Jahresbericht 2011/2012 - Diakonie Württemberg
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„Das einzig Konstante bei<br />
uns ist: Alles ändert sich“<br />
Hilfe mit Rat und Tat<br />
Esin Cebe packt den letzten Teller ein und reicht ihn<br />
dem Kunden, samt dem Kassenbon. „Einen schönen<br />
Tag noch!“, wünscht sie freundlich. Schon wartet der<br />
nächste Kunde auf sie, der aber nur eine Frage zum<br />
Warensortiment hat. Aus der Frage entwickelt sich ein<br />
langes Gespräch über seine aktuellen Probleme mit<br />
dem Arbeitsamt. Esin Cebe nimmt sich die Zeit um ihm<br />
geduldig zuzuhören und zu helfen. Eine Eigenschaft,<br />
die unverzichtbar für die Mitarbeiterinnen und Mitar-<br />
beiter des <strong>Diakonie</strong>ladens Nürtingen ist, wie die Leiterin<br />
Monika Moll bestätigt: „Unsere Kunden wollen oft<br />
auch einfach nur mit den Mitarbeitern über ihre<br />
Probleme sprechen.“<br />
In bester Lage unweit des Nürtinger Bahnhofs befindet<br />
sich der <strong>Diakonie</strong>laden. Für Menschen mit schmalem<br />
Geldbeutel sind auf einer großen und hellen Verkaufsfläche<br />
preiswerte, gebrauchte und gut erhaltene Waren<br />
ausgestellt. Sofas stehen neben Betten, Schränke, die<br />
wie neu aussehen und eine Vielzahl an Kleidungsstükken<br />
warten auf einen neuen Besitzer. Das Geschäft in<br />
der Plochinger Straße ist einer von sechs <strong>Diakonie</strong>läden<br />
im Landkreis Esslingen. Etwa 40 Personen arbeiten dort.<br />
„Wir haben neben den festen Mitarbeitern elf Menschen,<br />
die bei uns im Rahmen einer vom Arbeitsamt vermittelten<br />
Arbeitsgelegenheit tätig sind. Daneben gibt es noch<br />
15 Ehrenamtliche, eine FSJ-Stelle, eine Azubistelle und<br />
viele Schülerpraktikanten“, erklärt die Leiterin Monika<br />
Moll. Deshalb sei die Fluktuation beim Personal recht<br />
hoch. „Das einzig Konstante bei uns ist: Alles ändert<br />
sich“, lacht sie. Der ständige Wechsel sei sehr an-<br />
strengend für die Mitarbeitenden, die deshalb oft neue<br />
Arbeitskräfte einarbeiten müssen. Im Rahmen der vom<br />
Arbeitsamt vermittelten Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-<br />
Jobs) können Arbeitslose sechs Monate im Laden arbeiten.<br />
In manchen Fällen ist eine Verlängerung auf neun<br />
Monate möglich. „Durch die Arbeitsgelegenheit sollen<br />
die Arbeitslosen wieder für den Arbeitsmarkt befähigt<br />
werden“, erklärt sie. „So bekommen sie wieder eine<br />
Struktur in ihren Alltag.“ Außerdem sei ein Job dieser<br />
Art sehr wichtig für das eigene Selbstwertgefühl. Neben<br />
dem Einlernen im Verkauf und in der Aussortierung und<br />
Abholung von gespendeten Waren erhalten die Arbeitslosen<br />
eine intensive Beratung in der Diakonischen<br />
Bezirksstelle Nürtingen. „Beim Bewerbungstraining<br />
werden Bewerbungen geübt und gemeinsam mit<br />
den Ehrenamtlichen im Jobcafé nach Jobs gesucht“,<br />
meint Monika Moll.<br />
Die 42-Jährige Esin Cebe war früher selbst im Rahmen<br />
einer Arbeitsgelegenheit im <strong>Diakonie</strong>laden tätig. Angefangen<br />
hatte dort alles mit einem 14-tägigen Praktikum<br />
im Juli 2010. Dabei zeigte sich, dass ihr die Arbeit im<br />
Verkauf liegt. „Ich arbeite sehr gern mit Menschen<br />
zusammen und für Menschen“, sagt Esin Cebe. Sie ist<br />
Mutter von vier Kindern, von denen das jüngste erst<br />
sechs Jahre, das älteste bereits 22 Jahre alt ist. Die<br />
gebürtige Türkin kam mit drei Jahren nach Deutschland.<br />
Als Alleinerziehende fühlte sie sich oft im Ämterdschungel<br />
der deutschen Bürokratie verloren. Während ihrer<br />
Arbeitsgelegenheit im <strong>Diakonie</strong>laden fand sie Hilfe in der<br />
Diakonischen Bezirksstelle Nürtingen. Am Anfang hätte<br />
es noch Überwindung gekostet, sich und die eigenen<br />
Probleme vorzustellen. „Wenn es mir nicht geholfen<br />
hätte, wäre ich nicht wiedergekommen“, meint sie.<br />
„Das Wichtigste ist, dass wir eine Beziehung zu den