13508 BW_Holland52_Titel_RZ - Wölbern Invest

Richtung und System
Netzwerk Das heutige Stadtbild von Amsterdam ist trotz der
kolossalen Einflüsse des Industriezeitalters immer noch Abbild
eines genialen Planes – dem Dreikanäleplan. Er stammt
ursprünglich aus dem Jahr 1607 und war in seiner Gänze über
300 Jahre lang jeder anderen Planung weit voraus.
Niemals zuvor wurden funktionale Anordnung und geometrische
Gestalt derart als Einheit empfunden; bot dieser Plan
keinen Anlass des Zweifels, weil er Planung und Bau als eine
zusammenhängende Operation verstand.
Die fast kreisförmige Herrengracht stand im wahrsten
Sinne des Wortes im Mittelpunkt der Planung. Um sie herum
entstand ein spinnennetzartiges System aus zwei weiteren konzentrischen
Haupt-Kanälen (Keizers- und Prinsengracht), das
von weiteren Kanälen und Straßen zum alten Stadtkern hin
durchquert wurden. Die Grundstücke an den drei Hauptkanälen
waren für die großen Geschäftshäuser und Stadthäuser der
Kaufherren reserviert, was zu Bauten vergleichbarer Größe und
würdigem Anblick führte.
Andere Gebiete wurden zweckgebunden vergeben, z. B. für
Lagerhäuser, Industrieansiedlungen und Wohnungen. Exakte
Vorgaben der Vermaßung für die Kanäle, die sie begleitenden
Straßen und die Grundstücke sorgten für ein wahres Wunder an
Geräumigkeit, Geschlossenheit und einleuchtender Ordnung.
Durch die festgelegte Begrenzung der bebaubaren Fläche eines
Grundstücks konnte der reizvolle Raum der Vorstadt mit Gärten
und Bäumen auf den Bereich der Innenstadt übertragen werden.
Der Landmesser und Architekt
Daniel Stolpaert (1615–1676)
war für das Umsetzen des Dreikanäleplans
verantwortlich.
Er bestimmte u.a. für alle Flächen
die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten.