28 Arbeitsbereich 4 Arbeitsbereich 4: Internationale <strong>Diakonie</strong> Wie abgeschobene Roma in Serbien wieder Perspektiven finden Internationale <strong>Diakonie</strong> Interview über Herausforderungen der Internationalen <strong>Diakonie</strong> heute
„Jetzt haben wir genug zum Überleben“ Die Aktion Hoffnung für Osteuropa hilft Roma-Familien in Serbien Mihajlo Markov greift nach drei leeren Plastikflaschen, schneidet flink einen langen Schlitz hinein, damit die Luft entweichen kann und wirft sie in den Metallschlund. Dann drückt er den Knopf der Maschine und mit einem lauten Krachen drückt die hydraulische Presse das Plastik zusammen. „Hier sortieren wir die Flaschen, die wir in den Straßen sammeln, nach Farben und pressen sie zu 35-Kilo-Paketen“, sagt der 26-Jährige Kosovare und zeigt auf die zahllosen Plastikflaschen, die sich am Zaun des kleinen Hofes stapeln. Als Mihajlo Markov ein kleiner Junge war, ist er mit seinen Eltern und seinen drei Brüdern aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen. Acht Jahre lebte er in Berlin, ging zur Schule und fand Freunde. „Es war schön in Deutschland“, erzählt er mit einem traurigen Lächeln. „Als wir nach Serbien kamen, war das hart. Ohne Zuhause, ohne Arbeit, ohne Perspektive.“ Mihajlo und seine Brüder sprechen fehlerfrei Deutsch. Erst kam die Familie Markov in ein kleines Dorf in der Vojvodina. Da sie dort keine Arbeit fanden, gingen sie nach Novi Sad und begannen, Plastikflaschen zu sammeln. Mihajlos Vater, der 48-Jährige Milan Markov, der das Recyclingmaterial zu Paketen schnürt, nickt zustimmend. „Wir hatten kein Einkommen und das Geld aus dem Verkauf der Flaschen reichte vorne und hinten nicht.“ Er erzählt, wie er von der Ecumenical Humanitarian Organisation, kurz EHO, erfuhr. Die serbische Hilfsor- ganisation wird von der württembergischen diakonischen Aktion Hoffnung für Osteuropa gefördert und unterstützt Menschen wie Mihajlo und seine Familie, die als ehemalige Flüchtlinge nach Serbien zurückkehren. EHO hilft ihnen bei den zahllosen Behördengängen, um offizielle Papiere und einen Anspruch auf Sozialhilfe und Kindergeld zu bekommen. Sie beschäftigt Mentoren an Schulen, die den Migrantenkindern Serbisch beibringen und fördert die Eltern, eine Einkommensmöglichkeit zu finden. Die Markovs zählen mit den Familien der drei Brüder mittlerweile 13 Personen. Sie bekommen 150 Euro Sozialhilfe im Monat. „Das reicht nicht einmal, um die Windeln der Kinder zu bezahlen“, sagt Großvater Milan Markov. Eine Anstellung zu finden, ist praktisch unmöglich, vor allem wenn man Roma ist wie die Markovs. Schätzungsweise 80 Prozent der Roma in Novi Sad sind arbeitslos, unter den zurückgekehrten Flüchtlingen sind es 99 Prozent. Letztes Jahr erstellte Großvater Mihajlo zusammen mit den Mitarbeitern von EHO einen Businessplan. Sein Plan überzeugte und er bekam eine hydraulische Presse. Wenn er die sperrigen Plastikflaschen mit der Presse komprimiert, zahlt die Recyclingfirma aus Nis ihm einen besseren Preis. Wenn sie eine Tonne zusammen haben, holt ein LKW der Firma das Recyclingmaterial direkt an ihrer Hofeinfahrt ab. Früher ließ der LKW aus der 500 Kilometer entfernten Stadt ihn oft stehen, weil sich die Abholung der sperrigen Säcke, in dem sie die Flaschen früher sammelten, nicht lohnte. Die Familie Markov arbeitet konzentriert, obwohl es heute 30 Grad warm ist in Novi Sad. „Wenn wir alle mit anpacken, können wir rund 90 Kilo Flaschen sammeln