Das Magazin für Funk Elektronik · Computer
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Amateurfunk<br />
VK9 im Dreierpack:<br />
Christmas, Cocos und Lord Howe<br />
DIETMAR KASPER – DL3DXX<br />
Christmas Island, Cocos (Keeling) Island und Lord Howe Island – das<br />
hatten wir uns <strong>für</strong> den Februar ’95 vorgenommen. Wir, das waren Rudi,<br />
DJ5CQ, der <strong>für</strong> seine zahlreichen DXpeditionen bekannt ist, Jörg, YB6AVE,<br />
den es beruflich nach Indonesien verschlagen hat, und ich. Im Pile-Up<br />
zwischen Krabben und Schwarzfunkern widmeten wir uns insbesondere<br />
den niederfrequenten Bändern. Trotz einiger Schwierigkeiten standen am<br />
Ende der fünfwöchigen Expedition 30 000 Verbindungen in unserem Log.<br />
<strong>Das</strong> Desaster begann bereits am Flughafen<br />
in Jakarta. Bei dem Versuch, unsere<br />
V80-Vertikal vom Zoll abzuholen, traten<br />
Schwierigkeiten auf. Die Antenne hatten<br />
wir vorausgeschickt, um unser Fluggepäck<br />
in Grenzen zu halten – das stellte<br />
sich nun als Fehler heraus. Ich hatte geglaubt,<br />
fernab von Deutschland wären<br />
Formalitäten unbürokratischer abzuwikkeln<br />
– welch ein Irrtum!<br />
Wenngleich uns Jörgs Indonesisch-Sprachkenntnisse<br />
sehr halfen, dauerte es mehr<br />
als vier Stunden, bis wir einen Zollbeamten<br />
ausfindig machen konnten, der bereit war,<br />
eine Entscheidung zu treffen. Nach dem<br />
Verteilen etlicher Backschischs händigte<br />
man uns schließlich die Antenne aus.<br />
Aber – zu spät! Seit einer halben Stunde<br />
war die Focker 28, die uns nach Christmas<br />
Island bringen sollte, ohne uns unterwegs.<br />
Wir erhielten jedoch die Zusage, daß unsere<br />
Tickets auch noch am nächsten Tag<br />
akzeptiert werden würden – wenigstens<br />
etwas.<br />
Am darauffolgenden Tag zog ein Unwetter<br />
über Christmas Island auf, und der Start<br />
unserer Maschine wurde um zwei Stunden<br />
verschoben. Warum konnte nicht gestern<br />
schlechtes Wetter sein?<br />
Je näher wir unserem Ziel kamen, desto<br />
mehr bewölkte sich der Himmel. Jährlich<br />
fallen hier 2000 mm Niederschlag; mehr<br />
als dreimal soviel wie in Deutschland. Kein<br />
576 • FA 6/95<br />
Wunder, daß Flüge nach Christmas Island<br />
selten pünktlich sind.<br />
Christmas Island<br />
Christmas Island ist eine etwa 25 km<br />
lange und 20 km breite Insel, deren größter<br />
Teil aus einem 300 m hohem Plateau<br />
besteht und mit Urwald bedeckt ist. An<br />
den Küsten rings um das Eiland ragen<br />
zerklüftete Felswände steil empor. Große<br />
Teile der Insel sind mit Phosphat bedeckt,<br />
deren Abbau <strong>für</strong> viele Insulaner, Australier,<br />
Chinesen und Malaien jahrzehntelang<br />
die Lebensgrundlage bildete.<br />
Als sich der Phosphatabbau in den 80er<br />
Jahren nicht mehr rentierte, wurde der<br />
Tagebau eingestellt. Von den damals über<br />
3000 hier lebenden Menschen verließen<br />
daraufhin viele die Insel. Noch heute<br />
stößt man überall auf rostige Bahnanlagen<br />
und Fördereinrichtungen sowie auf eine<br />
überdimensional große Verladeanlage im<br />
Hafen.<br />
Eine der wenigen Einnahmequellen auf<br />
Christmas Island ist das „Island Resort“,<br />
Unsere VK9XY-QSL<br />
<strong>für</strong> die QSOs von<br />
Christmas Island<br />
Unser QTH auf<br />
Christmas Island:<br />
die VQ3-Lodge<br />
Jakarta INDONESIEN<br />
Christmas<br />
Island<br />
Cocos Keeling<br />
Island<br />
I n d i s c h e r O z e a n Tasmanien<br />
0 1000<br />
2000 km<br />
AUSTRALIEN<br />
NEUGUINEA<br />
Port Moresby<br />
Sydney<br />
Canberra<br />
Lord Howe<br />
Island<br />
Melbourne<br />
ein Luxushotel mit Spielkasino und Golfanlage.<br />
<strong>Das</strong> Hotel ist Ziel vieler extra<br />
aus Indonesien kommender Fluggäste,<br />
denn Glücksspiele sind in Indonesien<br />
und den benachbarten asiatischen Staaten<br />
verboten. <strong>Das</strong> „Island Resort“ mit seinen<br />
Preisen entsprach jedoch nicht unseren<br />
Vorstellungen, zumal steile Felswände<br />
die <strong>Funk</strong>richtung nach Europa „verstellten“.<br />
■ Schlechte Bedingungen<br />
in Richtung USA<br />
Am späten Nachmittag des 3.2.95 landeten<br />
wir auf Christmas Island und fuhren in dem<br />
mit unserer Ausrüstung vollgepackten<br />
Mietwagen in Richtung Siedlung. Eine geeignete<br />
Unterkunft hatten wir nach langer<br />
Suche in der VQ3-Lodge gefunden, einer<br />
schlichten Herberge mit sogenanntem<br />
„Christmas-Island-Standard“. Die Lodge<br />
liegt am Flying Fish Cove, der nordwestlichen<br />
Bucht der Insel, nicht weit vom<br />
Meer entfernt.<br />
An Ort und Stelle angekommen, begutachteten<br />
wir den Standort. Während wir<br />
freie Sicht nach Europa hatten, blockierten<br />
mehrere hundert Meter hohe Felswände<br />
die Richtung nach den USA. Was wir jetzt<br />
bereits ahnten, bestätigte sich in den<br />
nächsten Tagen. Von mehr als 7000 QSOs<br />
standen nur 156 mit Nordamerika im Log,<br />
davon nicht ein einziges auf 80 m! Jetzt<br />
CHRISTMAS ISLAND<br />
VK9XY