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Jahresbericht 2011 - Cusanuswerk

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selbst zu Ende. Weil mein Bock auf Metaperspektiven sich an dem Tag sehr in Grenzen hieltverspürte ich den Impuls weiterzuziehen. Ich wollte das Leben auf mich regnen lassen,statt nach Erklärungen zu suchen, warum gerade hier die Sonne scheint. Irgendwann zogich mir dann auch meine Schuhe aus. Ich wollte einfach mal probieren, wie das ist. NackteFüße auf frostigem Boden. Die Kälte begann schnell meine Beine hochzuziehen. Mir fieleine Zeile aus einem tollen Gedicht von Jorge Luis Borges El último poema ein: „Si pudieravolver a vivir, comenzaría a andar descalzo a principios de la primavera y seguiría así hastaconcluir el otoño“. Frei übersetzt: „Wenn ich noch einmal leben könnte, liefe ich von Frühlingsanfangbis Spätherbst barfuß.“ Die Poesie, die mich vorher so begeisterte, schien mirnach fünf Minuten eher als eine Grippesubvention!DWährend des Tages entdeckte ich die spannendsten Orte und sah vieles, wofür ich sonstblind bin. Ein Beispiel: Am Oberhausener Busbahnhof stand ein Rollstuhlfahrer mit einemälteren Mann, vielleicht sein Vater. Er hielt eine Kamera fest in der Hand und immer wennein Bus einfuhr, wurde er schnell zum jeweiligen Bussteig geschoben, damit er ein Fotomachen kann. Er lachte bei jedem Schnappschuss und man konnte ihm seine Freude richtigansehen. Am Ende des Tages erzählte mir ein anderer Teilnehmer, dass sie noch mehr alszwei Stunden dort waren. Bei der hohen Bustaktung müssten sie jetzt fast hundert Fotosvon einfahrenden Bussen haben.Den Tag abgerundet hat eine gemeinsame Abschlussmesse und ein leckeres Abendessen.In der Messe hatten wir Raum, um unsere Erlebnisse und Erfahrungen des Tages mitzuteilen.Es war sehr spannend und es taten sich erstaunliche Gemeinsamkeiten und Unterschiedeauf. Das Erlebnis eines anderen Teilnehmers verhinderte, dass ich frühzeitig in den Stressdes Alltags zurückfiel. Er erzählte uns, dass er sich am Ufer eines Flusses Gedanken überetwas machte, das ihn beschäftigte. So ganz kam er nicht weiter und irgendwann blickteer zur anderen Seite des Flusses. Dort sah er ein Schild mit einer Schrift, die er nicht sofortentziffern konnte. Auf dem Schild stand: „Geduld“!Jan-Hendrik Herbst175

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