950 Jahre Kleinrinderfeld 1060 - 2010 Festschrift - Gemeinde ...
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eRlebt und nIedeRGeschRIeben von Rudolf GehRIG eRzählt von emma WallRaPP<br />
Der Kampf mit dem Gänserich<br />
Dieses Erlebnis wurde am 27. August 1922 in der<br />
Jugendzeitschrift des Würzburger Generalanzeigers ver-<br />
öffentlicht.<br />
Unser Nachbar hatte einen sehr bissigen und ge-<br />
walttätigen Gänserich. Wenn nur jemand, der nicht zum<br />
Haushalt des Nachbarn gehörte, in der Nähe kam, ging<br />
der garstige Vogel mit Zischen und Flügelflattern auf ihn<br />
los. Als zehnjähriger Junge kam ich eines Tages von der<br />
Schule nach Hause. Unterwegs lauerte mir der Gänserich<br />
auf und versperrte mir den Weg. Rückwärts konnte ich<br />
nicht mehr: was also tun? Ich wartete auf den Angriff des<br />
Wegelagerers, der auch sofort erfolgte.<br />
Gemessenen Schrittes kam der Gänserich auf mich<br />
zu, den Kopf weit vorgestreckt und die Flügel gespreizt.<br />
Als er noch einen Schritt von mir war und eben auf mich<br />
eindringen wollte, ließ ich mich schnell auf ihn fallen,<br />
hielt den Hals fest, umklammert und setzte mich auf ihn.<br />
Jetzt war er kampfunfähig. Meine Lage war aber nicht viel<br />
besser geworden. Stand ich nämlich auf, so würde der<br />
Gänserich sofort von hinten auf mich eindringen, weil ich<br />
nicht schnell laufen konnte. Ich blieb also auf meiner weichen<br />
Unterlage sitzen und wartete bis Leute kamen, die<br />
mich befreien würden. Nach halbstündiger ungeduldiger<br />
Sitzung kam endlich ein Trupp Frauen. Eine davon packte<br />
den Gänserich am Hals, ich stand schnell auf und der<br />
Gänserich flog im Bogen ein Stück fort. Nachdem ich erst<br />
tüchtig ausgelacht worden war, ging ich doch mit dem Bewusstsein<br />
nach Hause, einen Sieg errungen zu haben. Von<br />
nun an hat mich der Gänserich nie mehr angegriffen.<br />
Aber später sah ich einmal wie er und zwei Gänse Kinder<br />
aus der Stadt, einen Buben und ein Mädel angegriffen<br />
und in die Flucht jagten. Die Kinder wurden bös zerzaust<br />
und werden daheim Schreckensdinge von den wütenden<br />
Landgänsen erzählt haben.<br />
Erfolgreiche Belehrung<br />
In <strong>Kleinrinderfeld</strong> gab es ein Ehepaar Meier. Herr Meier<br />
war Schullehrer in der Volksschule. Sie hatten eine Tochter<br />
Roswitha und wohnten im Lehrerhaus in der Schönfelder<br />
Straße.<br />
Nicht weit davon entfernt lebte die Familie Kraus. Ein<br />
Sohn der Familie, Helmut, war so alt wie die Roswitha<br />
vom Lehrerehepaar Meier. Beide Kinder im Alter von ungefähr<br />
sechs <strong>Jahre</strong>n spielten oft miteinander.<br />
Eines Tages geschah etwas ganz natürliches, die Roswitha<br />
machte in die Hose. Helmut nahm sie an die Hand<br />
und ging zur Mutter um ihr das Missgeschick mitzuteilen.<br />
Vor dem Lehrerhaus schrie er in echtem <strong>Kleinrinderfeld</strong>erisch:<br />
„Meieri, Meieri, die Roswitha hat nei die Housa<br />
Gschissa“<br />
Frau Meier kam gleich herbei um sich die Bescherung<br />
anzusehen. Sie stellte fest, der Helmut hat Recht. Was sie<br />
dabei störte, war die Ausdrucksweise vom Helmut. Sie<br />
tadelte ihn und wies darauf hin, dass das Wort „Scheiße“<br />
ganz unanständig sei und er dies aus seinem Wortschatz<br />
streichen solle. Das könnte man auch anders sagen. Dabei<br />
vergaß sie, oder Helmut hörte es nicht, dieses „böse<br />
Wort“ durch ein wenig drastischeres zu ersetzen.<br />
Jedenfalls, am nächsten Tag spielten die beiden Kinder<br />
wieder miteinander und Roswitha macht erneut in die<br />
Hose. Nun kam Helmut in große Gewissenskonflikte. Soll<br />
ich weiterhin mit Roswitha spielen oder sage ich es wieder<br />
ihrer Mutter? Wenn ja, wie soll ich es sagen? Ein Ersatz<br />
für das „böse Wort“ fiel ihm einfach nicht ein. Trotz aller<br />
Zweifel nahm er seine Spielkameradin an die Hand und<br />
ging zum Lehrerhaus. Lauthals schrie er: „Meieri, Meieri!“<br />
Die Lehrersfrau hörte das Rufen, ging zur Tür und<br />
fragte Helmut: „Was ist denn passiert?“ Im gleichen Augenblick<br />
hatte Helmut die Situation erfasst und sagte ganz<br />
cool: „Wieder so wie gestern“