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Jahresbericht 2011 - Cusanuswerk

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Mit Anbruch des neuen Tages gehen wir in Stille-Übungen und Schweigeexerzitien über.Alleine bricht man auf. Es geht von Anfang an darum, genau hinzuschauen, hinzuhören,wahrzunehmen. Der morgendliche Impuls legt es einem nahe, sich mal ganz auf den Augenblickeinzulassen und das Denken zu übersteigen: „Gerade da, wo du stehst geschieht dieVerwandlung. Das Eigentliche ist hier und jetzt. Wenn uns überhaupt etwas gehört, dannnur dieser Moment und die Stelle an der wir stehen.“ Ich laufe barfuß über die Insel.Einmal ist es warmer Sandstrand unter den Füßen, dann das kühle Wasser und später dasstruppige Dünengras. Wer von Eintönigkeit dieser Landschaft spricht hat die Vielseitigkeitnoch nicht am eigenen Körper erfahren. Einmal plätschern bei strahlendem Sonnenscheinkleine Wellen ans Ufer, während ein anderes Mal kräftiger Sturm aufkommt und über demunruhiger werdenden Wasser riesige Wolkenberge am Horizont auftürmt. Das Schweigenbleibt dabei eine Herausforderung und besondere Chance zugleich. Wie gerne würde mandie Erfahrungen mit anderen Teilen! Den Tag beenden wir in einer gemeinsamen Andachtam Strand und singen gemeinsam das Taize-Lied: „Laudate omnes gentes, laudate dominum“.Der letzte Tag war wieder ein Tag der Stille. Ein Wüstentag alleine mit mir und der Natur.Einfach loslaufen und in Stille und Ruhe eins werden mit sich und der Natur. Dabei war dermorgendliche Impuls so einfach wie ungewöhnlich: „Das Du in allem“ wahrnehmen undaufnehmen. Also Gott doch ausgefaltet in allen Dingen, in der Natur in mir, alles ein AusdifferenzierungsprozessGottes des All-Einen und zugleich noch ganz persönlich ansprechbar?Wenn ich mir dem bewusst werde dann achte ich auch den Anderen und besondersdie Natur und die Tiere als Modifikation des göttlichen Gedanken weil alles in allem BildGottes ist. Ist das nicht auch zu tiefst gefordert in der heutigen Zeit voller Naturzerstörung,Massentierhaltung, Tierquälerei und menschlichem Leid? Alles was ist, ist Gott und vollziehtsich notwendigerweise als Ausdifferenzierungsprozess des Absoluten. Aber esbestehen auch Einwände: Was ist dann noch mit der menschlichen Freiheit? Ist sieüberhaupt noch als Freiheit denkbar? Monistisches Denken hebt die absolute Differenzzwischen Gott und Welt, zwischen Gott und Mensch und zwischen Gott und Tier auf. Aberdie Gegenfrage bleibt bestehen: Bedarf der Mensch nicht gerade eines Gottes, der in bleibenderDifferenz zu seiner Schöpfung und gleichwohl in einer freien Bundesgeschichte aufsie bezogen bleibt? Ein Gott, der die Welt erschaffen hat und im Tod retten kann, menschlichBegonnenes vollenden und den Opfern der Geschichte Gerechtigkeit zukommen lassenkann? Ein Gott, der sich selbst in Freiheit dem Menschen offenbart hat und im Tod Jesu bisins äußerste geht um den Menschen mit den freien Mitteln der Liebe für sich zu gewinnen?Am Samstag-Abend ist der gemeinsame Gottesdienst noch einmal ein besonderer undtiefer Moment. In einer wunderbaren Schlichtheit im Sitzkreis auf Decken konnten wirunsere je eigenen Glaubenszeugnisse miteinander teilen. So entstand wie die Tage zuvorein wunderbarer Raum mit gegenseitigem Vertrauen und großer Offenheit, wie man ihnsich für unsere katholische Kirche insgesamt wünschen würde. Man streitet sich in einzelnentheologischen Fragen, hat die Freiheit zu denken und dies zu äußern und begegnet sichtrotzdem mit Wertschätzung und feiert in Freude und Hoffnung auf den liebenden GottJesu gemeinsam Eucharistie.So bleibt zuletzt nur noch zu sagen: Vielen Dank, Herr Hagencord, für diese wunderbarenTage und ihr großes Engagement. Und so wird jeder und jede Einzelne von uns bestimmtwieder aufmerksamer das Alltägliche und das Bekannte wahrnehmen und mit großerinnerer Ruhe nach Hause kehren.DJohannes Rittemann159

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