950 Jahre Kleinrinderfeld 1060 - 2010 Festschrift - Gemeinde ...
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eRlebt und eRzählt von WIllI GRImm nIedeRGeschRIeben von heInz WebeR<br />
Die Ruhestörung<br />
… oder: wie Du mir, so ich Dir.<br />
Hunde waren schon immer beliebte und zuverlässige<br />
Begleiter des Menschen. Viele Hundehalter hatten Eigentum<br />
z. B. ein Haus, einen Stall oder einen Hof der bewacht<br />
werden musste. Dafür hatten sie meistens einen Hund.<br />
Deshalb auch der Name Hofhund. Wenn ein Hund auf<br />
eine Sau aufpasste, war das noch lange kein Sauhund.<br />
Diese Bezeichnung kann sowohl eine negative als auch<br />
positive Bedeutung haben, hauptsächlich in Oberbayern.<br />
Die meisten Hofhunde hatten eine Hütte oder im Scheunentor<br />
gab es ein Schlupfloch damit der Hund dort Unterschlupf<br />
fand. An einer langen Kette angebunden konnten<br />
sie sich weit im Hof bewegen. So lange ich mich an meine<br />
Kindheit und darüber hinaus erinnern kann, hielten wir<br />
immer Hunde. Ein Exemplar war besonders wachsam und<br />
erfüllte seine Aufgabe als Hofbeschützer mit einem nicht<br />
zu überbietendem Eifer. Wenn jemand in unser Grundstück<br />
ging oder sich auf die Straße näherte, schlug er laut<br />
und deutlich an. Jeder von uns sollte wissen: da kommt<br />
jemand.<br />
In unserer Nachbarschaft, bei der Ida Nees war ein<br />
neuer Mieter eingezogen. Ein pensionierter Beamter, den<br />
sicherlich jede Fliege an der Wand störte. Gestört hat er<br />
sich auch am Gebell unseres Hundes. Das gipfelte öfters<br />
in wüsten Beschimpfungen an meinen Vater. Er verlang-<br />
te sogar, dass der Hund abgeschafft werden müsse. Das<br />
lehnte mein Vater kategorisch ab. Der Hund kommt auf<br />
keinen Fall weg.<br />
Nach langen Diskussionen und weiteren Drohungen<br />
des Mieters kam unverhofft ein Polizist in unser Haus. Die<br />
zuständige Polizeistation war in Kirchheim. Die Polizeibeamten<br />
hatten ein vertrauensvolles und fast freundschaftliches<br />
Verhältnis zu den Mitbürgern.<br />
Mit bedauernswerter Miene teilte er meinem Vater<br />
mit, dass der Mieter eine Anzeige wegen Ruhestörung<br />
eingereicht hat. Das Ordnungsgeld, das er gleich kassieren<br />
wollte betrug 2 Mark. Eine für die damalige Zeit horrende<br />
Summe. Mit Bauchschmerzen bezahlte mein Vater die<br />
Strafe. Trotzdem ließ er sich nicht dazu bewegen den<br />
Hund abzuschaffen.<br />
Es hat gar nicht lange gedauert, stand der Polizist wieder<br />
bei uns auf der Matte, wieder eine Anzeige, wieder<br />
Ordnungsgeld.<br />
Man kann sich leicht vorstellen was passiert wäre,<br />
wenn dieser Mieter einmal erlebt hätte, was heute in der<br />
Kirchheimer Straße abgeht. PKW’s, LKW’s und röhrende<br />
Motorräder hätten ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht.<br />
Ein Psychiater wäre sein ständiger Begleiter gewesen.<br />
Nicht dazu gerechnet sein Pillenverbrauch. Die Pharmafirma<br />
hätte ihm die Miete bezahlen können und trotzdem<br />
noch gut dabei verdient.<br />
Bei der zweiten Anzeige sah man dem Polizisten an,<br />
dass er großes Mitleid mit meinem Vater hatte. Nochmals<br />
wollte er dieses Drama nicht mehr mitmachen.<br />
Da kam ihm eine Idee. Er fragte meinen Vater, ob denn<br />
der Mieter keinen Krach machen würde? Nach kurzem<br />
Überlegen fiel meinem Vater ein, dass manchmal sein Radio<br />
ganz schön laut sei. Also der Vorschlag des Beamten:<br />
Schreiben sie auf, an welchem Tag und zu welcher Stunde<br />
das passiert. Eine Anzeige wegen Ruhestörung würde er<br />
dann gerne aufnehmen.<br />
Gesagt, getan. Weitere Anzeigen wegen Ruhestörung<br />
– keine mehr.<br />
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