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Jahresbericht 2011 - Cusanuswerk

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In der Tendenz glaubt der Akademieleiter – bei aller Vorsicht – jedoch einen Hang derCusanerinnen und Cusaner zu einer eher theoriegeleiteten und ethisch-moralisch geprägtenals „realpolitischen“ Argumentation wahrgenommen zu haben. Zum Beispiel wurde imPlenum deutlich an einer christlich geprägten Gerechtigkeitsauffassung festgehalten – beiallem Bewusstsein für die Schwierigkeit ihrer kulturübergreifend allgemeinverbindlichenBegründung. Diese Haltung kollidierte an vielen Stellen mit der Praxis, wie sie Referentenaus Wirtschaft, Politik und Politikberatung vorstellten, z. B. Herr Juri Galperin, der mitder Position provozierte, Russland trotz klarer Demokratiedefizite und Menschenrechtsverletzungensofort in NATO und EU aufzunehmen. Oder in der Veranstaltung mit RolandKästner, der die Notwendigkeit militärischer und auch atomarer Abschreckungsfähigkeitder NATO in die Diskussion einbrachte.Die Schwierigkeit, als aktiver Staatsbürger angesichts komplexer Zusammenhänge undDilemmata zu einer eigenen außenpolitischen Meinung zu kommen, die den Qualitätsstandardseiner akademisch geprägten und an entsprechende Bestleistungen gewöhntenGruppe standhält, wurde während der Akademie aufgrund ihrer thematischen Breite sehrdeutlich. Vor diesem Hintergrund herrschte auch eine überwiegende Skepsis gegenübereinem schnellen Einstieg in die Debatte, die zeitlich zu Lasten der klassischen „Fragestunde“an die geladenen Referenten gegangen wäre.Dass es Cusanerinnen und Cusanern auch bei politischen Themen nicht an akademischemund ethischem Anspruch mangelt, stimmt zuversichtlich. Von einer „normativen Abrüstung“,wie sie z. B. Jürgen Habermas 2010 in einem Artikel der „Zeit“ der politischen Elitevorwarf, konnte auf der Akademie eher keine Rede sein. An der einen oder anderen Stelleder Debatten wäre jedoch auch etwas mehr Leichtigkeit und Risikobereitschaft zu einereigenen Positionierung auch auf die Gefahr hin, widerlegt zu werden, möglicherweise hilfreich.Das darf bei allem akademischen Ernst auch Spaß machen. Daher wagt es der Autoran dieser Stelle eine Ermutigung für eine (noch!) lebendigere politische Debattenkultur im<strong>Cusanuswerk</strong> auszusprechen.Ein weiterer möglicher Impuls der Akademie zeigte sich daran, dass diejenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bereits viel im Ausland unterwegs waren, sich sehr gewinnbringendmit ihren persönlichen Einblicken in die Akademie einbringen konnten.Außenpolitik darf trotz lebendiger Debatten keine Politik am Reißbrett bleiben, daher seihier zur Schärfung der eigenen außenpolitischen Urteilskraft ausdrücklich ein Werbeblockfür die cusanische Auslandsförderung eingeschoben. Nehmen Sie als Stipendiatinnen undStipendiaten davon so viel mit, wie Sie nur können! Stellen Sie Anträge – die Geschäftsstellewird sie wohlwollend prüfen.So bleibt am Ende eine Akademie, in der nicht zuletzt aufgrund ihrer beabsichtigtenthematischen Breite mehr Fragen angeregt als geklärt wurden. Und die Anregung, sicheinzumischen und die Zukunft unserer Außenpolitik mitzugestalten.C89

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