11.07.2015 Aufrufe

Kinderlose-Frauen-und-M_C3_A4nner-Ungewollte-oder-gewollte-Kinderlosigkeit-im-Lebenslauf-und-Nutzung-von-Unterst_C3_BCtzungsangeboten-Studie,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true

Kinderlose-Frauen-und-M_C3_A4nner-Ungewollte-oder-gewollte-Kinderlosigkeit-im-Lebenslauf-und-Nutzung-von-Unterst_C3_BCtzungsangeboten-Studie,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true

Kinderlose-Frauen-und-M_C3_A4nner-Ungewollte-oder-gewollte-Kinderlosigkeit-im-Lebenslauf-und-Nutzung-von-Unterst_C3_BCtzungsangeboten-Studie,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9.) Das Verhalten bei verschobenem Kinderwunsch <strong>und</strong> bei unerfülltem Kinderwunsch ist<strong>von</strong> Ambiguitäten <strong>und</strong> Selbsttäuschung best<strong>im</strong>mt: Ausgeprägt ist zum einen die rationalePlanung <strong>und</strong> Platzierung der Familiengründung mit zunehmender zeitlicher Verschiebungnach der beruflichen Etablierung. Ausgeprägt ist zum anderen die selbstverständliche, festverwurzelte, nicht zur Disposition stehende <strong>und</strong> beharrlich dauernde <strong>Unterst</strong>ellung dereigenen uneingeschränkten Fruchtbarkeit – bei <strong>Frauen</strong> weit über das 30. Lebensjahr hinaus;bei Männern weit über das 40. <strong>und</strong> auch 55. Lebensjahr hinaus.❙❙Ungewollt <strong>Kinderlose</strong> warten oft viele Jahre vergeblich auf ein erstes Kind, leben dauerhaft<strong>im</strong> Spagat zwischen Kinderwunsch <strong>und</strong> kinderloser Wirklichkeit. Ein Fünftel der<strong>Frauen</strong> (22 %) <strong>und</strong> ein Drittel der Männer (32 %) haben bereits 10 Jahre <strong>und</strong> länger den bisherunerfüllten Wunsch nach einem Kind. 16 Im Alter <strong>von</strong> 30 bis 39 Jahren haben 27 % der<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> 33 % der Männer schon 10 Jahre <strong>und</strong> länger den Wunsch nach einem erstenKind; 53 % der <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> 62 % der Männer bereits länger als 5 Jahre. Die meisten habenbisher nicht den Gedanken gehabt, dass es auf „natürlichem Wege“ möglicherweisenicht klappt, eine Kinderwunschbehandlung erwogen <strong>oder</strong> gar genutzt. Mehrheitlichhaben vor allem Männer das Selbstbild uneingeschränkter Fertilität <strong>und</strong> kaum Zweifel ander eigenen Fruchtbarkeit.❙❙Hier gibt es eine enge Wechselwirkung mit der Dominanz des Themas Verhütung in derPhase der Jugend <strong>und</strong> bei jungen Erwachsenen: Wer <strong>von</strong> Jugend an jahrelang verhütethat, kommt gar nicht mehr auf die Idee, unfruchtbar zu sein <strong>oder</strong> eine Kinderwunschbehandlungzu benötigen. Die durchaus begründete Einstellung ist, dass wer nicht (jedesMal) verhütet, das Risiko einer Schwangerschaft eingeht. Darin ist aber die Botschaft<strong>und</strong> logische Voraussetzung <strong>von</strong> der eigenen Fertilität enthalten. Vor allem <strong>im</strong> Bereichder Sexualaufklärung <strong>von</strong> Jugendlichen verschiedener Einrichtungen mit diversenKommunikationsmaßnahmen <strong>und</strong> Beratungsangeboten wird bisher einseitig der Fokusnur auf Verhütung <strong>und</strong> Vermeidung <strong>von</strong> Teenagerschwangerschaften gelegt, hingegendas Thema einer möglichen Unfruchtbarkeit verdrängt, tabuisiert <strong>und</strong> damit performativnegiert. Diese thematische Verengung erzeugt bei jungen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern die„naturbedingte“, selbstverständliche <strong>und</strong> lange Zeit unbezweifelte Annahme der eigenenFruchtbarkeit. Durch Unterhaltungs- <strong>und</strong> Aufklärungsmedien wird dieses Selbstbilduneingeschränkter Fruchtbarkeit bestätigt, die dadurch als spezifisches Risikoerscheint, schwanger werden zu können bzw. ein Kind zu zeugen. Damit wird zugleichdie gegenteilige Möglichkeit tabuisiert, vielleicht nur eingeschränkt fruchtbar <strong>oder</strong>unfruchtbar zu sein.16 Dieser Bef<strong>und</strong> bezieht sich auf alle ungewollt kinderlose <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männer <strong>im</strong> Alter zwischen 20 <strong>und</strong> 50 Jahren –ob aktuell in einer Paarbeziehung <strong>oder</strong> alleinlebend. Zur Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Interpretation der Daten istes unbedingt notwendig zu sehen, dass in der m<strong>oder</strong>nen, individualisierten Gesellschaft die gewählten Lebensformen<strong>und</strong> Partnerschaftsbeziehungen in der Regel nicht lebenslang bestehen, sondern sich <strong>im</strong> Lebensverlaufverändern. Die heute verschiedenen Lebensverlaufsmuster folgen dabei keinem linearen, alters- <strong>und</strong> ereignisbezogenen<strong>und</strong> irreversiblen Phasenmodell, sondern sind reversibel. Somit sind Lebens- <strong>und</strong> Partnerschaftsformennicht mehr abhängig <strong>von</strong> vorherigen Phasen, sondern <strong>von</strong> diesen weitgehend entkoppelt. Insofern lässt dieErfassung der aktuellen Lebenssituation keine zwingenden Schlüsse auf frühere Lebenssituationen zu. Wer heuteSingle ist, kann vormals verheiratet gewesen sein; wer heute in einer Paarbeziehung ist, kann vor einigen Monaten<strong>oder</strong> Jahren geschieden <strong>oder</strong> Single gewesen sein. Daher ist es nicht zulässig, die Relevanz des aktuellenKinderwunsches sowie die biografische Bedeutsamkeit des Kinderwunsches nur zu koppeln an die aktuelleLebens- <strong>und</strong> Partnerschaftsform.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!