Jahresbericht 2011/2012 - Diakonie Württemberg
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20 Arbeitsbereich 2<br />
Menschen aufbauen“, sagt Elke Woicke, Sozialpädagogin von<br />
der Diakonischen Bezirksstelle Nürtingen. „Auf der einen Seite<br />
geht es um die finanzielle Hilfe, denn hier ist oft die Budgetplanung<br />
das Problem. Wir fragen nach, wofür das Geld monatlich<br />
ausgegeben wird und beraten.“ Esin Cebe hat die Beratung<br />
sehr geholfen: „Die Gespräche mit der Beraterin sind mir<br />
richtig ans Herz gewachsen. Alleine ist es sehr schwierig mit<br />
Ämtern wegen dem Wohnungs- und Kindergeld klar zu<br />
kommen, weil es dort immer kompliziert zugeht.“ Ziel der<br />
Diakonischen Bezirksstelle sei aber, nicht zu weit ins Leben<br />
der Betroffenen eingreifen. „Unser Ansatz ist immer die Hilfe<br />
zur Selbsthilfe“, betont Elke Woicke. „Wir übernehmen zum<br />
Beispiel aber oft Telefonanrufe beim Arbeitsamt für die Betroffenen.<br />
Wenn eine unserer Beraterinnen dort anruft und sich<br />
erkundigt, klärt sich manches und die Betroffene erhält schnell<br />
Hilfe.“ Parallel dazu arbeiten arbeitssuchende Mitarbeiter im<br />
<strong>Diakonie</strong>laden. Esin Cebe hat es dort so gut gefallen, dass sie<br />
seit dem Ablauf ihrer Arbeitsgelegenheit dort als Ehrenamtliche<br />
arbeitet. „Wenn ich hierher komme, kann ich abschalten<br />
und meine Probleme vergessen“, meint sie. „Sobald ich hier<br />
aber rausgehe, habe ich bei jedem Gang zum Briefkasten<br />
Angst, ob nicht schon wieder etwas von den Behörden drin<br />
sein könnte.“<br />
Viele Kunden kämen in erster Linie in den Laden, um Gespräche<br />
zu führen. „Die Kunden haben das Bedürfnis über ihre<br />
Probleme zu reden und trauen sich mit mir offen zu sprechen,<br />
weil ich in einer ähnlichen Lage war“, sagt Esin Cebe. „Ich<br />
kann ihnen meistens auch schnell weiterhelfen und zum<br />
Beispiel ein Gespräch mit Elke Woicke von der Beratungsstelle<br />
empfehlen, weil mir das selbst schon sehr geholfen hat. Es<br />
freut mich, dass ich hier für andere Menschen etwas Gutes tun<br />
kann.“ Der Job als Verkäuferin im Laden trägt zur Steigerung<br />
des Selbstwertgefühls bei. „Das Lob der Kunden tut mir<br />
unglaublich gut“, bestätigt Esin Cebe.<br />
Auch die Verkäuferin Renate Matus findet die Arbeit im Laden<br />
bereichernd. Vor sechs Jahren ging die 56-Jährige das erste<br />
Mal zur Beratung der Diakonischen Bezirksstelle Nürtingen.<br />
Seit 1 ½ Jahren ist sie ehrenamtlich im <strong>Diakonie</strong>laden tätig. Esin Cebe<br />
Reportage aus der Arbeit eines <strong>Diakonie</strong>ladens<br />
„Momentan bin ich immer noch arbeitssuchend, aber bevor<br />
ich daheim rumsitze, arbeite ich lieber hier etwas Sinnvolles“,<br />
meint die alleinerziehende Mutter von sechs Kindern im Alter<br />
zwischen 15 und 35 Jahren. „Es ist einfach hilfreich, wenn man<br />
durch die Arbeit eine Konstante im Tagesablauf hat.“ An der<br />
Arbeit findet sie vor allem der Umgang mit den Kollegen toll.<br />
„Ich brauche einfach Menschen um mich rum.“ Persönlichen<br />
Kontakt gebe es allerdings auch häufig mit den Kunden. „Viele<br />
unserer Kunden kommen regelmäßig her, weil sie Ansprache<br />
brauchen“, meint sie. „Schon als ich selbst zum ersten Mal<br />
hier war, hat mir die freundliche Atmosphäre im Laden von<br />
Anfang an gefallen. Da entstehen schnell Gespräche.“ Im<br />
Rahmen ihrer Tätigkeit im Laden sortiert sie zum Beispiel neu<br />
angekommene Waren aus, legt den Verkaufspreis fest und<br />
zeichnet sie aus. Die Kunden könnten im Laden vergessen,<br />
dass sie nur wenig Geld haben. „Es ist wichtig, dass man<br />
hier ganz normal einkaufen kann“, meint Renate Matus.<br />
„Deshalb ist es gut, dass man die Sachen zwar zu einem<br />
günstigen Preis bekommt, sie aber trotzdem nicht kostenlos<br />
sind. Man merkt wie arm man dran ist, wenn man Waren<br />
umsonst bekommt.“<br />
Michael Hellstern, freier Mitarbeiter der Pressestelle