Extremfall kann <strong>Littering</strong> als eine Art Vandalismus<br />

bezeichnet werden, z.B. wenn dabei Flaschen zerschlagen<br />

werden. Diese Form des <strong>Littering</strong>s kommt vor allem<br />

in Gruppen vor (siehe Kapitel 3.4.2). Alkoholeinfluss<br />

spielt dabei oft eine tragende Rolle (siehe Kap. 3.4.4).<br />

Befragungen haben ergeben, dass das absichtliche <strong>Littering</strong><br />

mengenmäßig vermutlich aber weniger bedeutsam<br />

ist [5, 21, 30] .<br />

3.3.5. Unkenntnis über Verhaltensregeln<br />

In der Schweiz bestehen ganz konkrete Anforderungen<br />

an das Abfallverhalten der Bevölkerung.<br />

Fremdsprachige Menschen mit Migrationshintergrund<br />

kennen diese Anforderungen manchmal nicht und sind<br />

sich andere Normen in Bezug auf Abfall gewohnt (siehe<br />

z.B. Box Seite 35 und 38). Dieses Problem kommt besonders<br />

stark in Quartieren zum Tragen, wo Abfälle falsch<br />

entsorgt oder im schlimmsten Fall sogar aus dem Fenster<br />

geworfen werden [24, 45, 46] .<br />

3.4. Gesellschaftliches Umfeld<br />

Das gesellschaftliche Umfeld kann die Neigung<br />

zum <strong>Littering</strong> hemmen oder fördern. Entscheidend<br />

ist das ‚wer’, das ‚wann’ und das ‚wie viele’. Die Anwesenheit<br />

anderer Menschen vermittelt nur unter gewissen<br />

Bedingungen das Gefühl von sozialer Kontrolle, genauso<br />

können auch eine Erhöhung der Anonymität oder<br />

Gruppenrechtfertigungen auftreten.<br />

Wie die Anwesenheit anderer Menschen wahrge-

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