Kundenkontakt – weniger Marktforschung - IAI
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Seite 15-17<br />
Gibt es eine verlässliche Einschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung<br />
von Facility Management im Allgemeinen und des externen<br />
Dienstleistungsmarkts im Speziellen?<br />
Prof. Markus Thomzik: Nein, bislang existiert keine verlässliche<br />
Einschätzung zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von Facility Management!<br />
Das Kuriose ist jedoch, dass solche FM-Kennzahlen bspw.<br />
von Banken, Großberatungen oder Monopoly spielenden Großkonzernen<br />
benötigt werden. Sobald in der Vergangenheit selbsternannte<br />
Marktauguren nur eine Marktvolumenzahl kolportiert haben, wird sie<br />
auch schon von den entsprechenden Planungsstäben genutzt und <strong>–</strong><br />
sobald oft genug in der einschlägigen Insiderszene zitiert <strong>–</strong> von kaum<br />
jemandem mehr ernsthaft hinterfragt.<br />
Reiner Muth: Meines Erachtens gibt es keine dem Facility Management<br />
gerechten, belastbaren Daten. Der externe Dienstleistungsmarkt<br />
ist zwar etwas näher umrissen, jedoch nicht ausreichend abgegrenzt<br />
gegenüber korrespondierenden Wirtschaftszweigen oder Leistungen.<br />
Welche Hemmnisse stehen einer solchen Einschätzung in Deutschland<br />
entgegen?<br />
Muth: Einer der Gründe ist sicherlich, dass sich die FM-Branche als<br />
solche noch nicht formiert hat <strong>–</strong> hier sehen wir eine der Hauptaufgaben<br />
des GEFMA. Die Entwicklung von FM-Kennzahlen kann nur von<br />
innen heraus erfolgen <strong>–</strong> jede Eruierung durch Dritte wird wegen fehlender<br />
Marktkenntnisse, falscher Motivation und abweichender Interessenlage<br />
die Bedürfnisse der FM-Branche nur unzureichend bedienen<br />
können. Hinzu kommen Hindernisse bei der Ermittlung der benötigten<br />
Zahlen aus den unterschiedlichen Datenquellen.<br />
60<br />
Innovationsmanagement<br />
Thomzik: Zunächst besteht in der Szene trotz der guten Arbeit des<br />
GEFMA nur vordergründig Einigkeit darüber, was man unter FM<br />
wirklich versteht. Bei den zahlreichen Analysen bezüglich des FM-<br />
Marktes beginnen Missverständnisse daher oft schon im Begrifflichen.<br />
Welche konkreten Leistungen mit Bezug auf die Immobilie<br />
werden hinzugezählt? Oder sind es gar sämtliche unterstützenden<br />
Sekundärprozesse unabhängig von der Immobilie? Bezieht man<br />
FM letztlich „nur“ auf die extern am Drittmarkt erbrachten Umsätze<br />
von Dienstleistern oder auch von Unternehmen, die entsprechende<br />
Leistungen im Lebenszyklus von Immobilien erbringen,<br />
ohne das Label FM zu nutzen oder ohne es überhaupt zu kennen?<br />
Ohne eine Klärung dieser und vieler weiterer vermeintlich einfacher<br />
Fragen verliert sich ein jeder Einschätzungsversuch im Beliebigen<br />
und ist zum Scheitern verurteilt.<br />
Wo sehen Sie mögliche Quellen für die notwendigen Informatio-<br />
nen für eine verlässliche Einschätzung der volkswirtschaftlichen<br />
Bedeutung von Facility Management?<br />
Thomzik: Leider gibt es bis heute kein originäres statistisches<br />
Material zum FM. Selbst dem Statistischen Bundesamt können<br />
keine Informationen zum FM entlockt werden, weil sich diese<br />
Branche nicht in die bestehenden Wirtschaftszweig-Klassifikationen<br />
pressen lässt. Primärstatistische Erhebungen in der Form<br />
von Unternehmensbefragungen sind schon aufgrund des diffusen<br />
Begriffsverständnisses schwierig. Um die Bedeutung von FM<br />
festzumachen, können nur bestehende Quellen wie Branchenstatistiken<br />
aus den einzelnen Teilsegmenten der FM-Branche mühsam<br />
zusammengetragen werden, um sich parallel dazu die verbleibenden<br />
weißen Flecken dieses Branchenteppichs mit intelligenten<br />
Annäherungen zu erschließen.<br />
Muth: Hierzu haben wir im Arbeitskreis Marketing, basierend auf<br />
der GEFMA-Richtlinie 200, zunächst ein Leistungsspektrum definiert,<br />
nach dem nun im Folgenden die einzelnen Datenquellen<br />
sukzessive analysiert werden können. Zur weiteren Annäherung<br />
haben wir zusammen mit dem Institut für angewandte Innovationsforschung<br />
e.V. (<strong>IAI</strong>) an der Ruhr-Universität Bochum zwei Handlungsstränge<br />
erarbeitet. Zum einen das Drittmarktvolumen, was<br />
uns in Teilen bereits bekannt ist, aber noch weiter definiert werden<br />
muss. Zum anderen ergibt sich ein gesamtes „FM-Potenzial“ mit<br />
Bezug auf die gesamte Wertschöpfung der Immobilienbewirtschaftung.<br />
Auch hier bedarf es einer Feingliederung und Abgrenzung<br />
gegenüber FM-nahen Organisationen und Leistungen. Mit dem<br />
immobilienbezogenen Ansatz gehen wir gegenüber der GEFMA-<br />
FM-Definition natürlich einen Kompromiss ein, jedoch sehen wir<br />
momentan so die einzige Möglichkeit zur Annäherung an volkswirtschaftliche<br />
Kennzahlen zum FM.