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Jahresbericht 2011 - Cusanuswerk

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sie lohnt die Mühe. Wie sonst könnten wir erleben, dass wir nicht genormte Massenwaresind, sondern einzigartige Persönlichkeiten mit sehr verschiedenen Perspektiven, ergänzungsbedürftigund ergänzungsfähig, mit allem, was wir in der Begegnung an Zärtlichkeitund Verletzungs risiko erfahren? Wie wir im <strong>Cusanuswerk</strong> eine konstruktive Streitkultureinüben können und auf diese Weise verantwortlich teilnehmen an der Entwicklung derKirche und der Gesellschaft, wird meines Erachtens eine wichtige Frage der kommendenJahre sein.Im Dunkel unsrer Nacht singenEs ist früher Morgen. Wir sitzen um das Feuer, einige haben durchwacht, andere sind nachden sieben biblischen Lesungen, die wir in der Stunde vor Mitternacht gehört haben,wenigstens kurz schlafen gegangen. Der Morgen liegt bereits in der Luft, als wir am Feuerdie Osterkerze anzünden. „Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehrverlischt.“ Wir singen dieses Gebet wieder und wieder, mit Kerzen in den Händen, in dieKapelle ziehend, bevor wir das Osterevangelium hören, das Taufbekenntnis erneuern, dieEucharistie feiern und dann zum festlichen Osterfrühstück gehen.Wir feiern das Osterfest in Borschemich, einem Dorf am Rande des BraunkohletagebaugebietesGarzweiler. In wenigen Jahren wird es dieses Dorf nicht mehr geben. Die großeMehrzahl der Bewohner ist bereits fortgezogen und hat ein menschenleeres Dorf zurückgelassen.Der riesige Bagger wühlt sich zur Energiegewinnung Tag für Tag durch dasErdreich, am Karfreitag, am Ostersonntag, immer, unerbittlich. Was heißt es, hier Osternzu feiern? Was heißt es, hier dem großen „Dennoch“ zu trauen? Was heißt es, im Dunkelunserer Nacht in österlicher Hoffnung zu singen und uns dem anzuvertrauen, der dieMacht des Todes, der Gleichgültigkeit, der Vergänglichkeit besiegt?Mehr als viele andere Lieder begleitet mich dieser Gesang durch das Jahr. In vielen Gesprächenzeigt sich, dass das Leben eben nicht nur einfach gut ist, dass es so zerbrechlich und verletzlichist, dass es durcheinander geraten kann und ich das Vertrauen und die Hoffnungverlieren kann. Im Dunkel unserer Nacht zu singen, auch im Dunkel der kirchlichen, dergesellschaftlichen Nacht: Ob wir es im <strong>Cusanuswerk</strong> lernen können, das österliche Lied zuhören und weiter zu singen? Wie es klingt, wird sich dann zeigen, wenn wir es versuchen.Am besten gemeinsam.Beten und ArbeitenZehn Mitstudierende sitzen vor mir im Lesesaal. Jeder an seinem Schreibtisch, die Notebooksaufgeklappt, jeder auf seine Arbeit konzentriert. „Ora et labora“: Zweimal stehenim Jahr <strong>2011</strong> diese Geistlichen Studienzeiten auf dem Programm. Für jeweils eine Wochekommen wir im Kloster zusammen, mit den persönlichen Studienprojekten, Seminararbeiten,Prüfungsvorbereitungen im Gepäck, mit klar strukturiertem Tagesablauf, mitmorgendlichem Gebet und abendlichem Gottesdienst, mit gemeinsamen Mahlzeiten undkurzen Pausen zwischendurch, mit abendlicher Rekreation (so nennt man im Kloster dieZeit der Entspannung und der Neu-Schöpfung).Die Wirkung dieser Auszeiten ist überaus positiv: „Für mich war die vergangene Wocheeine erkenntnisreiche, berührende, ja beglückende Erfahrung“, schrieb eine Teilnehmerinim Rückblick. Besonders das Ineinander von Gebet und Arbeit wird als hilfreich bewertet:„Ich konnte mich sehr gut auf meine Aufgaben konzentrieren, war in der Lage, ganz entspanntund gleichzeitig diszipliniert und produktiv zu arbeiten.“ Ein anderer TeilnehmerA15

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