Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI
Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI
Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Management Gesundheit<br />
Gesamte Lebensführung in den Mittelpunkt rücken<br />
Lifestyle-Management: Kompetent ist,<br />
wer auf seine Gesundheit achtet<br />
„Im Vorzimmer der Macht können die Chefsekretärinnen<br />
und Gatekeeperinnen der<br />
deutschen Wirtschaft auch den Gesundheitsstand<br />
beeinflussen <strong>–</strong> ihren eigenen<br />
und den ihrer Führungskräfte“, unterstreicht<br />
Prof. Dr. Markus Thomzik. Er erläutert<br />
im folgenden Beitrag, warum eine<br />
bewusste Lebensführung gerade in einer<br />
Zeit dynamischen Wandels eminent wichtig<br />
ist.<br />
Im oft postulierten Übergang von der Industrie-<br />
zur Wissensgesellschaft werden nicht nur für<br />
Führungskräfte, sondern auch für die Arbeitswelt<br />
von Sekretärinnen, Assistentinnen und<br />
Selbstständigen in den Bereichen rund ums<br />
Büro tiefgreifende Wandlungsprozesse erwartet.<br />
Die breite Diffusion von Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien, die zunehmende<br />
Technisierung und Automatisierung oder die<br />
voranschreitende Globalisierung sind nur<br />
einige der Trends, die zu spürbaren Veränderungen<br />
etablierter Formen der Arbeitsteilung<br />
sowie eingefahrener Prozesse und Strukturen<br />
führen.<br />
Angesichts dieser Tendenzen kennzeichnen<br />
Schlagworte wie Flexibilität, Anpassungsfähigkeit,<br />
Virtualisierung oder Selbstorganisation die<br />
Debatte um eine geänderte Arbeitswelt. Sie<br />
konturieren dabei auch das neue Bild der<br />
künftigen Chefsekretärin.<br />
Gewohntes steht zur Disposition<br />
Die bislang überwiegend klar definierten<br />
Arbeitsverhältnisse mit relativ eindeutiger<br />
Trennung zwischen Freizeit und Erwerbsarbeit,<br />
die stabilen Lebensverläufe mit einer der<br />
Ausbildung angemessenen Status- und Rollenzuweisung<br />
über das gesamte Berufsleben<br />
stehen zunehmend zur Disposition.<br />
Neue Arbeitsformen und -verhältnisse schaffen<br />
zwar größere Gestaltungsspielräume und<br />
damit neue Optionen für Unternehmen, Führungskräfte<br />
sowie ihre Assistentinnen. Sie<br />
führen dabei jedoch auch zu Veränderungen in<br />
der individuellen Lebensführung.<br />
Verschwimmende Grenzen zwischen Arbeit<br />
und Freizeit, Flexibilitätsanforderungen oder<br />
soziale Isolation bergen die Gefahr des Verlustes<br />
individuellen Wohlbefindens, führen zu<br />
Einbußen in der Lebensqualität und begründen<br />
neue Gesundheitsrisiken, die auch eine nachhaltige<br />
Beschäftigungsfähigkeit gefährden.<br />
Fachlich und körperlich fit sein<br />
Die Zusammenhänge zwischen neu auftretenden<br />
Anforderungen und damit korrespondierenden<br />
Belastungen gewinnen angesichts des<br />
102<br />
demografischen Trends in Deutschland an<br />
zusätzlichem Gewicht: So wird dem Erhalt der<br />
Produktivität der älteren Erwerbstätigen eine<br />
wachsende Bedeutung zukommen, um einer<br />
steigenden Zahl und Dauer von Arbeitsunfähigkeitsfällen<br />
vorzubeugen.<br />
Die Brisanz dieses Themas resultiert nicht<br />
allein aus der wachsenden Anzahl beispielsweise<br />
älterer Sekretärinnen. Hier ist die wachsende<br />
Betroffenheit jüngerer Jahrgänge, d. h.<br />
der Leistungsträgerinnen von morgen, viel<br />
gravierender. Sie sind es vor allem, die Gefahr<br />
laufen, aufgrund neuer Belastungsmuster in<br />
wachsender Zahl zu früh aus dem Berufsleben<br />
herauszufallen.<br />
Aktuelle empirische Befunde belegen, dass<br />
gerade psychische Belastungen in den Unternehmen<br />
gewachsen sind. Diese Entwicklung<br />
hat vielfach gravierende individuelle Konsequenzen,<br />
wenn Beschäftigte aufgrund gesundheitlicher<br />
Probleme ihren Berufen nicht mehr<br />
nachgehen können und somit ihre Beschäftigungsfähigkeit<br />
einbüßen. Spätestens hier wird<br />
deutlich: Erst das Vorhandensein von mühsam<br />
zu erwerbenden beruflich verwertbaren Kompetenzen<br />
und <strong>–</strong> mühsam zu erhaltender <strong>–</strong><br />
Gesundheit macht nachhaltig beschäftigungsfähig.<br />
Verfügt eine Mitarbeiterin über exzellente berufsrelevante<br />
Kompetenzen, achtet aber nicht<br />
auf ihre Gesundheit, ist sie ebenso wenig<br />
nachhaltig beschäftigungsfähig wie die, die<br />
gesundheitsbewusst handelt, dafür aber ihren<br />
beruflichen Anforderungen nicht gewachsen,<br />
also nicht kompetent ist.<br />
Verhalten und Verhältnisse<br />
Inzwischen gibt es zahlreiche Hinweise darauf,<br />
dass eine bewusste Lebensführung, die Arbeits-<br />
und Privatleben mit einbezieht, deutlich<br />
zur Erhöhung der Gesundheit beitragen kann.<br />
Möchte man angesichts der anstehenden<br />
Wandlungsprozesse die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit<br />
nicht gefährden, muss neben<br />
der berufsrelevanten Wissensvermittlung und<br />
einem klassischen Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
zusätzlich die Lebensführung in den<br />
Mittelpunkt rücken.<br />
Der alleinige Fokus auf die Arbeit respektive<br />
den Arbeitsplatz mit den daraus resultierenden<br />
Beanspruchungen und Belastungen werden<br />
den realen Bedingungen und Herausforderungen<br />
zur Sicherung der nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit<br />
nicht gerecht.<br />
Es gilt, neue Formen der Verknüpfung von<br />
primärer Verhaltens- und Verhältnisprävention<br />
Lifestyle-Management<br />
zur Reduzierung von Belastungen und <strong>–</strong> im<br />
Sinne eines gesundheitsfördernden Ansatzes <strong>–</strong><br />
zum Aufbau von physischen und psychischen<br />
Ressourcen zu etablieren. Hierzu sind in einem<br />
integrierten Programm individuelle Präventionsmaßnahmen<br />
durch gesunde Ernährung,<br />
Bewegung, die Anwendung von Entspannungstechniken<br />
mit Ansätzen zur Optimierung<br />
der Arbeitsorganisation sowie des Arbeitsverhaltens<br />
zu verzahnen.<br />
Problembewusstsein schärfen<br />
Zum einen zeigt sich jedoch auf Unternehmensebene,<br />
dass zwischen dem berechtigten<br />
Anspruch einer gesundheitsorientierten Unternehmensführung<br />
und ihrer Umsetzung erhebliche<br />
Lücken bestehen. Zum anderen bestehen<br />
neben dieser Adaptionsproblematik in den Unternehmen<br />
auf individueller Ebene Akzeptanzprobleme,<br />
bestehende betriebliche Angebote<br />
anzunehmen oder die Fähigkeit, das in Teilen<br />
ja vorhandene Gesundheits-Wissen in gesundes<br />
Lifestyle umzusetzen. Jedoch scheitern<br />
primärpräventive Maßnahmen auch an fehlendem<br />
Problembewusstsein der Adressatinnen,<br />
obwohl inzwischen die positive Wirkung von<br />
Maßnahmen zur Lebensstilmodifikation nachgewiesen<br />
werden konnte.<br />
Die Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen<br />
setzt auf individueller Ebene berufliche Kompetenz,<br />
d. h. Handlungsfähigkeit und -bereitschaft<br />
sowie die Verfügbarkeit physischer und psychischer<br />
Ressourcen voraus. Hier müssen auch<br />
Sekretärinnen für sich selbst, möglicherweise<br />
aber auch in der Funktion als ,Gesundheitsassistentinnen'<br />
ihrer Führungskräfte, deren<br />
Krankheits-Symptomatik sie meist gut beobachten<br />
und deren Gesundheitsverhalten sie<br />
unzweifelhaft auch mit beeinflussen können,<br />
die Steigerung der Selbstmanagementkompetenz<br />
mit neuen Maßnahmen ansteuern.<br />
Gesund leben<br />
Insgesamt liegen in den individuellen und<br />
betrieblichen Facetten der Gesundheitsförderung<br />
ein Lifestyle-Management-Feld mit großem<br />
Potenzial und Entwicklungsreserven z. B.<br />
bei Schulungs- sowie auf Intervention ausgerichteten<br />
Coachingprogrammen für Office<br />
Professionals. Gesunde Lebensführung kann<br />
man lernen!