Kinderlose-Frauen-und-M_C3_A4nner-Ungewollte-oder-gewollte-Kinderlosigkeit-im-Lebenslauf-und-Nutzung-von-Unterst_C3_BCtzungsangeboten-Studie,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true

Das Spektrum momentan gewollter Kinderlosigkeit ist vielfältig und differenziert:XXFür 13 % der Frauen und der Männer ist Kinderlosigkeit eine grundsätzliche Lebenshaltungmit der Perspektive dauerhafter, lebenslanger Gültigkeit.XX11 % der Frauen und 7 % der Männer wollten früher gern Kinder, doch ihr Wunschhatte sich nicht erfüllt. Heute fühlen sie sich zu alt für die Geburt (und Erziehung) desKindes oder die privaten, partnerschaftlichen oder beruflichen Umstände scheinenihnen nicht mehr geeignet oder das Leiden an der unerfüllten Kinderlosigkeit ist zugroß, sodass sie sich zu einer biografisch neuen Haltung eines Lebens ohne Kinderdurchgerungen haben. Nach mehreren Jahren des vergeblichen Hoffens auf ein Kindhaben sie sich von ihrem früheren Kinderwunsch verabschiedet und eine neue Lebensperspektiveohne Kinder entwickeln müssen: Gewollte Kinderlosigkeit auch alsSelbstschutz vor weiteren emotionalen und partnerschaftlichen Belastungen.XXFür die Mehrheit, 49 % der Frauen und 54 % der Männer, ist ihre aktuell gewollteKinderlosigkeit eine zeitlich befristete Haltung mit der Perspektive anschließenderElternschaft: Ein Kind ist für sie eine Option, ein aufgeschobener Wunsch oder auchein fester Lebensplan, der – etwa ab dem 30. Lebensjahr oder später – realisiert werdensoll, wenn die beruflichen und partnerschaftlichen Rahmungen dies leichter und sichererzulassen. 19 % der Frauen und 30 % der Männer wollen später vielleicht Kinder; 30 %der Frauen und 24 % der Männer wollen später ganz sicher Kinder.XXDiese Haltung ist die typische, voreingestellte Lebensperspektive vor allem von Frauenund Männern mit hoher Schulbildung, langer Ausbildung (Studium, Auslandsaufenthalte),beruflich geforderter hoher Mobilität und Flexibilität sowie beruflichen Karriereambitionen,die berufliche und private Anforderungen zeitlich entkoppeln undnicht mehr synchron starten (v. a. in gehobenen Leitmilieus: „Etablierte“, „Postmaterielle“,„Performer“). Die grundsätzliche Frage, ob sie überhaupt ein Kind wollen, ist hingegentypisch für Frauen und Männer in (post-)modernen Milieus (v. a. „Expeditive“,„Hedonisten“), für die Partnerschaft und Elternschaft nicht nur zeitlich, sondern auchursächlich entkoppelt sind (hoher Anteil von Singles, Living-apart-together). Insofernist Kinderlosigkeit eng verknüpft mit der milieuspezifischen Lebenslogik und denberuflichen Anforderungen an Mobilität und Flexibilität. Vor diesem Hintergrund istes notwendig, Kinderlosigkeit sozialhierarchisch und milieudifferenziert zu sehen,zugleich dynamisch in der Lebensverlaufsperspektive der Frauen und Männer.XX75 % aller kinderlosen Frauen und 78 % der kinderlosen Männer im Alter zwischen20 und 50 Jahren haben den Wunsch nach einem Kind: sehr gern jetzt, ganz sicher ineinigen Jahren oder vielleicht später in einigen Jahren.❙❙26 % der kinderlosen Frauen und 24 % der kinderlosen Männer im Alter zwischen20 und 50 Jahren wollen sehr gern jetzt ein Kind.❙❙56 % der Frauen und 48 % der Männer haben den festen Wunsch, aktuell oder späterKinder zu wollen.