Jahresbericht 2011/2012 - Diakonie Württemberg
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Es ist falsch, Menschen keine Teilhabe zu ermöglichen Interview 9<br />
Krankenkassen schwer, dem politischen Ziel „ambulant vor<br />
stationär“ auch Taten folgen zu lassen. Gute Qualität in der<br />
Pflege muss bezahlt werden und unser Anspruch ist, dass wir<br />
die Pflegekräfte nach Tarif entlohnen. Hier muss sich politisch,<br />
aber auch gesellschaftlich noch viel tun. Bei der Frage von<br />
FSJ und Bundesfreiwilligendienst haben wir es immer noch<br />
nicht geschafft, dass für beide Freiwilligendienste gleiche<br />
Bedingungen gelten. Da muss sich der Bundesgesetzgeber<br />
noch bewegen.<br />
Kaufmann: Bei der Politik ist die besondere Situation von<br />
Langzeitarbeitslosen noch nicht genügend angekommen.<br />
Es gibt immer noch die Ideologie: Wenn die Wirtschaft wächst,<br />
kommen alle Menschen auch in Arbeit. Aber viele Betroffene<br />
schaffen diesen Weg nicht oder nur sehr mühsam. Die Zahlen<br />
der Langzeitarbeitslosen gehen nicht so zurück wie die der<br />
anderen Arbeitslosen. Und die Bundesagentur für Arbeit hat<br />
viele Millionen Euro an das zuständige Bundesministerium<br />
zurück überwiesen anstatt die Eingliederungshilfe, die dringend<br />
notwendig ist, wieder auszubauen. Das ist ein Skandal,<br />
der auch so genannt werden muss. Wir sind froh, dass zumindest<br />
das Land an einem neuen Landesarbeitsprogramm für<br />
Langzeitarbeitslose arbeitet, an dem wir uns intensiv be-<br />
teiligen. Auf Bundesebene stoßen wir da leider auf wenig<br />
Verständnis.<br />
Verbandsinterne Herausforderungen<br />
Welche verbandsinternen Themen haben Sie im<br />
Berichtzeitraum beschäftigt?<br />
Middel: Bei uns im Vorstandsbereich war es das neue Risikomanagement.<br />
Wir brauchen dies als Frühwarnsystem, damit<br />
wir bei einer wirtschaftlichen Schieflage einer Einrichtung<br />
rechtzeitig helfen können. Unser Ziel ist, dass sich endlich alle<br />
Träger daran beteiligen. Und damit wir dann auch Mittel<br />
haben, um im Krisenfall helfen zu können, brauchen wir dringend<br />
den Einrichtungssicherungsfonds. Damit können im<br />
Krisenfall Einrichtungen und damit Arbeitsplätze für Mitarbeitende<br />
und Hilfen für Betroffene erhalten werden. Wir sind froh,<br />
dass wir von allen Seiten Unterstützung erfahren – von den<br />
Mitarbeitenden, über die Träger bis hin zur Landeskirche. Nun<br />
hoffen wir, dass wir die steuerlichen Hürden noch überwinden<br />
können.<br />
Wie schätzen Sie denn die derzeitige wirtschaftliche<br />
Lage unserer Träger ein?<br />
Middel: Die Situation hat sich verschlechtert. Es gibt immer<br />
mehr Indikatoren, die deutlich machen, dass es für unsere<br />
Träger schwieriger wird. Bei einem Drittel unserer Träger<br />
haben wir deutliche Anzeichen dafür. Darauf müssen wir<br />
reagieren.<br />
Welches verbandsinterne Thema war für Sie,<br />
Herr Kaufmann, besonders wichtig?<br />
Kaufmann: Wie gehen wir aufgrund der demografischen<br />
Entwicklung mit den Herausforderungen um? Zum einen<br />
haben wir älter werdende Menschen zu begleiten und zu<br />
pflegen. Die Zahlen steigen. Zum anderen werden wir in Zeiten<br />
des Fachkräftemangels unsere Mitarbeitenden gut führen und<br />
fortbilden müssen, damit sie auf Dauer den Anforderungen<br />
gewachsen sind. lm Projekt Chronos haben wir dies zusammen<br />
mit vielen unserer Mitglieder bearbeitet. Das hat uns eine<br />
hohe Anerkennung auch von außen gebracht, zum Beispiel<br />
von den Krankenkassen. Die Fortbildung und das Gesundheitsmanagement<br />
einer älter werdenden Mitarbeiterschaft sind<br />
sehr wichtig. Dies wird nach Abschluss des Projektes in den<br />
Einrichtungen weiterentwickelt werden. Wir sehen, dass auch<br />
an uns hohe Erwartungen im Hinblick auf die Personalentwicklungsberatung<br />
gestellt werden. In dem Projekt Chronos haben<br />
wir wichtige und qualifizierte Antworten entwickeln können.<br />
Ein überwältigendes Signal haben wir im Hinblick auf die<br />
Erwartungen an das geistliche Leben, die diakonische Kultur<br />
als Ausdruck des Glaubens, bekommen. Unser Gebetsbüchlein<br />
für Pflegende und Menschen, die mit älteren und kranken<br />
Menschen zu tun haben, ist über 60.000-mal angefordert<br />
worden. Das ist ein tolles Signal nach innen und nach außen.<br />
Heike Baehrens