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PDF suchbar 26,8 MB - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Menschen, in denen das anfänglich armselige Äußere dieserMenschen aus dem Osten ein tiefes Mitgefühl hervorgebracht hat.Sie möchten daher die Ostarbeiterinnen ganz besonders in ihreObhut nehmen, ja vor lauter Gefühlsduselei diesen Lebensmittelund sonstiges, das sie sich von ihrem eigenen Munde absparen,zustecken. Das ist vollkommen falsch ... " (zit. n. Pichler,1984: 296).Trotz der Androhung von Strafen waren Einheimische immerwieder bereit, Brücken der Menschlichkeit zu Kriegsgefangenenund Fremdarbeitern zu schlagen. Dabei ist zu bedenken, daßschon kleine Gesten, wie das Überreichen einer Zigarette odereines Stücks Brot, als Delikte galten. So wurde in Lochau <strong>Johann</strong>Sinz angezeigt, weil er einem französischen Kriegsgefangenen einebereits angerauchte Zigarette gegeben hatte (StaBr PolBer13.10.1942). Gegen die Bregenzerin Maria Heitmanek erfolgte eineAnzeige, weil sie auf der Straße russischen Kriegsgefangenen Brotzugesteckt hatte (StaBr PolBer 12.8.1943). Die Strafen fürderartige humanitäre Gesten waren empfindlich, da die Übergabevon Lebensmitteln oder Rauchwaren an Kriegsgefangene auch alsSchädigung der deutschen Wirtschaft betrachtet wurde. So wurdeder damals erst siebzehnjährige Wolfurter Martin Österle von derGestapo Bregenz eine Woche in Haft gehalten und von den Gestapo-LeutenSchlagbauer und Quoß blutig geschlagen, weil ersowjetischen Kriegsgefangenen im Bahnhof Kennelbach im Dezember1943 20 Zigaretten zugesteckt hatte. Österle war bereits im Juli1942 kurz in Gestapo-Haft gewesen, nachdem er Ostarbeiterinnender Firma Schindler in Kennelbach Äpfel und Brot gegeben hatte.Österle erhielt trotz seiner Jugend "Frontbewährung" (Schr. M.Österle M.)Auch die Inhaberin des Bludenzer Bahnhofsbuffets, FriedaStich, wurde, nachdem sie zwischen 21. und 24.10.1941 zum Gestapo-Verhörim Bregenzer Gefängnis festgehalten worden war(GeBBr 34/41), am 19.11.1941 vom Landgericht Feldkirch zu sechsWochen Gefängnis verurteilt, da sie von der Kreisleitung derNSDAP Bludenz beschuldigt worden war, Kriegsgefangenen, die aufihren Weitertransport warteten, öfters Semmel und Zigarettengeschenkt zu haben. In einem Schreiben des Bludenzer Kreisleitersan die Gestapo Bregenz hieß es: "Da eine derartige Behandlungvon Kriegsgefangenen durch Frau Stich nicht nur eine nationaleWürdelosigkeit ist, sondern gegen die klaren und eindeutigenBestimmungen über die Behandlung von Kriegsgefangenen schwerstensverstößt, bitte ich Sie, gegen Frau Frieda Stich entsprechendeMaßnahmen einzuleiten" (LGF Vr 345/41).176

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