Wladimir Kaminer Russendisko
Wladimir Kaminer Russendisko
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gewöhnlichen UNO-Sitzung. An jedem Tisch wird verhandelt,<br />
welches System am besten funktioniert, die Lage ist gespannt,<br />
die Kugeln drehen ihre Runden, die Karten flimmern vor den<br />
Augen. Mir wird leicht schwindlig, und ich setze mich an die<br />
Bar. Eigentlich kommen hier nur Gewinner hin, die an einem<br />
Abend die ganze Spielbank leer räumen könnten. Um ihren<br />
Spaß und ihren Status zu behalten, müssen sie jedoch<br />
letztendlich alles Gewonnene wieder verspielen.<br />
Die Frau am Tresen heißt Lisa. Sie kommt aus England, wie<br />
auch ihr Freund, der als Croupier am Pokertisch arbeitet. Die<br />
Angestellten der drei großen Berliner Kasinos dürfen in Berlin<br />
nicht spielen. Wenn sie von der Verwaltung erwischt werden,<br />
sind sie ihren Job los. Lisa erzählte mir, wie schwer es ist, den<br />
ganzen Tag zuzusehen, wie andere spielen, und selbst nicht<br />
mitmachen zu dürfen. So muss sie immer wieder der<br />
Versuchung widerstehen. Das ist sehr anstrengend. Um sich zu<br />
entspannen, verbringen die beiden Engländer ihren Urlaub oft<br />
auf Malta, wo die Spielkultur sehr verbreitet ist und man schon<br />
für einen Vierteldollar dazugehört. Dort ziehen sie Nacht für<br />
Nacht durch die Kasinos, nie gehen sie an den Strand.<br />
Als ich Lisa nach dem englischen System fragte, schüttelte sie<br />
ausweichend den Kopf. Einmal hatte ihr Freund Willy das so<br />
genannte Zero-System beim Roulettespiel entdeckt. Für diese<br />
Entdeckung hatten beide einen teuren Preis bezahlt - sie<br />
verspielten ihre gesamte Urlaubskasse in einer Nacht. Seit<br />
diesem Vorfall sind sie fest davon überzeugt, dass es beim<br />
Glückspiel nur um den Zufall geht.<br />
Die Türken denken anders und spielen leidenschaftlich gern an<br />
Automaten. Vor allem an denen, die einen Hebel haben, den<br />
man ganz toll runterziehen kann. Weil sie temperamentvoll<br />
sind und sportbegeistert. Das türkische System geht<br />
folgendermaßen: Zuerst suchen sie sich einen Automaten, der<br />
schon lange nichts rausgerückt hat. Dann warten sie ab, bis der<br />
leichtsinnige Franzose mit leeren Taschen nach Hause geht,<br />
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