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Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI

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Innovationsmanagement<br />

Wie sind die gängigen Marktstudien in diesem Zusammenhang zu<br />

bewerten?<br />

Muth: Die bekannten Marktstudien haben einen ganz anderen Fokus<br />

und bedienen andere Bedürfnisse. Die Studien sind auffällig<br />

Dienstleister-orientiert und beschränken sich in der Regel auf den Outsourcinggrad<br />

im Verhältnis zu einem potenziellen Gesamtmarkt. Angereichert<br />

mit qualitativen Aussagen zu Trends und Markttreibern/<br />

-hemmnissen dienen sie als Grundlage für Geschäftsfeldentwicklungen,<br />

Business-Modelle und als Orientierung im Rahmen von zahlreichen<br />

Merger & Acquisition-Verfahren. Ob sie für diese Ansprüche ausreichend<br />

fundiert sind, muss jedes Unternehmen für sich selbst entscheiden.<br />

Marktpolitische oder gar volkswirtschaftliche Aussagen können<br />

diese Untersuchungen nicht liefern.<br />

Thomzik: In Teilen wird solchen Marktstudien und <strong>Marktforschung</strong>saktivitäten<br />

scheinbar die Rolle eines „Intelligenzverstärkers“ zugeschrieben,<br />

mit dem zukünftige Markt- und Wettbewerbsentwicklungen<br />

gedanklich vorweggenommen und Entscheidungen über Unternehmensziele<br />

getroffen werden sollen. Die Frage ist, ob man diesen Ansprüchen<br />

der Marktstudien <strong>–</strong> ganz abgesehen von der unzureichenden<br />

Datenlage im FM <strong>–</strong> überhaupt gerecht werden kann.<br />

Auffällig war jedenfalls, dass die zahlreichen FM-Studien in den Anfangsjahren<br />

der jungen Branche stetig märchenhafte Wachstumsraten<br />

prognostiziert haben. Zwar agieren die Verfasser dieser Studien wohl<br />

auch vor dem Hintergrund der teilweise enttäuschten Erwartungen<br />

inzwischen etwas vorsichtiger, indem sie auf schwierige Umstände<br />

hinweisen; insgesamt exzellente Marktaussichten für die Zukunft erhalten<br />

aber nicht nur das Interesse an diesem Markt, sondern auch an Folgestudien.<br />

In welchen Segmenten des externen FM-Dienstleistungsmarkts entstehen<br />

derzeit tatsächlich neue Arbeitsplätze, wo finden Verlagerungen<br />

statt, und wo werden FM-bezogene Arbeitsplätze abgebaut?<br />

Thomzik: Man kann hier keine einzelnen Teilsegmente des FM festmachen,<br />

in denen diese Phänomene durchgängig zu beobachten sind.<br />

Man kann lediglich Beispiele für einzelne Projekte oder Unternehmen<br />

nachzeichnen. Sicher ist, dass die teilweise unerfüllten Renditeerwartungen<br />

sich in immer schnelleren Verkaufs- und Kaufspiralen äußern<br />

und in weiten Teilen nur eine Umverteilung von Wertschöpfungsanteilen<br />

und Arbeitplätzen auslösen.<br />

Muth: Wir beobachten schon lange, dass Unternehmen <strong>–</strong> gerade im<br />

Zuge von Neubauvorhaben, wie etwa Produktionsstandorten <strong>–</strong> gemeinsam<br />

mit einem externen FM-Dienstleister neue Wege für ihr FM erproben.<br />

So entstehen kontinuierlich neue FM-Organisationen bei den Anbietern.<br />

In der Bestandsbewirtschaftung finden natürlich weiterhin in<br />

umfangreichem Maße Betriebsübergänge statt. Ergebnis einer externen<br />

Vergabe unter Wettbewerbsbedingungen ist neben der direkten Leistungserbringung<br />

durch den neuen Dienstleister die Ermittlung von<br />

Überkapazitäten im Bestand, woraus sicherlich auch ein gewisser Arbeitsplatzabbau<br />

resultiert. Dem stehen aber wachsende Beschäftigungszahlen<br />

bei den FM-Dienstleistern und vielen kleinen spezialisierten<br />

Unternehmen gegenüber, also Arbeitsplätze „in der Mitte des Unternehmens“<br />

mit entsprechenden Perspektiven für den einzelnen Mitarbeiter.<br />

Das Facility Management trägt seinen Teil zur Standortsicherung in<br />

Deutschland bei, da es nicht nur selbst zukunftsorientierte Arbeitsplätze<br />

schafft, sondern insbesondere bei seinen Kunden wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

erzeugt. Die Dienstleistung als neue Wirtschaftskraft<br />

und Jobmotor haben auch schon namhafte Wirtschaftsinstitute erkannt,<br />

jedoch noch nicht mit der FM-Branche in Verbindung gebracht. Hier<br />

gilt es <strong>–</strong> insbesondere für GEFMA <strong>–</strong> die notwendige Aufmerksamkeit<br />

zu erzeugen, um den (Arbeits-)Markt auch weiterhin erfolgreich gestalten<br />

zu können.<br />

Ohne verlässliche Zahlen zur Wirtschaftskraft des Facility Managements<br />

ist es schwer, politische Lobby- und Imagearbeit für die<br />

Branche zu leisten. Was will der GEFMA deshalb unternehmen?<br />

Muth: Dies ist uns durchaus bewusst und treibt uns schon seit<br />

geraumer Zeit um. GEFMA hält es jetzt für den richtigen Zeitpunkt,<br />

hier aktiv zu werden. Der GEFMA-Arbeitskreis Marketing<br />

hat ein Konzept entwickelt, mit dem das Facility Management im<br />

Allgemeinen sowie die Arbeit des GEFMA und dessen Mitgliedsunternehmen<br />

im Besonderen einem breiteren Kreis näher gebracht<br />

werden kann. Wir denken dabei an imagebildende und -fördernde<br />

Maßnahmen, welche den Kern unserer zukünftigen Marketingarbeit<br />

bilden werden.<br />

Um aber die Aufmerksamkeit bei wirtschaftlich Interessierten<br />

außerhalb der immobilienverwandten Berufe zu erlangen und die<br />

Interessen unserer Mitglieder an exponierter Stelle vertreten zu<br />

können, sind darüber hinaus volkswirtschaftliche Kennzahlen<br />

sicherlich ein probates Mittel. Unter dem Arbeitstitel „FM-<br />

Branchenreport“ erstellen wir gemeinsam mit dem Institut für<br />

angewandte Innovationsforschung e.V. (<strong>IAI</strong>) an der Ruhr-<br />

Universität Bochum eine Machbarkeitsstudie zur Ermittlung<br />

„volkswirtschaftlicher Kennzahlen im Facility Management“.<br />

Robert Altmannshofer ■<br />

„Das Ergebnis einer externen Vergabe<br />

unter Wettbewerbsbedingungen ist<br />

neben der direkten Leistungserbringung<br />

durch den neuen Dienstleister<br />

die Ermittlung von Überkapazitäten<br />

im Bestand, woraus sicherlich ein<br />

gewisser Arbeitsplatzabbau resultiert.<br />

Dem stehen aber wachsende Beschäftigungszahlen<br />

bei den FM-<br />

Dienstleistern und vielen kleinen<br />

spezialisierten Unternehmen gegenüber.“<br />

Reiner Muth ist freier Berater<br />

für Facility Management und Leiter<br />

Arbeitskreis Marketing des GEFMA.<br />

„Leider gibt es bis heute kein originäres<br />

statistisches Material zum FM.<br />

Selbst dem Statistischen Bundesamt<br />

können keine Informationen entlockt<br />

werden, weil sich diese Branche nicht<br />

in die bestehenden Wirtschaftszweig-<br />

Klassifikationen pressen lässt.“ Prof.<br />

Markus Thomzik ist Geschäftsführer<br />

des Instituts für angewandte Innovationsforschung<br />

e.V. an der Ruhr-<br />

Universität Bochum und Professor für<br />

Allgemeine BWL und Facility Management<br />

an der Fachhochschule Gelsenkirchen,<br />

Fachbereich Versorgung<br />

und Entsorgung, Studiengang: Facility<br />

Management.<br />

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