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Jahresbericht 2011 - Cusanuswerk

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dreistündigem Psalmengebet pro Tag verabreicht wird. Doch Sinn und Ziel der alttestamentlichenTexte bestehe darin, menschliche Gefühle auszudrücken, anzusprechen undden Betenden dadurch in die eigene Tiefe zu befördern. Es gehe darum, Gefühle über sichselbst und über andere vor Gott zu erkennen, abzulegen und fallen zu lassen, um unbelastetund uneingeschränkt hören zu können. Und in der Tat, schon in der Zeit unseresAufenthaltes konnten wir durch das regelmäßige Training unseres „Hörverständnisses“eine Veränderung feststellen.Eine weitere wichtige Erfahrung dieser Tage war die Arbeit zwischen den Gebetszeiten.Da ein Benediktinerkloster möglichst unabhängig von der Außenwelt existieren soll, gibtes auf dem großen Gelände mit 300 Angestellten eine Schule, Goldschmiede, Bäckereiund Fleischerei, eine Biogasanlage, ein Wasserkraftwerk, sowie eine große Gärtnerei, inwelcher wir auch selbst mitarbeiten durften. Das Arbeiten war dabei jedoch weder kräfteraubendeÜberanstrengung noch langweiliger Müßiggang. Schön war es, die Mönche hiereinmal in zivil zu erleben, wie sie mit Eifer und Freude, ihrem „Werk an der Schöpfung“, wiees Pater Jesaja bezeichnete, nachgingen. Benedikt fordert hierbei, wie in allen Lebens lagen,das richtige Maß zu finden und es nach der eigenen Kraft und Ausdauer auszurichten.Stress behindert das Hören und Faulheit ist der Gemeinschaft gegenüber eine Sünde. Auchhier wurde uns wieder deutlich vor Augen geführt, dass Benedikt von seinen Nachfolgernkeine unerreichbaren Ideale fordert. Er agiert menschlich und räumt den Brüdern auchSchwächen ein, deren Überwindung aber miteinander möglich werden kann.Mittagessen und Abendbrot durften wir mit den Mönchen zusammen schweigend imRefektorium der Klausur einnehmen. Zwischen beiden Mahlzeiten nahm sich Pater Jesajajeweils Zeit, uns das benediktinische Leben zu erläutern, Gebetsgebärden, Ziele und Inhaltder Gemeinschaft nahezubringen und die Klausur und Klosterkirche zu zeigen. Außerdemkam es zu Gesprächen mit dem Abt, jungen Brüdern oder auch dem für die Liturgie zuständigenPater, der uns über den Choralgesang, die Psalmen und die berühmte „Pause“beim Beten der Psalmen aufklärte. Eine Pause bedeute Stille. Diese wiederum eröffne dieMöglichkeit des auch hier wieder einmal hervorgehobenen Hörens.In den Gesprächen und Gebeten mit diesen und anderen Mönchen gelang es uns, mehrals nur einen kleinen Einblick in eine Welt zu gewinnen, die im Vergleich zu unserem Alltagin Studium und Beruf – verharrt man zumindest beim ersten Eindruck – fast exotischanmutet: Eine Gemeinschaft sehr gastfreundlicher und dem Gebet und Arbeit zugewandterMenschen, die es auf bewundernswerte Weise schaffen, viele unserer modernen sozialenProbleme gar nicht erst zu haben. So durften wir erfahren, wie das ganze Leben vomchristlichen Glauben durchdrungen und gleichzeitig von einer der Wirklichkeit unseresirdischen Lebens zugewandten Haltung geprägt sein. Für unsere Gruppe war es deshalbkein Aufenthalt in einem eingestaubten Kloster, sondern von der Überzeugung geprägteTage, einem pulsierenden Teil unserer Kirche begegnet zu sein.Anton KirchD165

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