Jahresbericht 2011/2012 - Diakonie Württemberg
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„Mama, du wirst wieder den<br />
anderen Max kennenlernen“<br />
Eine Privatschule der besonderen Art<br />
„Wenn er fortgerannt ist, saß er immer auf dem Baum“,<br />
beginnt Frau V. und schluckt. „Wenn es Schwierigkeiten<br />
gab, ist er oft abgehauen und dann haben wir ihn jedes<br />
Mal auf demselben Baum sitzend wiedergefunden.“<br />
Max ist eigentlich ein ganz normaler elfjähriger Junge,<br />
der Hunde über alles liebt und gerne draußen herumtobt.<br />
Und doch hat er schon seit seinen ersten Lebensjahren<br />
mit Problemen zu kämpfen, die andere nur vom<br />
Hörensagen kennen.<br />
Max offenbart schon früh Schwierigkeiten im Sozialverhalten.<br />
„Er hatte schon seit seiner Geburt massivste<br />
Ängste und war später für eine Regelschule nicht mehr<br />
tragbar“, erklärt seine Mutter Frau V., die ihren vollen<br />
Namen nicht an dieser Stelle nennen will. „Zuerst hatte<br />
er nur Angst vor Ärzten, später dann auch vor Gleichaltrigen.<br />
In der Schule wollte er nie eigene Schwächen<br />
zugeben.“ Kam es deshalb zu einer Krise, sei Max<br />
immer aggressiv geworden. „Oft ist er dann auch auf<br />
seine Umgebung losgegangen; da war immer nur die<br />
Frage, wer oder was gerade in seiner Nähe war. Er<br />
wurde auf jeden Fall immer laut, häufig ist auch mal eine<br />
Tür geflogen. Durch sein Verhalten wollten Gleichaltrige<br />
nicht mehr mit ihm spielen.“<br />
Nach immer mehr Problemen in der Grundschule sehen<br />
die Eltern keinen Ausweg mehr. „Wir haben uns beim<br />
Jugendamt erkundigt und den Antrag auf eine Erziehungshilfeschule<br />
eingereicht.“ Das Jugendamt empfiehlt<br />
die Schule für Erziehungshilfe der Diakonischen Jugend-<br />
hilfe Heilbronn in Kleingartach. Sind die Eltern einverstanden,<br />
wird in so einem Fall gemeinsam mit dem<br />
zuständigen Sozialarbeiter des Jugendamtes und Mitarbeitern<br />
der Diakonischen Jugendhilfe Heilbronn e. V. ein<br />
Hilfeplan erarbeitet. Dieser enthält alle Erziehungsbereiche,<br />
in denen gehandelt werden muss, die Verteilung<br />
der Leistungen und Aufgaben und die Ziele. Die finanzielle<br />
Absicherung der Hilfe regelt das Jugendamt.<br />
Anschließend wird im Erziehungsplan geregelt, in<br />
welchem Zeitraum das Kind vorerst betreut werden soll.<br />
Dieser Plan ist gleichzeitig eine Art Entwicklungsbericht,<br />
denn er belegt, inwiefern die geleistete Hilfe und die<br />
eingesetzten Mittel zum Erreichen der Ziele beigetragen<br />
haben. Dadurch ist das Jugendamt über die Fortschritte<br />
immer informiert. „Etwa jedes halbe Jahr haben wir uns<br />
mit allen zusammengesetzt, um die Besserung seines<br />
Sozialverhaltens zu analysieren“, erklärt Frau V.<br />
Max wagt einen Neuanfang an der Schule für Erziehungshilfe<br />
in Kleingartach. Neben dem normalen Unterricht<br />
erhält er in der Nachmittagsbetreuung sechs<br />
Stunden in der Woche heilpädagogische Förderung.<br />
„Er sollte dort mehr Selbstvertrauen bekommen und<br />
insgesamt einfach offener werden“, meint seine Mutter.<br />
„Etwas Besseres als diese Schule für Erziehungshilfe<br />
findet man nicht.“ Bei kleinen Klassen mit zehn Schülern<br />
gibt es eine sehr intensive Betreuung durch Fachkräfte.<br />
Neben der Betreuung sei auch das Feedback der Lehrer<br />
an die Eltern hervorragend gewesen. Max habe jeden<br />
Tag ein Tagebuch mit Hausaufgaben ausfüllen müssen.<br />
Lehrer und Eltern konnten neben das Hausaufgabenfeld<br />
Bemerkungen eintragen. „So war ein viel engeres<br />
Verhältnis zwischen Lehrkräften und Eltern möglich.“<br />
Max selbst habe die Umstellung gefallen. „Er hat Leuten<br />
von früher immer gesagt, dass er jetzt auf eine Privatschule<br />
geht“, schmunzelt Frau V. Negative Seiten hatte