01.12.2012 Aufrufe

Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI

Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI

Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

Jahresthema<br />

Vor dem Hintergrund der lange bekannten Prognosen zur Kompetenzverfügbarkeit von Naturwissenschaftlern<br />

und Ingenieuren erscheint es überraschend, wenn Flugzeughersteller mit weit<br />

im Voraus erkennbaren Auftragsbeständen für die nächste Modellgeneration erst vor der anstehenden<br />

Montage darüber nachzudenken beginnen, wie denn die Personifizierung der Auftragsabwicklung<br />

aussehen könnte. Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, wenn dieselben Manager,<br />

die jeden Mitarbeiter sofort entlassen würden, der im Rahmen einer Investitionsplanung<br />

bspw. für ein Kraftwerk in Asien die Verfügbarkeit der benötigten Baustoffe nicht berücksichtigt<br />

hat, selbst ohne mit der Wimper zu zucken vor die Presse treten können, um den Mangel an erfahrenen<br />

Projekt-Ingenieuren mit Auslandserfahrung zum Engpassfaktor der Unternehmensentwicklung<br />

zu erklären. Last but not least erzeugt es eine gehörige Portion Unverständnis, wenn<br />

der deutsche Schiffbau nach jahrzehntelangem, exzessivem Personalabbau, bei dem nicht nur<br />

durch sündhaft teure Frühverrentungsaktivitäten wettbewerbsrelevante Know-how-Potenziale im<br />

Kollektiv zum Rosenzüchten geschickt wurden, sondern auch die Attraktivität ganzer Berufsstände<br />

für junge Leute massiv erschüttert wurde, heute das fehlende Interesse der Jugend an beruflichen<br />

Entwicklungsperspektiven in der Branche beklagt.<br />

Etwas überspitzt formuliert kann man sich hier des Eindrucks nicht erwehren, dass nicht nur in<br />

den Geschäftsführungen und Vorstandsetagen deutscher Unternehmen, sondern auch unter den<br />

sonst so renditebewussten Investoren offensichtlich die Annahme weit verbreitet ist, dass wettbewerbskritische<br />

(Human-)Ressourcen wie Naturwissenschaftler und Ingenieure kontinuierlich<br />

als ausgereifte Früchte auf den Bäumen wachsen oder bei Bedarf wie Manna vom Himmel fallen.<br />

Während es heute völlig normal ist, wenn sich global agierende Unternehmen mit hohen Beträgen<br />

auf Jahre hinaus gegen Risiken durch Wechselkursschwankungen versichern, stellt eine entsprechende<br />

Vorsorge für zusätzliche Personalbedarfe in Boomzeiten aber im Head-Count-<br />

Zeitalter eine scheinbar unüberwindbare Tabuzone dar. 12<br />

Man kann nur hoffen, dass das an anderer Stelle „hoch professionalisierte“ Risikomanagement in<br />

den Unternehmen im Kontext von Basel II diese Zusammenhänge für sich entdeckt. Bislang dominieren<br />

hier vielfach noch Ausweichstrategien mit Verweisen auf die klaffende Lücke im<br />

Fachkräftebereich und Forderungen nach schnellen Lösungen, die kein eigenes Engagement erfordern.<br />

12<br />

Vgl. hierzu auch Führing, M.: Risikoberichterstattung über Humanressourcen <strong>–</strong> Eine empirische Analyse der DAX 30, in:<br />

Zeitschrift für Personalforschung (ZfP), 18. Jg., 2/2004, S. 183-206.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!