950 Jahre Kleinrinderfeld 1060 - 2010 Festschrift - Gemeinde ...
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<strong>Kleinrinderfeld</strong>er Muschelkalk<br />
natuRsteInbetRIebe In kleInRIndeRfeld von hans scheueRmann<br />
In den folgenden Ausführungen sollen Firmen er-<br />
wähnt werden, die in <strong>Kleinrinderfeld</strong> ihren Sitz haben bzw.<br />
hatten, die im Zusammenhang mit Naturstein gesehen<br />
werden können und die sich zu Naturwerksteinbetrieben<br />
entwickelt haben. Bilder und Informationen stammen<br />
direkt von den Betrieben, von ehemaligen Beschäftigten,<br />
von Leuten aus <strong>Kleinrinderfeld</strong> und aus Zeitungsartikeln<br />
ab 1905 (Würzburger Generalanzeiger, Mainfränkische<br />
Zeitung, Fränkisches Volksblatt).<br />
In der Zeit nach 1900 wurde Muschelkalk für Kirchen,<br />
Villen, Denkmäler, … häufiger verwendet als heute. Bemerkenswert<br />
ist, dass zu dieser Zeit Muschelkalk überwiegend<br />
in Gaubüttelbrunn und <strong>Kleinrinderfeld</strong> abgebaut<br />
wurde. Die Muschelkalkgewinnung in der Gemarkung<br />
Kirchheim setzte erst später ein und Naturwerksteinbetriebe<br />
entstanden dort wegen der Verkehrsstruktur<br />
(Bahnanschluss).<br />
<strong>Kleinrinderfeld</strong>er Muschelkalk<br />
Beispiele für die Verwendung:<br />
Berlin, Reichsmarineamt, Königin-Augusta-Straße, 1912–<br />
1913; Oldenburg, Ministerialgebäude, 1914–1916; Rotterdam,<br />
Holländisches Ministerium in Haag, 1917–1920;<br />
Berlin-Friedenau, Rathaus, 1914–1915; Königsberg i. Pr.,<br />
Polizei-Dienstgebäude, 1912–1914; Nürnberg, Bayerische<br />
Disconto- und Wechselbank A.G. 1913–1914; Schwerte i.<br />
Westf., Rathausbrunnen, 1914<br />
Zahlreiche Baumaßnahmen veranschaulichen die<br />
enorme Bedeutung der Natursteinvorkommen für den Ort<br />
<strong>Kleinrinderfeld</strong>. Abbau, Gewinnung und Bearbeitung von<br />
Muschelkalk haben zu einer Zeit, in der Maschineneinsatz<br />
im Vergleich zu heute gering war, viele Arbeitskräfte erfordert<br />
und damit Arbeitsplätze geschaffen.<br />
Die Anzahl der in <strong>Kleinrinderfeld</strong> ansässigen Betriebe<br />
nahm von Beginn der Natursteinbearbeitung bis heute<br />
stetig zu und stellt damit eine Bereicherung für die <strong>Gemeinde</strong><br />
und die Beschäftigungsstruktur in der <strong>Gemeinde</strong><br />
dar. Von 1920 bis 1933 kann man von einer Krise in<br />
den Natursteinbetrieben sprechen, viele Arbeiter waren<br />
arbeitslos. Ab 1933 finden wieder alle Arbeitskräfte in den<br />
Natursteinfirmen Beschäftigung.<br />
Das Ortsbild von <strong>Kleinrinderfeld</strong> ist vom Naturstein,<br />
dem Muschelkalk, geprägt. Häuser, Mauern, Brunnen,<br />
Kirche, Kunst aus Stein, … sind steinerne Zeugen. Die Beeinträchtigung<br />
der Landschaft und des Landschaftsbildes<br />
ist im Vergleich zu anderen Industrieansiedlungen gering.<br />
Aufgelassene Steinbrüche haben sich teilweise zu wertvollen<br />
Biotopen entwickelt, ehemalige Bearbeitungshallen<br />
(Vetter) sind wieder in eine Naturlandschaft übergeführt.<br />
Würzburger Generalanzeiger (1912): „In den siebziger<br />
<strong>Jahre</strong>n des 19. Jahrhunderts kam hier (gemeint ist <strong>Kleinrinderfeld</strong>)<br />
die Kalksteinindustrie auf. Bis vor etwa acht<br />
<strong>Jahre</strong>n waren die Betriebe als Kleinbetriebe in einheimischen<br />
Händen und die vorhandenen Geschäfte beschäftigten<br />
durchschnittlich 10–25 Arbeiter. …“<br />
Die Fa. Plöcher erbaute 1911/12 ein Steinsägewerk<br />
an der Geroldshäuser Straße. Im <strong>Jahre</strong> 1912 bestehen<br />
in <strong>Kleinrinderfeld</strong> Steinbrüche und Steinhauer-Betriebe<br />
von M.S. Borst, Bachem, Plöcher, Zeidler und Leipold.<br />
Ein guter Steinhauer verdient durchschnittlich 7 Mark<br />
am Tag, ein Steinbrecher 6 Mark am Tag, ein Erdarbeiter<br />
5 Mark am Tag, im Winter 1 Mark weniger.<br />
Fränkisches Volksblatt, 15.11.1910: „ … und während<br />
in den Steinbrüchen zu <strong>Kleinrinderfeld</strong> bis vor fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
etwa 70 bis 80 Arbeiter waren, arbeiten jetzt hier mindestens<br />
durchschnittlich 180 Arbeiter.“<br />
Steinbruch zwischen <strong>Kleinrinderfeld</strong> und Moos