HandbucH Littering - Littering Toolbox
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Verhaltenswirksamkeit von Information im<br />
Bereich Abfall<br />
An der Professur für Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften<br />
der ETH Zürich wurden seit 2001 unter<br />
dem Obertitel “Verhaltenswirksamkeit von Information im<br />
Bereich Abfall” verschiedene Studien zum Thema <strong>Littering</strong><br />
durchgeführt. Unterschiedliche Fragestellungen im Zusammenhang<br />
mit der Wirksamkeit von Kommunikationsmassnahmen<br />
(z.B. Kampagnen, Abfallunterricht, Slogans) wurden<br />
hierbei zum Teil experimentell und zum Teil mittels<br />
Befragungsstudien untersucht.<br />
Welche Art von Anti-<strong>Littering</strong> Slogans gefallen der<br />
Bevölkerung?<br />
Im Rahmen einer Befragung in und um Zürich wurde<br />
analysiert, welche Arten von Slogans und Kampagnensujets<br />
gefallen finden und als wirksam beurteilt werden. Es<br />
zeigte sich, dass die Wirksamkeit einer Plakatkampagne<br />
umso höher eingeschätzt wird, je besser sie den befragten<br />
Personen gefällt. Gleiches gilt für die Beurteilung einzelner<br />
Anti-<strong>Littering</strong> Slogans. Ein Kommunikationsstil, der bei der<br />
Bevölkerung gut ankommt, wird also auch als wirksam bewertet.<br />
Die Slogan-Merkmale „kreativ“ und „witzig“ sowie<br />
„klar verständlich“ und „informativ“ weisen eine deutlich<br />
positive Korrelation sowohl mit dem Gesamteindruck als<br />
auch mit der Wirksamkeitsbeurteilung der Slogans auf. Die<br />
Merkmale „provokativ“ und „befehlend“ gehen tendenziell<br />
mit negativen Bewertungen der Attraktivität eines Slogans<br />
einher und auch mit reduzierten Wirksamkeitsbeurteilungen.<br />
Die Dimension „ermahnend“ hängt positiv mit der<br />
Wirksamkeitseinschätzung, aber leicht negativ mit der Attraktivität<br />
eines Slogans. Die Sujets einer originellen, lustigen<br />
und keinesfalls im Befehlston kommunizierenden Kampagne<br />
der Berliner Stadtreinigung gefielen den Befragten<br />
dem entsprechend sehr gut und diese wurden auch als am<br />
wirksamsten eingeschätzt.<br />
Vermindern Anti-<strong>Littering</strong> Slogans tatsächlich das<br />
<strong>Littering</strong>?<br />
Im Rahmen von zwei Experimenten im Zürcher Cinemax<br />
wurde analysiert, ob und wie stark Slogans zu Beginn eines<br />
Films das <strong>Littering</strong> im Kino reduzieren und somit auch den<br />
Reinigungsaufwand nach den Vorstellungen vermindern<br />
können. In Experiment 1 wurden in 50% der Vorstellungen<br />
des Films „Pearl Harbour“ jeweils vor Filmbeginn zwei<br />
Dias gezeigt. Das erste trug die Aufschrift „Alles im Eimer?“<br />
und das zweite, kurz darauf folgende Dia, zeigte das Piktogramm<br />
eines Männchens, das Abfall im Abfalleimer entsorgt,<br />
neben der Aufschrift „Danke. Ihr CINEMAX-Team.“<br />
Nach den Vorstellungen wurden jeweils die herumliegenden<br />
Abfälle eingesammelt und gewogen. Die statistische<br />
Auswertung des Abfallgewichts von 11 Vorstellungen mit<br />
Dias und 10 Vorstellungen ohne Dias ergab eine signifikante<br />
positive Wirkung der Kommunikationsmassnahme. Die<br />
durchschnittlich zurückbleibende Abfallmenge pro Person<br />
in einer Vorstellung konnte durch die Präsentation der<br />
Dias um ca. 20% gesenkt werden. Knapp vier Jahre Später<br />
wurde erneut eine originelle, mehrstufige Anti-<strong>Littering</strong><br />
Kommunikationsstrategie im CINEMAX experimentell getestet.<br />
Dieses mal beim Film „Batman“: Nach der Sequenz<br />
„Einsam“, „Gemeinsam“, „Gemeinsammeln“ erschien wieder<br />
das gängige Piktogramm neben der Aufschrift „Danke. Ihr<br />
CINEMAX-Team“. Die Überlegung, welche dem Einsatz einer<br />
mehrstufigen Kommunikationssequenz in beiden Experimenten<br />
zugrunde lag, war dass die Ambiguitiät und Unklarheit<br />
der anfänglich präsentierten Teilbotschaft Neugier und<br />
Interesse für weitere Informationen wecken sollte. Dadurch<br />
sollte die Aufmerksamkeit und Offenheit für die Wahrnehmung<br />
der eigentlichen Botschaft im letzten Dia erhöht werden.<br />
Das Einblenden der Anti-<strong>Littering</strong>-Botschaft zu Beginn<br />
des Films führte diesmal jedoch nicht zu einer Reduktion<br />
der pro Besucher gelitterten Abfallmenge. Eventuell könnte<br />
der Filminhalt hierfür die Ursache gewesen sein. Der Film<br />
„Batman“ förderte möglicherweise das Ignorieren, Verdrängen<br />
oder Ablehnen der Dia-Botschaft, nicht zu littern. Auch<br />
ist denkbar, dass der Film „Batman“ von vorne herein eher<br />
Personen ins Kino zogen hat, die für eine Beeinflussung<br />
in Richtung verbesserten Entsorgungsverhaltens mittels<br />
Slogans weniger gut zugänglich sind.<br />
Originalstudie Cinemax: Hansmann, R., & Scholz, R. W.<br />
(2003). A two step strategy for reducing littering behavior in<br />
a cinema. Environment & Behavior, 35(6), 752-762<br />
> Ralf Hansmann, ETH Zürich<br />
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