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Kinderlose-Frauen-und-M_C3_A4nner-Ungewollte-oder-gewollte-Kinderlosigkeit-im-Lebenslauf-und-Nutzung-von-Unterst_C3_BCtzungsangeboten-Studie,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true

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7.5 Subjektive Erklärungen der eigenen un<strong>gewollte</strong>n <strong>Kinderlosigkeit</strong><strong>Kinderlosigkeit</strong> trotz Kinderwunsch ist für die Betroffenen eine un<strong>gewollte</strong> <strong>und</strong> subjektivparadoxe Situation, für die sie nach einer plausiblen Erklärung suchen. Für ihren bisher nichtrealisierten Kinderwunsch greifen sie auf ein gesellschaftlich vorfabriziertes Spektrum <strong>von</strong>Erklärungen zurück. Diese sind bei <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern je unterschiedlich gewichtet <strong>und</strong>diese Gewichte verschieben sich mit zunehmendem Alter. Auch in ihren Aktivitäten zur fachlichenAufklärung über die wirklichen Ursachen unterscheiden sich Ältere <strong>von</strong> Jüngeren,<strong>Frauen</strong> <strong>von</strong> Männern.XXDass es mit dem Kinderwunsch nicht klappt, liege am eigenen beruflichen Stress, ist fürjeden fünften Mann (19 %) <strong>und</strong> jede sechste Frau (16 %) eine Erklärung. Der „beruflicheStress“ als Ursache ist für <strong>Frauen</strong> wie für Männer deutlich plausibler (<strong>und</strong> partnerschaftlichunproblematischer) als „privater, familiärer Stress“ – zumal dadurch die Ursacheexternalisiert wurde in die Sphäre außerhalb der Partnerschaft.XXObwohl sie – zum Teil seit mehreren Jahren – vergeblich ein Kind bekommen wollen,suchen nur 17 % der <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> 6 % der Männer einen Arzt auf, um medizinisch abzuklären,ob die Ursache für die <strong>Kinderlosigkeit</strong> bei ihr <strong>oder</strong> ihm organische Ursachen hat.Im Alter bis 29 Jahren suchen sogar nur 4 % der <strong>Frauen</strong> trotz unerfülltem Kinderwunsch eineFachärztin <strong>oder</strong> einen Facharzt auf. Selbst <strong>im</strong> Alter zwischen 30 <strong>und</strong> 39 Jahren klären nur 24 %den Bereich organischer Ursachen ab, <strong>im</strong> Alter ab 40 Jahren 46 % der <strong>Frauen</strong>. Die Mehrheit der<strong>Frauen</strong> n<strong>im</strong>mt keine medizinische Ursachenklärung vor, bei <strong>Frauen</strong> über 30 Jahren 75 % <strong>und</strong>bei jüngeren <strong>Frauen</strong> sogar über 90 %.Insofern gibt es für einige <strong>Frauen</strong> Barrieren <strong>und</strong> Hemmnisse; auch eine Scheu <strong>und</strong> Angst voreiner (medizinisch-wissenschaftlich) endgültigen <strong>und</strong> möglicherweise jede Hoffnung nehmendenDiagnose, die ein „Lebensurteil“ bedeuten würde. Ein Teil der <strong>Frauen</strong> blendet für sichdie Möglichkeit der (vollständigen, eingeschränkten) Unfruchtbarkeit aus, ziehen sie überhauptnicht in Betracht: Sie sind noch nie auf den Gedanken gekommen, die organischenUrsachen ihrer <strong>Kinderlosigkeit</strong> zu klären; sie stützen sich allein auf individuelle Spekulationenüber soziale, emotionale, psychologische Erklärungen, die sich aus fragmentarischen Informationenaus Zeitschriften, Websites <strong>und</strong> Alltagsgesprächen speisen.Männer mit nicht realisiertem Kinderwunsch haben eine <strong>im</strong> Vergleich zu <strong>Frauen</strong> erheblichgrößere Distanz <strong>und</strong> Trägheit, organische Ursachen bei sich abzuklären (auch hier bei einigenmit der Angst vor der Diagnose „unfruchtbar“): Nur 2 % der 20- bis 29-jährigen, 4 % der 30- bis39-jährigen sowie 12 % der 40- bis 50-jährigen Männer haben sich <strong>von</strong> einem Arzt untersuchenlassen.In den qualitativen Interviews zeigt sich, dass Männer mehrheitlich eine persönliche, körperliche<strong>und</strong> situationsbezogene Scheu haben vor einem Test auf ihre Fruchtbarkeit. Währendfür <strong>Frauen</strong> die regelmäßige gynäkologische Untersuchung ein selbstverständlicher Teil ihrerGes<strong>und</strong>heitsvorsorge ist, ist für Männer der Gang zum Andrologen (<strong>oder</strong> Urologen) äußerstselten, der ihnen peinlich ist <strong>und</strong> den sie nur bei erheblichen körperlichen Beschwerden aufsich nehmen. Für die Mehrheit der Männer ist ihre Fruchtbarkeit der voreingestellte Modus<strong>und</strong> sehr eng geknüpft an ihre Identität <strong>von</strong> Männlichkeit („Mann ist fruchtbar“). Möglicherweiseist die urologische Untersuchung für viele Männer noch so sehr stigmatisiert, dass sie

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